Abschlag: Wir stellen in einer Serie die Golfanlagen der Region vor. Heute in unserem Fokus: der Hamburger Land- und Golf-Club Hittfeld.

Hittfeld. Sie haben den Weitblick beim Hamburger Land- und Golf-Club Hittfeld. Und das seit 53 Jahren. Es war der 12. September 1959, als Clubpräsident Dr. W.A. Burchard-Motz, in den 30er-Jahren Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg, den ersten Ball schlug. Und von diesem Tag an hat es kein Mitglied und erst recht keinen Gast mehr gegeben, der nicht in kurzer, stiller Andacht diesen Blick in die Ferne genossen hätte. Wer oben auf der Terrasse des Clubhauses steht, vor dem breitet sich wie ein riesiger, frischer Teppich das Grün von Loch 18 aus. Und über die Baumwipfel hinweg eilt der Blick in die Ferne, über die Vier- und Marschlande bis zum anderen Ufer der Elbe nach Geesthacht.

Holt man aber seine Gedanken und seinen Blick zurück, fallen einem auf der 18. Bahn zwei Kiefern auf, die den Golfern da im Wege stehen. Und die haben eine eigene, und doch für den Club so typische Geschichte. In der Chronik zum 50-jährigen Bestehen ist unter Hittfelder Platzregel festgeschrieben: "Wer auf Bahn 18 den Ball zwischen den beiden Kiefern durchspielt, muss allen Gästen auf der Terrasse eine Runde Hittfelder Korn spendieren. Den Hittfelder Korn, gebrannt im Restaurant "Zum 100-Jährigen", gibt es längst nicht mehr. Auch in die Kiefern ist vor Jahren der Blitz eingeschlagen. Aber ein Klubmitglied hat zwei junge Fichten, natürlich an derselben Stelle im gleichen Abstand, pflanzen lassen.

Wer durch die Kiefern spielt, muss eine Runde ausgeben

Und doch gerät die Jahrzehnte alte Platzregel allmählich in Vergessenheit. "Auch, weil heute kaum noch einer Korn trinkt", sagt Udo Böttcher, der siebte Präsident des Hamburger Land- und Golf-Clubs. "Aber man könnte doch den Korn durch eine Runde Sekt ersetzen." Für einen kurzen Moment herrscht Schweigen. "Nein", wehrt Vizepräsident Detlev von Livonius ab, "das wäre ein Bruch mit der Tradition, wir wollen nicht in allem dem Zeitgeist nachgeben." Nun gehörte es Ende der 50er-Jahre weiß Gott nicht zum aktuellen Zeitgeist, viel Geld in einen Land- und Golf-Club zu investieren.

Am 3. Mai 1957 wurde der Hamburger Land- und Golf-Club in der Lüneburger Heide, wie er ins Vereinsregister eingetragen wurde, im Übersee-Club an der Alster gegründet. Das ist richtungsweisend bis heute. "Etwa ein Drittel unserer Mitglieder kommt noch immer von der Alster und aus der Innenstadt", sagt Michael Paletta, seit 13 Jahren Geschäftsführer dieser traditionsreichen Golfergemeinschaft, "das zweite Drittel wohnt im Hamburger Westen und kommt aus dem Süderelberaum."

Bei seiner Gründung war Hittfeld nach Falkenstein, Großflottbek und Reinbek überhaupt erst der vierte Golfclub im Großraum Hamburg. Heute sind es mehr als 20, rund um die Hansestadt sind es mehr als 50 Anlagen. Die Gründerväter hatten sich 1957 für Hittfeld entschieden, weil sie dort den Landbesitz Haidhöhe mit 156 Morgen und ein stillgelegtes Kinderheim mit 48 Morgen Boden erwerben konnten. Und sie wagten damals als erster deutscher Golfclub, die Mitglieder über Anteilscheine zu Eigentümern ihres kleinen grünen Paradieses zu machen.

