CDU-Chef Marcus Weinberg wurde mit 82 Prozent im Amt bestätigt. Herlind Gundelach und Dietrich Wersich rücken in die Parteiführung auf.

Hamburg. So ganz sicher war er sich seiner Sache wohl nicht. Bevor Marcus Weinberg zu den rund 200 CDU-Mitgliedern sprach, wies er sie vorsorglich darauf hin, dass sie sich im Foyer des CCH nach seiner Rede "Kopfschmerztabletten holen" könnten. Das war aber gar nicht nötig, denn den allermeisten Christdemokraten gefiel der Auftritt ihres Landesvorsitzenden - ebenso wie die für Hamburger CDU-Verhältnisse ungewöhnlich offene und kommunikative Art, mit der der 45-Jährige die Partei seit einem Jahr führt. Und so wurde Weinberg, der 2011 mit 71 Prozent Zustimmung zum Nachfolger von Frank Schira gewählt worden war, am Sonnabend mit deutlich besseren 82 Prozent (163 von 198 Stimmen) im Amt bestätigt.

Neu unter den vier stellvertretenden Landesvorsitzenden der CDU sind die Ex-Senatoren Herlind Gundelach und Dietrich Wersich. Die frühere Wissenschaftssenatorin und der heutige Bürgerschaftsfraktionschef lösten Karen Koop und Viviane Spethmann ab. Gundelach erhielt 70 Prozent der Stimmen, Wersich 75 Prozent. Als Parteivize bestätigt wurden die Bürgerschaftsabgeordnete Friederike Föcking (79 Prozent) sowie der Bundestagsabgeordnete Rüdiger Kruse (78). Schatzmeister bleibt Thies Goldberg (79).

+++ Marcus Weinberg bleibt Hamburger CDU-Vorsitzender +++

Weinberg will die CDU als "moderne, bürgernahe Großstadtpartei" positionieren. Vor allem in der von ihm gewünschten Einbeziehung der Bürger und der Parteimitglieder sieht er einen großen Unterschied zur regierenden SPD. "Wir wollen mehr Freiheit und Gerechtigkeit statt dieser zentralistischen Bevormundungspolitik", sagte der Bundestagsabgeordnete aus Altona in Richtung von Bürgermeister Olaf Scholz (SPD), den die Junge Union als "absolutistischen König Olaf" kritisierte.

Inhaltlich ging Weinberg vor allem in der Bildungs-, der Sozial- und der Finanzpolitik hart mit dem SPD-Senat ins Gericht. Schulsenator Ties Rabe (SPD) verunsichere mit Plänen für Zentralabitur und Ganztagsschule Eltern, Lehrer und Schüler. Die CDU wolle zwar auch den Haushalt konsolidieren, aber sie lehne es ab, für eine Milliarde Euro Anteile an Hapag-Lloyd und an den Energienetzen zu erwerben und andererseits im Sozialbereich zu sparen. "Wir sparen nicht bei den Kinderkuren", rief Weinberg. Da die CDU darüber derzeit nicht zu bestimmen hat, gab er als zentrales Ziel aus, bis 2014 "wahlkampfähig" zu werden.

In dem Jahr stehen erstmals eigenständige Wahlen zu den Bezirksversammlungen an. "Das ist für uns eine entscheidende Wahl", so der Parteichef. Die CDU müsse in den Bezirken wieder "mehrheitsfähig" werden.

Infolge der Wahlniederlage hatten sich auch die Finanzprobleme der CDU verschärft. Weil die Einnahmen aus der Parteienfinanzierung, aus den Abgaben der Abgeordneten und aus Spenden massiv zurückgingen, hatte der Landesverband 2011 mit einem Minus von 217 000 Euro abgeschlossen. Dank zweier "Konsolidierungspakete", so Schatzmeister Goldberg, soll der Fehlbetrag 2012 auf 76 000 Euro reduziert werden. Der Verkauf der Parteizentrale am Leinpfad ist kein Thema mehr.