Die Sozialdemokraten rüsten sich zur nächsten Runde im scheinbar endlosen Streit um den Stimmzettelklau vom 25. Februar 2007.

Auf der Sitzung des Landesvorstands am kommenden Dienstag könnte es zur direkten Konfrontation zwischen Parteichef Ingo Egloff und seinem Vorgänger Mathias Petersen kommen.

Wie berichtet, will Egloff der Parteispitze vorschlagen, den bislang geheim gehaltenen SPD-Untersuchungsbericht zum Stimmenklau nun doch zu veröffentlichen. Es gilt als sicher, dass das auch geschieht. Immer mehr Details aus dem in Wahrheit nicht sonderlich brisanten Bericht waren in den zurückliegenden Tagen an die Öffentlichkeit gelangt. Das zentrale Argument für die Geheimniskrämerei - der Schutz der SPD-Mitarbeiter vor ungerechtfertigten Vorwürfen - gilt nun nicht mehr.

Die Lage hat sich außerdem zugespitzt, weil auch Details aus den inzwischen eingestellten staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen bekannt geworden sind. Weil sich Petersen über seinen Anwalt die Akteneinsicht erstritten hatte, hatte Egloff indirekt darüber spekuliert, Petersen könnte vertrauliche Details an die Medien weitergegeben haben. Petersen hatte diesen Vorwurf empört zurückgewiesen. "Opfer zu Tätern zu machen ist in der Politik eine verbreitete, aber erfolglose Methode", sagte Petersen der "Morgenpost".

Um den öffentlich ausgetragenen Konflikt zwischen den beiden Spitzengenossen zu entschärfen, hat Egloff Petersen zur Vorstandssitzung eingeladen. Aber der Arzt aus Altona hat noch nicht zugesagt. "Ich habe lauter Termine am Dienstag, die schon lange geplant waren", sagte der frühere Parteichef am Freitag dem Abendblatt. Er versuche, die Verabredungen umzulegen.

Seit mehr als zwei Jahren lähmt der ungelöste Konflikt um die Stimmzettelaffäre die Partei. Petersen und seine damalige Stellvertreterin Dorothee Stapelfeldt waren im Rennen um die Spitzenkandidatur für die Bürgerschaftswahl 2008 gegeneinander angetreten. Während der Stimmenauszählung wurde festgestellt, dass rund 1000 Stimmen aus einer Briefwahlurne fehlten. Die Auszählung wurde abgebrochen - Petersen, Stapelfeldt und der gesamte Landesvorstand traten zurück. Eine spätere Auszählung der vorhandenen Stimmen ergab, dass Petersen uneinholbar führte, also die Basisbefragung gewonnen hätte.

Egloff machte am Freitag in einer E-Mail an Parteifreunde, die dem Abendblatt vorliegt, seinen Kurs klar. "Wir müssen alle versuchen, die Sache zu beenden", schreibt der Parteichef auch mit Blick auf die bevorstehenden Wahlen. "Wer meint, zwei Jahre nach dem Vorfall - so verwerflich er auch war - dieses Thema wieder hoch kochen zu müssen, ohne dass es neue Erkenntnisse gibt, schadet der Partei", so Egloff. Auch ein Seitenhieb auf Petersen.