Auch heute noch müssen die Mitglieder Anteilscheine erwerben

"Das prägt natürlich unser Clubleben", bestätigt Udo Böttcher, der erste Präsident mit einem einstelligen Handicap, "wir sind hier keine Gäste, wir entscheiden mit und jeder fühlt sich auch verantwortlich für die Richtung, in der sich unser Club entwickelt." Dabei hat sich der Golfsport auch in Deutschland in den letzten Jahren gewaltig gewandelt. Gerade die kommerziellen Unternehmen predigen Ungebundenheit und Lockerheit und weg von einschnürenden Klubvorschriften. "Aber es gibt immer wieder Menschen, die die sportliche Einbettung in einen Mitgliederverein vorziehen", sagt Detlev von Livonius und gibt sich kämpferisc, "sie schätzen gewisse Regeln und Umgangsformen. Bei uns wird beispielsweise gegrüßt und auf Etikette und entsprechende Kleiderordnung Wert gelegt."

Natürlich sitzen die drei Repräsentanten des Land- und Golf-Clubs leger gekleidet und mit offenem Hemdkragen auf der wunderschönen Terrasse in der Sonne. "Aber Jeans auf dem Course mögen wir nicht", sagt der sportliche Präsident und lächelt. "Und Damen mit trägerlosem Top werden Sie bei uns auch nicht antreffen", ergänzt Detlev von Livonius. Trotz der wachsenden Konkurrenz, in Hittfeld muss ein Aufnahmeantrag von zwei Bürgen unterschrieben werden. Danach wird, wer dazu gehören will, von einem Aufnahme-Ausschuss zum Gespräch gebeten.

Wenn das auch mit der Korn-Runde auf Bahn 18 nur noch selten zelebriert wird, an einem anderen Brauch wird festgehalten. "Wer aus unserer Herren-Runde bei offiziellen Anlässen ohne Clubkrawatte erscheint, muss eine Runde schmeißen", sagt Udo Böttcher, der für ein Foto sein Präsidenten-Jackett und die Krawatte mit den Vereinsfarben gelb-grün angelegt hat.

Es waren die Vorgänger von Udo Böttcher, der 1988 einen ganz neuen Weg einschlugen. "Wir sind damals zum Gymnasium Hittfeld und haben Rektor und Lehrer für die erste Schul-Arbeitsgemeinschaft im Golfsport gewinnen können", erzählt der Chemie-Kaufmann im Ruhestand. Das Beispiel und der Erfolg der Hittfelder hat längst bundesweit Schule gemacht. Der Deutsche Golf-Verband fördert die Zusammenarbeit seiner Clubs mit Schulen mit bis zu 6000 Euro jährlich. Hittfelds Golf-Lehrer Philip Drewes begeistert inzwischen nicht nur Mädchen und Jungen vom Gymnasium Hittfeld für den Golfsport, sondern auch vom Immanuel-Kant-Gymnasium aus Sinstorf und der Grundschule Emmelndorf. Zwar hatte schon 1967 Katharina Trebitsch, längst erfolgreiche Film- und Fernsehproduzentin, die erste deutsche Jugendmeisterschaft für den Club gewonnen. Aber seit sie auch Talente in den Schulen abholen, gewann Hittfeld in den letzten sieben Jahren fünf Mal die Hamburger Jugendmeisterschaft. Und herausragende und fleißige Begabungen wie Beatrice Garvens, Sven Strüver, Mariel Ahlberg-Drewes, Carl-Anton Kolloß und Benedict Staben haben zehn deutsche Jugendtitel für Hittfeld gewonnen.

Benedict Staben war 14 Jahre alt, als er Clubmeister wurde. Bis heute ist er der Jüngste auf der Ehrentafel im Clubhaus geblieben. Der inzwischen 22-Jährige ist täglich bis zu acht Stunden auf dem Golfplatz anzutreffen. Er will eine Profikarriere wagen. Was dieser Sport einem jungen Menschen mit ins Leben geben kann, schildert Benedict Staben auf seine Weise: "Du stehst im Golf für dich allein, für das, was dir gelingt, aber auch für deine Fehler. Da ist niemand anderes, dem du die Schuld zuschieben kannst." Während der Präsident aus seiner Berufserfahrung davon erzählt, das Golf für die Karriere eines jungen Menschen immer wichtiger wird, empfängt er eine SMS auf dem Handy. Aus München kommt eine Nachricht von "The Leading Golf Courses of Germany". Von dessen anonymen Testern hat der Hamburger Land- und Golf-Club Hittfeld wieder eine Top-Bewertung bekommen. Das ist im Golf wie ein Michelin-Stern für Spitzenköche.