HFV hat sämtliche Spiele bis einschließlich kommenden Sonntag abgesagt. HTB-Trainer Ingo Brussolo fordert längere Winterpause und mehr Spiele im Sommer.

Harburg. Der Winter wirbelt den Hamburger Fußballkalender mal wieder kräftig durcheinander. Gerade hat der Hamburger Fußball-Verband (HFV) sämtliche Punkt-, Pokal- und Freundschaftsspiele (auch auf Kunstrasen) bis einschließlich kommenden Sonntag abgesagt, weil aufgrund der Platzverhältnisse keine regulären Spielbedingungen herrschen und die Gesundheit der Spieler gefährdet ist.

Alle Bemühungen, das winterliche Terminchaos zu vermindern, sind bisher gescheitert. Dabei hatte der HFV vor einigen Jahren die Winterpause extra verlängert. Einen Vorschlag, wie man dem Winter aus dem Wege gehen könnte, hatte Ingo Brussolo, viele Jahre Vorsitzender des FTSV Altenwerder und heute Trainer der Fußballer des Harburger TB, eingereicht. Was ist daraus geworden? Das Hamburger Abendblatt sprach mit Ingo Brussolo.

Hamburger Abendblatt:

Herr Brussolo, auf Ihren Vorschlag hin ist vor ein paar Jahren die Fußball-Winterpause in Hamburg verlängert worden. Was hat das bewirkt?

Brussolo:

Nicht viel, wie man heute an fast jeder Tabelle ablesen kannt. Ein wesentlicher Teil meiner Vorschläge ist allerdings auch nicht vom Hamburger Fußball-Verband umgesetzt worden.

Welche konkreten Vorschläge waren das denn?

Brussolo:

Ich hatte angeregt, im Sommer, also von August bis Anfang September, vor allem die Lokalderbys mitten in der Woche anzusetzen. Die Fußballfreunde hätten nach der Arbeit noch auf ein Bier zu einem Fußballspiel gehen können und die Mannschaften hätten während der Schönwetterperiode schon so viele Punktspiele bestritten, dass sie den Winter ganz entspannt abwarten könnten.

Dabei hat der Fußball-Verband die Winterpause doch schon von Anfang Dezember bis Mitte Februar, also auf zweieinhalb Monate, ausgedehnt.

Brussolo:

Aber wir hatten jetzt gerade unser Oddset-Pokalspiel gegen den TSV Sasel schon wieder am 2. Februar. Das mit der langen Winterpause haben die Fußballfunktionäre ja im Grunde schon wieder aufgeweicht.

In der Bezirksliga Süd hat Ihr Verein, der Harburger TB, 21 Punktspiele absolviert, während die SV Este 06/70 fünf Spiele hinterher hinkt. Kann man da noch von einem fairen Leistungsvergleich sprechen?

Brussolo:

Natürlich nicht, das verzerrt vieles. Aber das ist vor allem auch eine Auswirkung der vielen, nämlich rund 40 Kunstrasenplätze, die es in Hamburg inzwischen gibt. Der Harburger TB hat nur ein einziges Spiel nachzuholen. Bei Este 06/70 in Cranz dagegen kann man wohl nur spielen, wenn die Sonne scheint.

Viele Mannschaften können bei miesem Wetter vor allem nicht richtig trainieren. Ist das nicht ein gravierender Nachteil für diese Clubs?

Brussolo:

In unserer Bezirksliga spielt das meiner Erfahrung nach nicht so eine große Rolle. Vor zwei Jahren hatte Camlica Genclik acht Nachholspiele. Die haben damals fast alle zwei Tage spielen müssen, haben sämtliche Nachholbegegnungen gewonnen und sind auch noch Meister geworden.

Winter und Schnee sind ja nicht neu. Früher aber, als Sie selbst noch als Torjäger aktiv waren, sind doch fast nie Spiele abgesagt worden. Was ist heute anders?

Brussolo:

Wir haben früher auf knüppelhart gefrorenen Plätzen gespielt. Obwohl, ich habe das gehasst. Es hat dadurch auch mehr Verletzungen gegeben, das will doch keiner mehr.

Werden die Sportanlagen in Hamburg zu früh und zu schnell gesperrt?

Brussolo:

Sicher viel eher als noch vor zehn oder 15 Jahren. In den zwei Jahrzehnten, in denen ich Präsident und Trainer beim FTSV Altenwerder war, haben wir unsere Anlage nur drei Mal für unbespielbar erklärt.

Wird dieses Problem durch die Kunstrasenplätze gelöst?

Brussolo:

Ja, ganz klar. Vereine und Mannschaften mit Kunstrasen haben ja kaum Ausfälle. Der Verband tut sich deshalb heute auch viel schwerer, Spieltage komplett abzusagen. Das wiederum verstärkt die Verzerrungen und Ungerechtigkeiten. Dieses Problem wird aber verschwinden, ich glaube, dass in zehn Jahren nur noch auf Kunstrasen gekickt wird.

Aber dafür kriegen wir dann schlimmere Probleme. Welche sind das?

Brussolo:

Die einzelnen Plätze sind sehr unterschiedlich, aber alle sind sehr stumpf. Das geht auf die Gelenke und zerrt an der Muskulatur. In den vielen Jahren, in denen ich im Fußball dabei bin, habe ich noch nie erlebt, dass Spieler so viele Muskel- und Gelenkprobleme hatten wie jetzt meine Mannschaft beim Harburger TB.