Tausende Freidenker aus mehr als 50 Ländern werden in der Hansestadt erwartet. Anlass ist der 275. Geburtstag der “Loge d'Hambourg“.

Hamburg. Was lange Zeit verborgen oder sogar verboten war, wird der Öffentlichkeit bald präsentiert: Hamburgs Freimaurer treffen Vorbereitungen für eine große Jubiläumsfeier. Im Herbst kommenden Jahres werden mehrere Tausend Freidenker aus mehr als 50 Ländern in der Hansestadt erwartet, um die Gründung der deutschen Freimaurerei anno 1737 zu würdigen. Anlass ist der 275. Geburtstag der "Loge d'Hambourg", die mittlerweile als Loge "Absalom zu den drei Nesseln" firmiert. Das Motto der dreitägigen Feierlichkeiten: "Offen, verbindlich, frei".

Vom 28. bis 30. September 2012 soll jener Geist von "Liberalität, Aufklärung und weltoffener Toleranz" zu spüren sein, der einst entscheidend zu Hamburgs wirtschaftlicher Blüte beitrug. Nicht nur Preußens König Friedrich II., sondern auch namhafte Hanseaten wie die Bürgermeister Amandus Augustus Abendroth und Heinrich Kellinghusen, die Senatoren Hudtwalcker und Sieveking oder die Dichter Claudius, Hagedorn oder Klopstock waren den unverändert gültigen Idealen der Freimaurerei verbunden. "Wir wollen an diese Tradition erinnern", sagt Organisationschef Knut Terjung, "und gleichzeitig das aktuelle Wirken aufzeigen." Ziel sei es, sich weit stärker als bisher zu öffnen. Man wolle nicht missionieren, sondern informieren.

In Hamburg sind derzeit 40 Logen mit 1400 Mitgliedern aktiv, die meisten von ihnen in den Logenhäusern Moorweidenstraße sowie Welckerstraße. So weit wie - überlieferten Prinzipien gemäß - möglich, werden die Freimaurer ihre Tore öffnen und Einblick in ihr Wirken ermöglichen.

Derzeit sind 14 verschiedene Arbeitsgemeinschaften damit beschäftigt, Hamburg in den Blickpunkt der Freimaurerwelt zu rücken. Im Kern steht das Jubiläumsprogramm schon. Vor dem Konvent der Vereinigten Großlogen von Deutschland steht zur Eröffnung der Festivitäten ein Senatsempfang im Rathaus auf dem Programm. Parallel wird in der Rathausdiele die Ausstellung "Geschichte der Freimaurerei" eröffnet. Wer kennt schon die zahlreichen Spuren der Logen im alltäglichen Stadtbild oder weiß, dass Rathaus, Laeiszhalle, Börse oder Hauptbahnhof einst von Freimaurern geschaffen wurden? Zu den kleinen Geheimnissen zählen auch die Reliefs zahlreicher Freimaurer in den Säulen des Rathauses. Am Eröffnungstag des Jubiläums gibt es zudem eine internationale Zusammenkunft im Börsensaal der Handelskammer.

Höhepunkt des zweiten Tages ist eine "rituelle Festarbeit" mit Teilnehmern aus aller Welt im Michel. Abends wird zu einer Gala in der Fischauktionshalle geladen. Am Schlusstag steht ein öffentlicher Festakt in der Laeiszhalle auf dem Programm - mit der Welturaufführung der von der Hamburger Komponistin Gloria Bruni eigens für diesen Anlass kreierten "Freimaurer-Symphonie". Thema: "La Veritad", die Wahrheit. Der Inhalt dreht sich um die Ringparabel Gotthold Ephraim Lessings, ebenfalls ein Freimaurer.

Auch vorher schon können sich die Hamburger ein Bild von den Freimaurer-Aktivitäten machen: Auf dem Gänsemarkt neben dem Lessing-Denkmal wird eine historische "Bauhütte" errichtet. Nach Handwerkskunst schaffen dort Steinmetze einen Brunnen, der anschließend im Michel aufgestellt wird.