Der Brief von Landrat Rainer Rempe nach Berlin ließe sich als logische Folge auf die Entscheidung im Kreistag einordnen.

Schließlich haben die Politiker den Chef der Verwaltung beauftragt, ihre Resolution zur Finanzierung der Flüchtlinge im Landkreis weiter zu leiten. Nicht mehr und nicht weniger hat Rempe getan.

Doch das Schreiben an die Adresse der Bundeskanzlerin verdient mehr Beachtung. Beobachter aus dem Landkreis halten die Wahl zumindest für ungewöhnlich und – für richtig. Rempe weiß genau, welche Kosten durch die Aufnahme von Asylbewerbern noch auf den Landkreis zukommen. Und er kennt die Problemlage. Denn wenn das Defizit im Haushalt weiter steigt, wenn immer weniger finanziert werden kann, kann die Stimmung bei den Bürgern schnell umschlagen. Das zeichnet sich zwar bisher noch nicht ab. Aber erst zuletzt wurde in Winsen deutlich, wie stark die Stadt sparen muss, weil durch die hohen Kosten für die Flüchtlinge mehr in die Kreisumlage gezahlt werden muss. Toll fanden das die Besucher der Ratssitzung jedenfalls nicht.

Was ist zu tun? Der Bund und das Land Niedersachsen müssen einsehen, dass man die Landkreise und Gemeinden nicht allein lassen darf. Auch für das Engagement der Ehrenamtlichen, die für die bisher funktionierende Willkommenskultur stehen, ist politisches Interesse wichtig. Die Menschen vor Ort können ausgleichen, wo das Geld fehlt. Aber es ist zu einfach, die Betreuung allein auf ihre Schultern zu verlagern. Soziale Wärme und finanzielle Mittel sind nötig. Wer das nicht einsieht, riskiert ein Klima zwischen Flüchtlingen und Anwohnern, das niemand will. Angela Merkel kann die Lage vor Ort nicht vollkommen bekannt sein. Mit seinem Brief bessert der Landrat nach. Die Bundeskanzlerin ist die richtige Adresse.