Der Winsener Wasserballer Rüdiger Asche spielt für den Düsseldorfer SC bei der Masters-WM im italienischen Riccione - mit gemischten Gefühlen.

Winsen/Riccione. Auf diesen Trip hat sich Rüdiger Asche schon seit Monaten gefreut. In Riccione an der italienischen Adriaküste steigt in dieser Woche die Masters-WM der Wasserballer. Bei den Welttitelkämpfen der Seniorensportler ist der 60 Jahre alte Seevetaler mit dem Düsseldorfer SC Titelverteidiger. Doch nun reiste er mit gemischten Gefühlen auf den geografischen Stiefel. Vor 14 Tagen ist die Region Emilia-Romagna, zu der auch die Provinz Rimini gehört, von einem Erdbeben der Stärke 5,8 erschüttert worden. Dabei kamen mindestens zehn Menschen ums Leben. "Das lässt einen natürlich nicht kalt. Zumal es mehrere schwere Nachbeben gab, die noch Hunderte Kilometer vom Epizentrum bei Modena zu spüren waren", sagt Asche dem Abendblatt. Die Wettkämpfe in Riccione seien aber nicht betroffen, alles finde planmäßig statt.

Die Masters-WM vom 2. bis 16. Juni im südöstlichen Zipfel der Emilia-Romagna hat durchaus olympische Dimensionen. Insgesamt haben 12 660 Athleten aus 75 Ländern gemeldet, darunter mehr als 10 000 Schwimmer und Wasserspringer sowie etwa 100 Wasserball-Teams mit rund 1400 Spielern. Mehr waren es nie zuvor.

Normalerweise geht Asche für das Oberliga-Team des Winsener SV auf Torejagd, das im Vorjahr Hamburger Vizemeister geworden ist. Doch weil dem noch immer überaus ambitionierten Wasserballer die regulären Punktspiele nicht ausreichen, nimmt er so oft es geht sein Zweitspielrecht wahr. "Die Düsseldorfer sind ein sehr ehrgeiziges und sehr erfolgreiches Team, das in den vergangenen Jahren zweimal Welt- und dreimal Europameister war", sagt Asche. Und es sei auch noch überaus prominent besetzt: "Da wimmelt es nur so von ehemaligen Nationalspielern, von denen viele sogar an Olympischen Spielen teilgenommen haben."

Zum Beispiel Spielertrainer Karl-Heinz Scholten, der früher sogar Bundestrainer war. Oder Norbert Bande, der Cheforganisator des Teams. "Das ist schon ein illustrer Haufen", sagt der Regierungsdirektor in Nordrhein-Westfalen. Mit vier Duisburgern, zwei Würzburgern, zwei ehemaligen Ungarn, einem Ex-Rumänen. Und eben einem Nordlicht. "Wir sind froh, dass wir den Rüdiger als Center-Verteidiger haben. Der ist absolut fit und oft ein Fels in der Brandung", lobt Bande den 1,87 m großen und 97 kg schweren Legionär.

Dafür tut Asche aber auch einiges. In einer normalen Woche bringt er es auf fünf Trainingstage. Am Montag stehen um 19 Uhr gleich 90 Minuten Schwimmen auf dem Programm, bei dem er bis zu 3000 Meter zurücklegt. Um 21 Uhr folgt dann noch das einstündige Wasserballtraining. Dienstags und freitags geht Asche zum Gewichtestemmen ins Fitnessstudio, am Donnerstag wird wieder eine Stunde geschwommen und am Sonnabend gibt es zum Ausgleich noch eine Einheit Skigymnastik. Asche: "Das ist ein sehr effektives Zusatztraining für Bauch, Beine, Po."

Beweglichkeit, Kraft und Ausdauer sind unabdingbar, um im Wasserball Erfolg zu haben. Weil es nicht nur über, sondern auch unter Wasser beständig zu Sache geht. Da wird getreten, gezogen und geknufft. Davon kann der Sportler des Jahres 2010 in Rosengarten ein Lied singen. Drei Nasenbeinbrüche und etliche Kapselrisse in diversen Fingern zieren Asches Krankenakte. Überdies büßte er mal in einem Spiel fünf Schneidezähne ein. "Zwei Badehosen übereinander gezogen und kurz geschnittene Fingernägel sind beim Wasserball Pflicht", erklärt er. Trotzdem passiere noch jede Menge: "Weil da oft äußerst kantige Zwei-Zentner-Brecher aufgehalten werden müssen."

Dennoch mag der Ingenieur sein sportliches Faible nicht missen. Für das der Vertriebsleiter des westdeutschen Maschinenbauers Schorch jetzt sogar auf die Jubiläumsfeier zum 130-jährigen Bestehen der Firma in Mönchengladbach verzichtet hat. Den letzten Schliff für seinen Trip auf die Apennin-Halbinsel holte er sich übrigens im Hamburger Poseidon-Bad. Domizil des Hamburger Serienmeisters gleichen Namens, für den Asche ebenfalls lange gespielt hat. Die alten Poseidon-Kollegen sind in Riccione auch dabei. Doch während Asche und der DSC in Vorrundengruppe A auf Teams aus Santa Barbara (USA), Helsingfors (Finnland), Perth (Australien) und die Schwaben aus Cannstadt treffen, spielen die Hamburger in Gruppe B. "Ich hoffe, dass es im weiteren Verlauf nicht zu einem direkten Duell kommt", gibt Rüdiger Asche unumwunden zu. "Da bin ich denn doch zu sehr Hanseat und würde in diesem Fall wohl auf einen Einsatz für Düsseldorf verzichten."