Janne Meyer mit der deutschen Springreiter-Equipe in Aachen auf Rang zwei. Lambrasco in beiden Umläufen fehlerhaft.

Schenefeld. Wird sich das Wunder von Aachen wiederholen? Das ist die große Frage, wenn Janne Friederike Meyer am Sonntagnachmittag mit ihrem Spitzenpferd Cellagon Lambrasco beim "Rolex Grand Prix" über die Startlinie galoppiert. Im vergangenen Jahr hatte die Welt- und Europameisterin aus Schenefeld zur Verblüffung der Experten die komplett angetretene Weltklasse der Springreiter hinter sich gelassen. Am Sonntag (Beginn 14 Uhr), das hat die deutsche Meisterin sich geschworen, soll sich das Missgeschick aus dem Nationenpreis in Aachen, nicht wiederholen. Lambrasco schien nicht so recht in Form zu sein, seine Reiterin meinte nur: "Es waren vermeidbare Fehler."

Der 14 Jahre alte Holsteiner Wallach hatte im ersten Umlauf einen Abwurf, im zweiten Durchgang fielen sogar zwei Stangen. So nutzte es nichts, dass die Teamkollegen Marcus Ehning (Borken) mit Plot Blue und Christian Ahlmann (Marl) mit Codex One fehlerfrei blieben. Marco Kutscher (Riesenbeck) auf Cornet Obolensky lieferte mit 32 Fehlerpunkten die Streichnote, am Ende siegte Frankreich (10) Fehlerpunkte) vor Deutschland (12). Zum vierten Mal in Folge konnte die deutsche Equipe in Aachen nicht gewinnen.

Für die Bundestrainer Otto Becker (Sendenhorst) und Heinrich-Hermann Engemann (Bissendorf) ist so kurz vor der Olympia-Nominierung für London nichts leichter geworden. Für Philipp Weishaupt (Riesenbeck), der beim Nationenpreis auf der Tribüne saß, sieht es dagegen wieder besser aus. "Marco Kutschers Chancen sind heute nicht größer geworden", äußerte sich Becker diplomatisch. Equipechef Engemann analysierte das Ergebnis des Nationenpreises eher zuversichtlich: "Das war in den vergangenen Jahren immer so. Vor der Weltmeisterschaft 2010 in Kentucky und vor der Europameisterschaft 2011 in Madrid wurden wir Zweite, aber dann bei den Championaten haben wir gewonnen."

Wenn am Sonntag im Großen Preis nicht noch Unvorhergesehenes passiert, dürften drei Reiter für Olympia feststehen: Marco Ehning, Christian Ahlmann und Janne Friederike Meyer. Um Platz vier im Team streiten sich Marco Kutscher und Philipp Weißhaupt, einer von ihnen fährt als Ersatzreiter mit. Ludger Beerbaum (Riesenbeck) und Carsten-Otto Nagel (Norderstedt) hatten schon vorher verzichtet.

Bitter für den Vize-Europameister vom Stall Moorhof (Wedel), der am 23. September 50 Jahre alt wird. Die Olympischen Spiele sollten für Nagel die Krönung seiner erfolgreichen Laufbahn werden. Aber seine Schimmelstute Corradina hat sich von ihrer Zahnerkrankung offensichtlich noch nicht hundertprozentig erholt. Die Nominierung der deutschen Equipe durch den Springausschuss des Deutschen Olympiadekomitees der Reiterei erfolgt am Montag, einen Tag nach dem Großen Preis in der Aachener Soers.

Für Janne Friederike Meyer dreht sich in diesen Tagen in Aachen nicht alles um ihr Paradepferd Lambrasco. Sie hat viel Freude an den Auftritten ihres elfjährigen Schimmels Holiday by Solitour, der im Preis von Europa zweimal fehlerfrei blieb, Platz sechs in einem Weltklassefeld belegte und dabei enormes Springvermögen bewies. Auch am Freitag, im Preis von Nordrhein-Westfalen, präsentierte sich Holiday by Solitour in Bestform und erreichte fehlerfrei das Stechen (19 Pferde). Dort blieb dieser erneut ohne Fehler, wurde angesichts einer schwächeren Zeit dann Zehnter.

Weniger Glück hatte Janne Meyer mit ihrer zehn Jahre alten Oldenburger Stute La Coco im Preis der Städteregion, die Reiterin gab vorzeitig auf. Auch Katrin Eckermann (Gut Berl), die seit einiger Zeit Chika's Way reitet, erreichte das Ziel nicht. Die 14-jährige Stute stand mehrere Jahre bei Janne Meyer im Stall.