Hamburg. Blitzeinbrecher sind in Harburg mit gestohlenem Mercedes in ein Pfandhaus eingedrungen. Solche Überfälle gab es vor 20 Jahren öfter.

Es war ein lauter Knall, der am späten Mittwochabend um kurz nach 23 Uhr die Harburger Fußgängerzone erzittern ließ und die Menschen aufschreckte. Kriminelle hatten einen Mercedes als Ramme genutzt und waren in das Rolltor vom Pfandhaus „Exchange“ gerast. Der Coup ging schief. Die drei Täter flüchteten ohne Beute. Sie entkamen trotz größerer Fahndung der Polizei.

Es ist eine Form von Blitzeinbrüchen, die in den vergangenen Jahren immer wieder vorkam: Fahrzeuge werden als Ramme genutzt, um gut gesicherten, meist mit Rolltoren und Sicherheitsglas geschützten Juweliere oder Pfandhäuser zu „knacken“. Benutzt werden dafür Fahrzeuge, die kurz zuvor gestohlen wurden. Die Täter hatten den Wagen im rund zwei Kilometer entfernten Musilweg entwendet.

Ausgesucht hatte sie sich das Fahrzeug offenbar gezielt. Es ist ein älteres T-Modell von Mercedes. Solche Fahrzeuge sind, wegen der alten Technik, leichter kurzzuschließen als moderne Fahrzeuge. Zudem haben sie keine Airbags, die beim Aufprall auslösen würden und im Extremfall den Täter „ausknocken“ könnten.

Polizei Hamburg: Der Wagen blieb im Eingangsbereich stecken

Als sie mit dem Wagen das Rolltor durchbrachen, waren noch Menschen auf der Straße. Auch ein Café in der Nähe hatte noch geöffnet. Die Blitzeinbrecher hatten offenbar geplant, im Laden die Vitrinen zu zerschlagen, Beute an sich zu nehmen und zu flüchten, bevor die Peterwagen der nur 300 Meter entfernten Polizeiwache eintreffen konnten.

Der Plan ging schief. Der Wagen blieb im Eingangsbereich stecken. Die Türen ließen sich nicht öffnen. Die drei Täter mussten sich aus dem Fahrzeug vermutlich über den Kofferraum zwängen und das Weite suchen. Sie flüchteten in Richtung Harburger Ring. „Zeugen haben sie noch gesehen“, sagt Polizeisprecher Florian Abbenseth. Auch Videoaufnahmen von dem Trio sollen existieren.

Polizeihubschrauber „Libelle“ kreiste rund eine Stunde über Harburger Innenstadt

Die Polizei leitete sofort eine größere Fahndung ein. Auch der Polizeihubschrauber „Libelle“, ausgerüstet mit einer Wärmebildkamera, war beteiligt. Er kreiste rund eine Stunde über der Harburger Innenstadt. In der Umgebung suchten Polizisten nach dem Trio und nach Spuren. Dabei wurde ein Kleidungsstück entdeckt und sichergestellt, von dem die Polizei annimmt, dass es einem der Täter gehört. In Wilstorf klingelten Polizisten den Halter des Mercedes aus dem Bett. Er hatte noch nichts vom Diebstahl seines Fahrzeugs mitbekommen.

Am Tatort sicherte die Kripo erste Spuren. Der Mercedes wurde sichergestellt und von einem Abschlepper zur Halskestraße gebracht, der zentralen Fahrzeugverwahrstelle der Hamburger Polizei. Hier wird er nun von Kriminaltechnikern untersucht werden. Dabei wird auch nach Fingerabdrücken und DNA gesucht.

Mitte Oktober wurde Auto als Ramme beim Einbruch in Chanel-Boutique benutzt

Die Täter hatten es bei dem Blitzeinbruch vermutlich auf Gold und Geld abgesehen. „Exchange“ – die Aktiengesellschaft mit Sitz in Berlin – ist mit seinen bundesweit mehr als 20 Filialen (allein drei in Hamburg) einer der größeren Händler in Deutschland. Das Unternehmen bietet einen Mix aus Gold- und Schmuckankauf an, fungiert als Pfandhaus, Geldwechsler und Juwelier.

Bereits Mitte Oktober war in der Hamburger Innenstadt ein Auto als Ramme für einen Einbruch benutzt worden. Damals waren es auch drei Täter, die am Neuen Wall mit dem Fahrzeug in das Schaufenster der Chanel-Boutique rasten. In dem Fall rafften die Blitzeinbrecher Taschen zusammen und flüchteten.

Vor 20 Jahren wurde diese Masche häufiger eingesetzt

Auch damals war ein Fahrzeug älteren Fabrikats als Ramme genutzt worden. Es handelte sich um einen Audi 80, der kurz zuvor in der Bernhard-Nocht-Straße gestohlen worden war. Zuletzt wurde diese Masche nicht mehr in dem Maße eingesetzt wie noch vor gut 20 Jahren. 2009 wurde etwa Wempe an der Mönckebergstraße Ziel eines Blitzeinbruchs, bei dem ein Auto als Ramme fungierte.

Mit dem Fahrzeug wurde das Rolltor durchbrochen, dass das Geschäft sicherte. Auch in dem Fall war es ein Audi 80, den die Täter benutzt hatten. In Harburg gab es 1998 unweit des jetzigen Tatorts – an der Harburger Rathausstraße – einen Blitzeinbruch mit so einer „Autoramme“. Damals traf es einen kleinen Juwelier. Die Täter hatten einen Wagen gegen das Schaufenster gelenkt. Das Sicherheitsglas hielt allerdings, und die Blitzeinbrecher kamen nicht hinein.

Polizei Hamburg sucht Zeugen für den Einbruch

Hinter den Taten steckten damals oft Täter, die eigens für solche Blitzeinbrüche nach Deutschland eingereist waren. Sie wurden nach der polnischen Stadt, aus der die Drahtzieher kamen, „Koszaliner-Bande“ genannt.

Wer hinter der Tat in der Nacht zum Donnerstag steckt, ist unklar. „Die drei Einbrecher wurden von Zeugen als schlank und dunkel gekleidet beschrieben“, sagt Polizeisprecher Abbenséth. „Einer von ihnen soll neben einer schwarzen Jacke auch eine helle Hose getragen haben.“

Zeugen, die Hinweise auf die Täter geben können oder im Zusammenhang mit dem Blitzeinbruch andere verdächtigte Beobachtungen gemacht haben, werden gebeten, sich unter Telefon 040/428 65 67 89 beim Landeskriminalamt zu melden.