Woort (Waart) - wenn man dieses Wort in Hamburg hört, ist möglicherweise auf Plattdeutsch das Wort Wort gemeint; aber in Familien spricht man bei Woort oftmals von der Warze. Hat man selber eine Warze, ist man gelegentlich hilflos: Vielleicht nützt das Besprechen oder besser das Medikament Warz-ab, auch als Wart's ab verhohnepipelt.

Paul Segler, Ottensen

Anm.: Wir müssen hier einige hamb. Homophone trennen, die alle wie vo:et ausgesprochen werden. Das Woort ¹ ist die kleinste bedeutungstragende sprachliche Einheit, aber die Woort ² bedeutet Wurt od. Warft und bezeichnet einen künstlich aufgeschütteten Hügel im Marschgebiet. Der Waart ¹ist eine männl. Ente, ein Erpel. Die Waart ¹schließlich ist die Warze, eine Hautwucherung, die man gern loswerden will. Das Hamburgische Wörterbuch überliefert eine Fülle von "Rezepten" (HWB 5/630): Am harmlosesten war es noch, die Warze mit einem Stück Speck einzureiben und den Speck anschließend unter der Dachtraufe od. einem Holunderbusch zu vergraben, wie es aus Finkenwerder und Moorburg berichtet wird. In Langenhorn benutzte man zum Überstreichen eine schwarze Schnecke, spießte die auf einen Dorn und wartete, bis sie vertrocknet und hoffentlich auch die Warze mit vertrocknet war. Der Glaube versetzt zwar psychosomatische Berge, aber selten Warzen. In Lohbrügge sollte man die Warze mit einer trockenen Erbse einreiben und die Erbse dann schnell ins Feuer werfen. In Billwerder benötigte man den zunehmenden Mond, um kreuzweise über die Warze zu streichen und die Zauberformel zu murmeln: Wat ik ankiek, dat schall gewinnen, wat ik överstriek, dat schall verswinnen. Anderswo in Hamburg hielt man es mehr mit dem abnehmenden Mond: So as de Moond schient an de Wand, so goht de Waarten vun de Hand. In den Vierlanden hatte man schon immer eine größere Nähe zum Sarg und glaubte, die Warzen auf die Toten übertragen zu können, indem man das Blut seiner Warze auf einen Lappen träufeln ließ und den dann in den Sarg schmuggelte. Wem das noch zu kompliziert war, der berührte die Warze mit der Hand des Toten und sprach: Liek, Liek, witt, nimm all mien Waarten mit. So recht scheint bis heute kein Mittel gewirkt zu haben, wenn wir die vielen angebotenen Anti-Warzen-Pflaster und -Tinkturen betrachten.

Zur Serie sind zwei Bücher mit Tausenden von Begriffen erschienen. Sie erhalten die Bestseller "Sprechen Sie Hamburgisch?" von Peter Schmachthagen jetzt zum Jubiläumspreis von 6,95 Euro je Band oder beide Bände zusammen für 10 Euro unter www.abendblatt.de/shop bzw. unter der Telefonnummer 040/347-265 66. Vorschläge und Anmerkungen zur Serie senden Sie bitte an die E-Mail-Adresse briefe@abendblatt.de (Betreff: Hamburgisch).