Zahl der Exzesse bei jungen Menschen hat sich verdoppelt. Sie konsumieren weniger harte Drogen, dafür mehr Cannabis und Alkohol. Die Prävention setzt schon bei den Kleinsten an.

Die Entwicklung ist dramatisch: Immer mehr Jugendliche landen nach Alkoholexzessen im Krankenhaus. Mussten 2003 noch 62 Jungen und Mädchen wegen einer Alkoholvergiftung in Hamburgs Kliniken behandelt werden, waren es 2007 nach den aktuellsten Zahlen bereits 146. "Das ist mehr als eine Verdoppelung und damit eine alarmierende Entwicklung", sagt Christian Bölckow, Geschäftsführer der Hamburgischen Landesstelle für Suchtfragen. Deshalb soll viel stärker auf Prävention gesetzt werden, die schon bei kleinen Kindern ansetzt.

Die jungen Menschen würden mittlerweile in kürzerer Zeit viel größere Mengen an Alkohol zu sich nehmen. "Früher endete eine Party vielleicht im Vollrausch, heute beginnt sie bereits damit." Auch bundesweit zeigt sich dieser Trend. So wurden mit 23 165 jungen Leuten zwischen zehn und 20 Jahren 2007 so viele Jugendliche wie nie zuvor mit Alkoholvergiftung stationär im Krankenhaus behandelt. Im Vergleich zum Vorjahr nahm die Zahl um 20 Prozent zu. Seit der ersten Erhebung 2000 ist das eine Steigerung um 143 Prozent.

Auch Dieter Adamski, Geschäftsführer des Vereins Therapiehilfe, berichtet von einer Zunahme des Konsums bei Jugendlichen. "Die Mädchen trinken zunehmend größere Mengen", sagt er dem Abendblatt. Und so würden die Beratungsstellen des Vereins immer häufiger von Betroffenen aufgesucht. "Vor einigen Jahren hatten wir pro Einrichtung noch etwa 100 Fälle jährlich, heute sind es bereits durchschnittlich 260", sagt der Therapeut.

Ein Trend zeichne sich dabei ab: "Die jungen Menschen konsumieren weniger die harten Drogen wie Heroin, dafür immer mehr Cannabis oder Alkohol." Dabei scheine der normale Umgang mit Alkohol mehr und mehr zu entgleisen.

Doch auch bei den Erwachsenen befürchten die Experten jetzt ein Ansteigen des Alkoholkonsums. "Irgendwann holen uns sicherlich die Folgen der Krise ein", sagt Adamski. Sollte die Arbeitslosenquote steigen, können der Frust und die Sorgen zum Trinken verleiten. "Bei den Menschen, die keine Perspektive haben, hat Alkohol zumeist einen sehr großen Stellenwert."

Die Deutsche Hauptstelle für Suchtgefahren (Hamm) fordert deshalb einen Aktionsplan Alkohol, um den Alkoholkonsum in Deutschland deutlich zu senken: von derzeit zehn Litern reinen Alkohols pro Kopf und Jahr auf acht Liter.

Um über die Gefahren von Alkohol und die Folgen eines Missbrauchs zu informieren, wird in dieser Woche die Aktionswoche "Alkohol? Kenn dein Limit" gestartet. Auch Prominente wie der Schauspieler Manfred Zapatka (KDD-Kriminaldauerdienst) oder "Gute Zeiten, schlechte Zeiten"-Star Jörn Schlönvoigt unterstützen die Kampagne. In Hamburg gibt es in den kommenden Tagen mehr als 30 Veranstaltungen (siehe unten). "Ziel ist es, Werbung für moderateren Konsum von Alkohol zu machen", so Bölckow. "Alkoholkranke sollen ermuntert werden, Kontakt zu Hilfseinrichtungen aufzunehmen." Nur zehn Prozent suchen derzeit Hilfe.