Edelbert Ohmer, 72, darf aus Altersgründen nicht mehr Trabrennen fahren. Er trainiert auf einem Gestüt in Heidenau französische Pferde.

Heidenau. Am Sonntag wird das weltweit bedeutendste Trabrennen entschieden. In Paris-Vincennes gehen 18 vier- bis zehnjährige Pferde im Prix d'Amerique an den Start und kämpfen um eine Million Euro. Auch Edelbert Ohmer, Trabertrainer auf dem Gestüt Nordheide in Heidenau, wird sich dieses Ereignis nicht entgehen lassen und via Satellit am TV-Schirm verfolgen. Dann wird der gebürtige Pfälzer an 1986 denken, als er in Paris mit Prestadet als Fahrer dabei war; aber auch die Freude genießen, die er seit zwei Jahren bei der Trainingsarbeit mit französischen Pferden hat.

Ohmers Strategie, junge, talentierte, schwierige, aber damit auch "bezahlbare" Pferde aus dem Nachbarland zu kaufen, sie zu verbessern, um sie später wieder in Frankreich laufen zu lassen, beginnt langsam zu greifen. Sein Aushängeschild Starello wurde mit zehn Siegen "Pferd des Jahres" auf der Trabrennbahn in Hamburg-Bahrenfeld und gewann auch sein Saisondebüt am Volkspark in überlegener Manier. Ein Start in Frankreich käme für den sechsjährigen Wallach aber noch nicht in Frage. Nach seiner Übersiedlung brauchte er ein halbes Jahr und zwölf Rennen, ehe er im Oktober 2010 seine erste Prüfung gewann. Inzwischen hat das Juwel fast 20 000 Euro für Ohmers Palm Beach Sportpferde GmbH eingetrabt und blieb dabei ohne Galoppaden ungeschlagen.

Starellos großes Laufvermögen fiel auch schon international ins Auge. Nach dem Sieg im Oktober, in einem Rennen für französisch gezogene Pferde beim Hamburger Grand-Prix-Meeting, signalisierte der renommierte schwedische Trainer Lutfi Kolgjini sein Kaufinteresse. "Ich habe abgelehnt. Ich brauche einfach ein Pferd, mit dem ich besonders viel Spaß habe", sagte der 72-jährige Edelbert Ohmer.

Sein Alter sieht man dem Mann mit den Jockey-Maßen nicht an. Die Arbeit mit den Pferden hat ihn jung gehalten, ist sein Leben. Aufgewachsen nur acht Kilometer entfernt vom Elsaß, begann Ohmer seine sportliche Karriere als Springreiter und führte einen Stall in Billigheim (Südpfalz). "Viele meiner Kontakte nach Frankreich entstanden damals", sagte Ohmer. Und da der französische Dachverband nicht nur Dressur- und Springreiter beheimatet, sondern auch Traber und Galopper, war der einfühlsame Pferdemann sofort in der Erfolgsspur, als er nach einem Sieg bei einem Gästefahren in Herxheim Feuer für den Trabrennsport gefangen hatte. "Im September 1976 bot man mir den fünfjährigen Grandpre für 150 000 Mark an - offenbar ohne zu wissen, wie gut das Pferd ist", erinnert sich Ohmer an die unvergessliche Anekdote: Vier Monate später gewann der Hengst den Prix d'Amerique.

Diesem "Schnäppchen" trauert Ohmer aber nicht nach. Er hat für eigene Pferde nie viel Geld ausgegeben und tut das auch heute nicht. Die Entscheidung vor zwei Jahren, sich künftig auf Franzosen zu konzentrieren, hatte mehrere Gründe. Infolge der in Deutschland stetig zurückgehenden Fohlengeburten (2010: 571) sind nur noch wenige gute junge Pferde auf dem Markt oder zu teuer, und in Frankreich (jährlich rund 15 000 Fohlen) werden junge Pferde, die sich in den Jahrgangsrennen für Drei- und Vierjährige nicht durchsetzen können, aussortiert.

Auf die besten "Restposten" reflektiert der Pfälzer, der in seiner Karriere als Amateur- und Berufsfahrer mehr als 22 000 Mal im Sulky saß, dabei rund 3900 Mal als Erster über die Ziellinie fuhr und fast sieben Millionen Euro gewann. Dank dieser Erfahrung und guter Kontakte zu Trainern und Züchtern in Frankreich hat Ohmer auf dem Gestüt Heidenau einige hoffnungsvolle Franzosen im Training, darunter auch eine Schwester von Starello. Die fünfjährige Tambelle Blue ist zwar noch nicht stabil, gewann aber schon drei Rennen.

Insgesamt stehen in Heidenau 35 Pferde, bei deren Training und Betreuung Edelbert Ohmer von seinen Töchtern Christiane und Janou, von Berufsfahrer Siegfried Klein und einem polnischen Stallarbeiter unterstützt wird. In Profirennen engagiert Ohmer für seine Franzosen meistens Heinz Wewering (62). Dem 29fachen deutschen Champion, der gerade zum zweiten Mal in Folge erfolgreichster Fahrer Hamburgs wurde, steuerte auch Starello bei dessen bis dato 17 Siegen.

Am liebsten würde Edelbert Ohmer aber wieder selbst im Sulky Platz nehmen. "Ich weiß am besten, wie ich meine Pferde im Rennen fahren muss", erklärt Ohmer seinen Wunsch, der zurzeit an den europäischen Regularien scheitert, die bei Erreichen des 70. Lebensjahrs ein Fahrverbot vorsehen. Da aber seine holländischen Kollegen gegen das "Berufsverbot" erfolgreich prozessierten, will auch Ohmer den Rechtsweg beschreiten. "Ich lasse mich gern zweimal im Jahr untersuchen", sagte er. Zu gern möchte der Pfälzer mit seinen Franzosen noch einmal selbst gewinnen.