Es wurden Baumängel und Schimmelbefall in Holzbauteilen festgestellt. Nur der Keller, die Heizungsanlage und die Tiefgarage bleiben stehen.

Hamburg. Es ist eine Millionenruine. Die bisher entstandenen Kosten liegen bei mehr als zehn Millionen Euro. Die Rede ist von zwei Neubauten am Thiedeweg in Wandsbek mit insgesamt 42 Wohnungen, deren Bauherrin die Wohnungsgenossenschaft Hamburg-Wandsbek von 1897 (WHW) ist. Der Rohbau ist seit mehr als drei Jahren fertig, die Fenster sind eingesetzt. Seit November 2007 ruhen die Bauarbeiten.

Es wurden Baumängel und Schimmelbefall in Holzbauteilen festgestellt. Es folgte eine lange Auseinandersetzung mit dem für die Generalplanung beauftragten Unternehmen und zahlreiche Gutachten, um die Schuldfrage zu klären. Noch laufen die Verhandlungen zwischen der Bauherrin und dem Generalplaner über einen Vergleich. Aber eines steht fest: In wenigen Tagen kommen die Abrissbagger, um die beiden Wohnblöcke abzureißen.

Nur der Keller, die Heizungsanlage und die Tiefgarage bleiben stehen. Zu den bereits verursachten Kosten von mehr als zehn Millionen Euro werden jetzt etwa elf weitere Millionen Euro für zwei Neubauten auf dem Grundstück kommen: "Wir haben aufgrund des Schimmelbefalls keine andere Wahl, als die Gebäude abreißen zu lassen. Das haben auch zahlreiche Gutachten ergeben", sagt WHW-Vorstand Detlef Siggelkow. Es sei nicht zu verantworten, dass durch den Schimmelbefall später gesundheitliche Probleme bei den Mietern auftreten.

In den zwei neuen Wohnblöcken, der Baubeginn ist für Spätsommer 2010 geplant, soll deutlich mehr Wohnraum entstehen: "Durch die geschickte Planung werden wir nun 85 Wohnungen realisieren können und so einen deutlich höheren Erlös durch die Mieteinnahmen haben", sagt sein Vorstandskollege Ralf Niedmers.

Die WHW war im Jahr 2008 über Monate in den Schlagzeilen gewesen. Damals ging es um Personalien: Die Vertreterversammlung hatte im August die beiden Vorstände Verena Helle und Martin Hornig abgewählt und danach fristlos gekündigt. Der gesamte Aufsichtsrat hatte Minuten später seinen Rücktritt erklärt. Zuvor hatten Mitarbeiter und Mitglieder der WHW schwere Vorwürfe gegen die beiden ehemaligen Vorstände erhoben. Diese bezogen sich auf häufige Besuche von Nobelrestaurants, einen umstrittenen Grundstücksverkauf und den Plan, 14 der 26 Mitarbeiter zu entlassen. Die ehemaligen Vorstände tragen laut Niedmers eine Mitverantwortung an der Millionenruine: "Der Auftrag für den Neubau lag in der Amtszeit von Helle und Hornig. Deshalb behalten wir uns gegen die beiden Schadenersatzansprüche vor", sagt Niedmers.