Erstmals gab es Zwei-Sterne-Prüfungen der Klasse M in Dressur und Springen beim zweitägigen Turnier des Harburger Reitvereins.

Harburg. Es war, als wenn die gesamte Reitanlage noch einmal aufgerüttelt werden würde. Julian Goldmeier und sein Schimmel Fränklin legten ein wahnsinniges Tempo vor, als sie beim abschließenden Stechen den Kampf um den Sieg aufnahmen. Das Zwei-Sterne-M-Springen war die 16. und letzte Prüfung der zwei Turniertage des Harburger Reitvereins. 32 Teilnehmer hatten sich dieser letzten Herausforderung gestellt. Und es gab viel Arbeit für die Helfergruppe, die immer wieder die Hindernisse aufbauen musste. Am Ende waren drei Reiter ohne Fehler geblieben. Sie sorgten mit dem Stechen für die letzte Dramatik und noch einmal mitreißenden Sport.

Julian Goldmeier flog mit Fränklin über das erste Hindernis, riss sein Pferd herum, trieb es an. Das zweite Hindernis und erster Applaus. "Der reitet alles oder nichts", registrierte auf dem Richterturm Andrea Sjursen-Stein, die Frau an der Spitze des gastgebenden Harburger Reitverein. Und während sie den rasanten Ritt verfolgt, sind die Anspannungen der letzten beiden Tage aus ihrem Gesicht gewichen. Dann, ein leises Poltern und ein Aufstöhnen der Zuschauer. Beim Aussprung aus der Kombination ist eine Stange gefallen. "Ein Abwurf und die Zeit für Julian Goldmeier auf Fränklin 43.48 Sekunden", ertönt es aus den Lautsprechern.

Mit dieser letzten, anspruchvollsten Springprüfung des Turniers sind die Organisatoren ihrem Leitmotiv treu geblieben: "Jedes Jahr etwas besser, jedes Jahr attraktiver", hatten sich Andrea Sjursen-Stein und ihr neues Führungsteam auf die Fahnen geschrieben, als sie vor einigen Jahren begannen, den Reitverein wieder flott zu machen. "Inzwischen sind unsere 58 Pferdeboxen fast ausgebucht", erzählt die erfolgreiche Saniererin. Mehr als die Hälfte der knapp 200 Mitglieder sind junge Menschen. Für die Kinder und Jugendliche auch in den Voltigier-Gruppen stehen inzwischen wieder zehn Schulpferde im Stall. Mit Sabina van der Helm hat der Verein auch eine Auszubildende, die den Reitunterricht bei den Kleinsten leitet. Für die nächste Stufe der Ausbildung ist Sabine Jüsche zuständig. Zum Reitlehrerteam gehört neben Eva Römer, seit vielen Jahren eine Institution beim Harburger Reitverein, auch Andrea Heitmann für die Dressur und Gints Petersons für den Springsport. Der war bei der letzten Prüfung als Lokalmatador dabei. Auch er musste mit seinem jungen Pferd Kaugurs-Kreons dem Parcours Tribut zollen. Es waren vor allem viele junge Mädchen, die im Parcours erleben mussten, wie anspruchsvoll eine M-Prüfung mit zwei Sternen schon ist. "Dabei waren die Hindernisse maximal nur 1,35 Meter hoch", antwortete Parcoursbauer Günter Mindermann auf den leisen Vorwurf, die letzte Prüfung vielleicht zu schwierig aufgebaut zu haben. "Viele der Sprünge mussten in Verbindung geritten werden. Das ist technisch sehr anspruchsvoll für den Reiter, weil er beim ersten Sprung schon genau wissen muss, wie er das zweite und auch das dritte Hindernis nimmt. Da sieht man die Erfahrung des Reiters und auch die Harmonie eines Paares."

Im Stechen war Konrad Wolf vom RFV Meckelfeld mit Colleen im Parcours. Obwohl er vorsichtiger agierte, unterlief auch den beiden ein Fehler. Die Zeit von 44,22 Sekunden brachte ihm am Ende den zweiten Platz. Ebenfalls mit einem Abwurf und der Zeit von 45,01 Sekunden wurden Meik Martens vom RFV Auetal und Escorial Dritte.

Julian Goldmeier war als Neunjähriger durch seine Schwester zum Reiten in Sieversen gekommen und ist durch einen Freund zum Berufsreiter geworden. "In den Ferien haben wir in einem Reitstall gejobbt", erzählt er, "das hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich geblieben bin." Jetzt ist er im Reitstall von Frank Johannsen in Buxtehude-Daensen angestellt. Mit Fränklin, seinem Siegerpferd, arbeitet er seit knapp drei Jahren zusammen. "Er ist von sich aus unheimlich ehrgeizig", sagt Julian Goldmeier. "am Wochenende werde ich ihn in Schneverdingen das erste Mal in einem S-Springen reiten."

In der anspruchsvollen Zwei-Sterne-M-Prüfung in der Dressur gab es eine doppelte Siegerin, Christiane Peters (RV Zeven) belegte mit Rubin und Rusty die ersten beiden Plätze.