Um Vereinen ein Domizil zu bieten, beantragt Burkhard Allwardt, das Haus der Neuapostolischen Kirche zu erwerben

Tostedt. Viele engagierte Menschen, aber zu wenig Platz: Kaum eine andere Gemeinde im Landkreis Harburg hat so zahlreiche Interessengruppen wie Tostedt, aber oft scheitert ihre Arbeit an fehlenden Räumen. Jetzt kommt Hoffnung auf, dass dem ein Ende bereitet wird. Die Neuapostolische Gemeinde in Tostedt hat sich aufgelöst und möchte jetzt ihr Haus verkaufen.

Die beiden Gemeinden Buchholz und Tostedt wurden zusammengelegt, da die Tostedter Gemeinde wegen ihrer hohen Altersstruktur immer mehr schrumpfte. Der Gottesdienst wird jetzt im neuen Kirchengebäude an der Mittelstraße in Buchholz abgehalten. Damit steht das Gebäude an der Straße Waldgarten in Tostedt leer. Eine Chance, den vielen Organisationen und Institutionen in der Gemeinde Tostedt ein Dach über dem Kopf zu bieten, findet Burkhard Allwardt.

Er ist parteiloses Mitglied im Rat der Gemeinde und hat bereits einen Antrag lanciert, das 230 Quadratmeter große Haus zu kaufen. Die Liste derer, die davon profitieren könnten, ist lang: das Forum für Zivilcourage, das eine langfristige Bleibe sucht, die Arbeiterwohlfahrt, die Musikvereinigung, das Treff Aktiv, das in naher Zukunft sein Domizil an der Kastanienallee aller Voraussicht nach verlassen muss, die Volkshochschule, die für ihre Veranstaltungen keine Räume hat und das Deutsche Rote Kreuz, das derzeit seinen Sitz im Keller am Himmelsweg hat. „Wir haben unendlich viele Gruppen, die Räume brauchen“, sagt Allwardt. Selbst Schulräume zu nutzen, gestalte sich problematisch, da ein Hausmeister bei Veranstaltungen immer greifbar sein müsse.

Zudem würde es dem Ansinnen der Bürgerinitiative „Haus der Begegnung“ in die Hände spielen. Die Initiatoren wünschen sich eine Begegnungsstätte, die es ermöglicht, dass unterschiedliche Menschen in ungezwungener Atmosphäre zusammenkommen. „Wenn man das Haus umbauen würde, ist es für uns als Standort gut vorstellbar“, sagt Doris Herrmann, Sprecherin der Initiative.

Zumal sich das Haus mit zwei Stockwerken aus dem Jahr 1978 im Zentrum mit Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe befindet, und über eine Parkfläche vor dem Haus verfügt. Das Gebäude wurde bis Mitte 2014 als Kirchenkapelle genutzt. Im Erdgeschoss befinden sich zwei großzügige Räume und ein Saal für etwa 120 Personen. Das Dachgeschoss ist größtenteils nicht ausgebaut, bietet aber auch zwei kleine Räume.

„Von der Aufteilung würde sich das Haus als Begegnungsstätte gut eignen“, sagt Walter Gerke, 67, pensionierter Wirtschaftsmathematiker und ehemaliger Priester der Neuapostolischen Gemeinde in Tostedt. Die Kirchengemeinde hat einen Verkaufswert von 245.000 Euro veranschlagt.

Allwardt weiß, dass der Kauf angesichts der angespannten Finanzlage scheitern könnte. Er schlägt vor, die Kosten mit Miete und Nutzungsgebühren zu refinanzieren. Es gibt noch zwei weitere interessierte Käufer, aber die Kirche hat bereits signalisiert, dass sie sich über eine Nachnutzung seitens der Gemeinde freuen würde. „Die Mitglieder haben eine hohe emotionale Bindung an das Gebäude“, sagt Dr. Wilhelm Leber, 67 Mathematiker und von 2005 bis 2013 Stammapostel der Neuapostolischen Kirche.