Polizei und Stadtjugendpflege Winsen kooperieren für Aufklärungsprojekt an Schulen

Winsen. Jugendliche fotografieren sich leicht oder gar nicht bekleidet und versenden ihre Bilder über soziale Netzwerke wie Facebook oder Messengerdienste wie WhatsApp: Sexting ist bei Jugendlichen und Kindern angesagt. Der Begriff setzt sich zusammen aus den Worten Sex und texting. Die entstandenen Fotos sind eigentlich nur für Freund, Freundin oder Flirt gedacht. Doch schnell geraten sie in Umlauf. „Dann hat die ganze Klasse auf einmal die Fotos. Den Opfern ist das natürlich sehr peinlich. Oft führt das zu Mobbing“, sagt Polizeikommissarin und Jugendsachbearbeiterin Annika Huisinga bei der Projektpräsentation von „Ich habe heute leider kein Foto für dich“. Hierbei handelt es sich um ein gemeinsames Projekt der Polizei und der Stadtjugendpflege Winsen für die Aufklärungsarbeit an Schulen und im Internet.

Gerade das Internet werde von Jugendlichen oft unterschätzt, findet auch Kriminaloberrat Wilfried Haensch: „Man vergisst, dass das Internet nicht vergisst.“ Unangenehme Fotos fallen so immer wieder auf einen zurück. Stadtjugendpfleger Ralf Macke machte die Brisanz des Themas bei der Projektpräsentation deutlich: „Bei der Polizei häuften sich die Anzeigen. In den Schulen war das Thema Sexting mehr als aktuell. Die Schulen sagten uns: ‚Macht da bloß was!‘“ Und Macke und Co. handelten. „Ich habe heute leider kein Foto für dich“ ist ein Pilotprojekt in der Region Winsen. Im vergangenen Herbst wurde das Projekt an allen siebten Klassen des Luhe Gymnasiums durchgeführt. Mit großem Erfolg. „Das Projekt stieß bei Eltern, Lehrern und allen Schülern auf große Begeisterung“, sagte Macke. Dabei wird das Projekt in vier Einheiten aufgeteilt: In der ersten Einheit wird das Thema Cybermobbing und der Umgang damit behandelt. In der zweiten Einheit wird gelehrt, selbstbewusster aufzutreten. Das soll bewirken, dass Jugendliche gar nicht erst auf Sexting zurückgreifen. Die dritte Einheit soll speziell über den richtigen Umgang mit sozialen Netzwerken aufklären: Welche Daten können problemlos angegeben werden und welche sollten besser nicht preisgegeben werden? Und in der letzten Einheit wird mit einem Fotografen zusammen gearbeitet, der versucht alternative Fotomöglichkeiten aufzuzeigen, für die sich die Jugendlichen später nicht schämen müssen.

Die von „Ich habe heute leider kein Foto für dich“ aufgegriffene Thematik sei dabei an nahezu jeder Schule und jeder Schulform vertreten, so Huisinga, die weiter sagt: „Mehrheitlich sind die Opfer Mädchen. Aber auch Jungen sind betroffen.“ Die hohe Hemmschwelle beim Sexting führe zudem zu einer enormen Dunkelziffer, sodass man genaue Betroffenenzahlen nicht nennen könne, fügte Huisinga an. „Umso wichtiger ist, dass durch dieses Projekt Lösungsansätze und Ansprechpartner zur Verfügung stehen“, sagte Huisinga.

Als nächstes nimmt die Schule am Ilmer Barg am Projekt teil. An öffentlichen Stellen und Werbeplätzen sollen zukünftig auch Plakate für das Projekt werben. Kriminaloberrat Haensch sagte auch deshalb: „Es werden wohl noch einige Schulen auf den Zug mit aufspringen.“ Dabei stehe der Präventivgedanke ganz im Vordergrund. Macke hat für sich selbst und das Projekt große Ziele. „Wir müssen es bewerkstelligen können, dass Kinder in der fünften Klasse wissen, wie sie mit ihrem Handy und den dementsprechenden Daten umzugehen haben.“ Auf der Facebook-Seite www.facebook.com/keinFotoFuerDich sind alle Informationen rund um das Thema aufzufinden.