Hamburg. Eine kleine Werft mit Schulschiff könnte den MuseumsHafen Harburg (MuHaHar) im Binnenhafen bereichern. Dieses Ziel verfolgen der Museumshafen-Verein und eine Arbeitsgruppe aus sieben Lehrerinnen und Lehrern der Grund- und Stadtteilschule Maretstraße. „Wir möchten ein Schiff kaufen und mit den Schülern an ihm arbeiten, mit ihm Ausfahrten machen und es später gern auch vermieten“, sagt Hartmut Simon, der das Schulschiff-Projekt leitet. „Das Konzept steht, doch bevor wir uns um den Kauf und dessen Finanzierung kümmern können, brauchen wir einen festen Liegeplatz.“
Ein Liegeplatz für das Schulschiff ist schon gefunden
Hier kommen der MuHaHar und die Anwohnerinitiative Kanalplatz rund um den Fischhallen-Betreiber Werner Pfeifer ins Spiel. Letztere möchten den Abschnitt des Kanalplatzes, auf dem sich die kleine „Wäldchen“-Wildnis befindet, zum Naturerlebnis und Freizeitvergnügen machen. Zur Fläche gehören zwei Kaikanten. Die längere am Lotsekanal war lange durch das Wohnschiff „Transit“ blockiert. Der kurze Abschnitt am Kaufhauskanal ist wasserseitig eine Sackgasse.
Dort passe ein Schulschiff mit Werkstatt an Land perfekt, so die Anwohnerinitiative. Und auch der Museumshafen unterstützt das Projekt: „Wir können uns sehr gut vorstellen, dort auf dem Kanalplatz eine kleine Museumswerft zu haben. Ähnlich der Museumswerft Flensburg, nur viel kleiner“, sagt Helgo Mayrberger, Vorsitzender des MuHaHar. „Das Schulschiff kommt zur rechten Zeit. Wir haben dort noch Platz und würden es gern aufnehmen.“
Harburgs Baudezernent hat Bedenken gegen den Standort
Damit hat die Schule einen potenziellen Liegeplatz für ihr Projektschiff gefunden: an der östlichen Kaikante des Kaufhauskanals, gegenüber der Fischhalle Harburg auf der westlichen Kanalseite. Für den nächsten Schritt in Richtung Schulschiff müsste der Bezirk grünes Licht für den Liegeplatz geben. „Ich habe mit Bezirksamtsleiterin Fredenhagen gesprochen; sie steht unserem Projekt sehr positiv gegenüber“, sagt Simon. Und auch Harburgs Baudezernent Hans Christian Lied sei begeistert, sagt der engagierte Lehrer mit den Fächern Biologie, Arbeitslehre, Musik und Deutsch.
Auf dem jüngsten Treffen der Binnenhafen-Begleitgruppe äußerte Lied allerdings Bedenken, ein oder zwei Werkstatt-Container an einer so prominenten Stelle des Binnenhafens zu platzieren. Vielleicht ließe sich das Schulschiff ja auch anderswo unterbringen.
Das Schiff sollte aus der Region stammen und schon älter sein
Der Museumshafen, die Kanalplatz-Initiative und die Schule halten gerade die gute Sichtbarkeit des Projekts für wichtig. „Es wäre ideal, wenn die Werkstatt für Besucher erlebbar gemacht wird“, sagt Mayrberger. Projektleiter Simon findet zwei Werkstatt-Container auf dem Kanalplatz eher positiv: „Dort wird immer etwas los sein; damit kommt Leben in den Hafen. Da werden keine rostigen Kisten herumstehen, sie werden bunt bemalt sein.“ Der Standort sei perfekt, weil er zu Fuß und auf gerader Strecke von der Schule aus erreichbar sei, so Simon. Die Gefahr, dass sich jemand auf dem Weg verlaufe, sei gering.
Das Schiff selbst wird etwas älter sein, damit es im Museumshafen festmachen kann. Es sollte aus der Region stammen, so Simon: „Eine Dschunke wollen wir hier nicht haben. Es könnte ein kleiner Kutter, ein Plattbodenschiff oder eine Barkasse werden.“ Leider seien während der Pandemie die Preise für Gebrauchtboote stark gestiegen, sagt der Projektleiter. Die Arbeitsgruppe kalkuliert mit Anschaffungskosten bis zu 70.000 Euro und ist zuversichtlich, das Geld zusammenzubekommen – „das größere Problem werden die laufenden Kosten werden“, so Simon.
In einem Jahr könnte das Schulschiff durch die Hafenschleuse einlaufen
Um Spenden und Sponsorengelder einwerben zu können, soll jetzt ein gemeinnütziger Verein gegründet werden. Den Großteil des Kaufpreises sollte aus Simons Sicht die Schulbehörde übernehmen. Ein Gespräch mit Landesschulrat Thorsten Altenburg-Hack stimmt ihn zuversichtlich: „Er findet das Projekt gut und hat mir gesagt, dass wir weitermachen sollen.“ Wenn alles perfekt läuft, könnte das Schiff in einem Jahr durch die Hafenschleuse einlaufen und fortan zum schwimmenden Unterrichtsraum werden.
An Bord und in der Werkstatt können die Schüler Holz- und Metallbearbeitung, Lackieren, Elektrik und andere Handwerke erlernen. Dort stehen Nautik, Schifffahrtsgeschichte, aber auch Physik und Motorenwartung auf dem Stundenplan. Vom Schiff aus lassen sich Gewässer untersuchen. Auch die Werbung für das Schiff, die Planung von Veranstaltungen und die Bewirtung zahlender Gäste sollen Schüler in die Hand nehmen. Doch vorerst muss das Projekt selbst noch in Fahrt gebracht werden.
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