S-Bahn, U-Bahn oder die entsprechenden Bahnhöfe sind keine zielgesuchten Tatorte, bieten aber laut Professor Bernd-Rüdeger Sonnen von der Universität Hamburg "hervorragende Tatgelegenheiten". Eine Ursache: "An keinem anderen Ort treffen so viele Menschen zufällig aufeinander", sagt der Experte für Jugendstrafrecht.

"Hier begegnen sich auf kleinem Raum Leute unterschiedlicher Herkunft, aus verschiedenen gesellschaftlichen Milieus oder Szenen oder auch Fanklubs." Der geschlossene Raum in öffentlichen Verkehrsmitteln bietet Provokationsmöglichkeiten. "Wenn es jemand darauf anlegt, kann er mit simplen Handlungen wie Füße auf den Sitz legen oder laut Musik hören Menschen reizen oder sich auch provozieren lassen", sagt Kriminologe Sonnen. Häufig gehe es bei Gewalttätigkeiten in U-Bahn, S-Bahn oder auf Bahnsteigen um nichtige Anlässe. Bei Täter-Opfer-Gesprächen frage das Opfer häufig: "Warum hast du dir ausgerechnet mich ausgesucht?" Die Antwort laute oft: "Weil du so blöd geguckt hast."