Alvesens Bürgermeister ist entsetzt: Im Kompost aus den Landkreis-Deponien befindet sich jede Menge Plastikmüll

Alvesen. Ausgerechnet als er dabei war, Werbeplakate für die „Aktion sauberes Dorf“ aufzustellen, ist Klaus Meyer-Greve, Bürgermeister von Ehestorf und Alvesen, auf ein weitaus größeres Müllproblem gestoßen: Auf einem Acker am Ortsrand sind Fetzen blauer und schwarzer Müllsäcke, Bruchstücke einer Wäscheklammer, eine fingerlange Gartenzwergfigur, Stücke von Kabeln und einem Gartenschlauch zu finden. Einen ganzen Eimer voll Plastikmüll hat Meyer-Greve in kürzester Zeit zusammengesammelt. Ein Anwohner hatte am Mittwochnachmittag den Ortsbürgermeister informiert, weil er sah, wie Mitarbeiter des Lohnunternehmens Hauschild den Acker nach Müll absuchten.

Die Firma Heinrich Hauschild liefert im Auftrag der Landwirte Kompost aus den Kompostieranlagen des Landkreises Harburg zu den Feldern an und verteilt ihn später. Gerd Ropers, der landwirtschaftliche Betriebsleiter der Firma, erläutert dazu: „Der Kompost wird eingesetzt, um bei häufiger Strohabfuhr die Humusbilanz auszugleichen, also die nachhaltige Ertragsfähigkeit der Flächen zu erhalten. Es handelt sich um gütegesicherten Kompost, der mehrfach umgesetzt, geschreddert und gesiebt worden ist.“ Ein Grenzwert von 0,5 Prozent an Fremdstoffen mit einem Siebdurchgang von über zwei Millimetern in der Trockenmasse ist gesetzlich zulässig, dieser werde von einem unabhängigen Institut überwacht. „Tatsächlich sind hier nur 0,03 Prozent Kunststoff enthalten. Wir kontrollieren auch die Kompostmieten vor dem Verteilen, können aber nicht alle Plastikreste vollständig heraussammeln“, so Ropers. Bei einem Ortstermin gestern früh mit dem Landkreis sei sehr sachlich über das Problem diskutiert worden. „Unsere Mitarbeiter werden den Acker nochmals ablaufen, wir spielen mit offenen Karten.“

Die Ursache der Verunreinigungen sieht Gerd Ropers in der Nachlässigkeit oder Unwissenheit der Haushalte. Im Auftrag des Landkreises sammelt die Firma Dörner alle vier Wochen Grünabfälle ein, die in speziellen Papiersäcken bereitzustellen sind. „Wenn es über Nacht regnet, weicht der Sack natürlich auf. Mancher stülpt dann einen Plastikmüllsack darüber und womöglich noch einen weiteren Papiersack. Das wird dann alles mit geschreddert“, vermutet er. Die Leute zu mehr Umweltbewusstsein und saubere Mülltrennung zu bewegen sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.

Klaus Meyer-Greve hat jedoch wenig Verständnis für irgendwelche Plastik-Toleranzen im Kompost. „Das wird mit eingearbeitet, es entstehen durch Zersetzung neue Schadstoffe. Oder das Plastik zersetzt sich überhaupt nicht und wird von Tieren mitgefressen – etwa von Pferden, die nachher das Stroh bekommen.“ Die Landkreismitarbeiter seien beim Ortstermin von der Menge und Größe der Plastikfetzen überrascht gewesen, berichtet Meyer-Greve weiter. Er hat inzwischen auch das niedersächsische Umweltministerium eingeschaltet. „Der zuständige Referent hat bestätigt, dass so etwas nicht passieren darf. Das Ministerium wird den Landkreis kontaktieren und eine Stellungnahme einfordern“, sagt Meyer-Greve. Er wolle außerdem beim Landkreis erwirken, dass die Komposthaufen nicht auf weitere Felder verteilt werden, bis der Sachverhalt geklärt ist.

Der Landkreis teilte gestern Nachmittag mit, dass das belastete Kompostmaterial gemeinsam mit Dörner untersucht werden soll. „Offenbar haben die Trennungsmechanismen nicht gegriffen. Dörner hat sich an uns gewandt, damit wir das Verfahren gemeinsam überprüfen“, erläuterte Kreis-Sprecher Johannes Freudewald. Ob ein technischer Defekt die Ursache sei, müsse noch untersucht werden. Die Abteilung Boden-Luft-Wasser habe bestätigt, dass die Größe der Plastikreste nicht akzeptabel sei. Fremdstoffe dürften maximal zwei Millimeter groß sein. 209 Tonnen belasteter Kompost seien Bereich Alvesen verteilt worden. Die Haufen, die an den Äckern zur Verteilung bereit liegen, würden von Dörner wieder abgeholt und entsorgt. Der Kompost, der bereits auf Feldern verteilt worden ist, werde händisch vom Müll gereinigt, so Freudewald. Es seien auch weitere Abladestellen untersucht worden, eine Charge von 163 Tonnen in Vaensen sei ohne Beanstandung gewesen.

Der Kreis-Sprecher appelliert auch an die Bürger, sorgsam mit Gartenabfällen umzugehen und darauf zu achten, dass diese nicht mit Fremdstoffen verunreinigt sind.