Kreislaufwirtschaftsgesetz lässt nur Brauchtumsfeuer zu. Jugendfeuerwehr hat das Nachsehen

Winsen. Die Sitzung des Feuerschutzausschusses der Stadt neigte sich dem Ende zu. Da hatte Stadtbrandmeister Helmut Kuntze noch eine Anfrage. Warum denn die Jugendfeuerwehren die von ihnen eingesammelten Weihnachtsbäume künftig nicht mehr bei einer kleinen Feier verbrennen dürften, wollte Kuntze wissen. Schließlich habe man bislang bei diesen Anlässen die Kassen der Wehren aufbessern können. Doch 2015 waren die Feuer, die traditionsgemäß drei bis vier Mal im Januar organisiert wurden, erstmals verboten.

Hintergrund für die neue Situation ist eine Änderung des Kreislaufwirtschaftsgesetzes des Bundes, das die Beseitigung oder eine mögliche Verwertung von biologischen Abfällen regelt. „Die Jugendlichen dürfen zwar weiter sammeln, aber sie dürfen nun die Weihnachtsbäume nicht mehr verbrennen“, erklärt Kreis-Pressesprecher Bernhard Frosdorfer. Über die Neuregelung habe der Landkreis die einzelnen Feuerwehren im vergangenen Jahr informiert. Das Angebot der Verwaltung: Nach dem Sammeln sollten die Jugendlichen die Bäume einlagern und der Abfallwirtschaft des Kreises Bescheid sagen. Dann würden sie kostenlos abgeholt, auf den Grünabfall-Annahmestellen geschreddert und kompostiert.

Kein schlechter Vorschlag. Aber gerade das Verbrennen der Bäume, das jeweils von aktiven Feuerwehrleuten begleitet wird, bringt den Jugendlichen Spaß. Es werden Punsch und Würstchen verkauft und zudem geht die eine oder andere Spende von Bürgern ein, die sich über den Abholdienst freuen oder denen die Jugendfeuerwehren am Herzen liegen. „Die Regelung kann ich nicht nachvollziehen“, sagt Kuntze. Die Bäume seien unbelastet und könnten daher unbedenklich verbrannt werden. Das eingenommene Geld helfe wiederum den Wehren, die Kinder und Jugendlichen mal auf ein Eis einzuladen oder für sie einen Ausflug in den Heidepark zu organisieren. Allein in Winsen zählen die Jugendfeuerwehren, deren Arbeit 2014 mit dem Juniorkiesel ausgezeichnet wurde, 256 Mitglieder.

Die Kritik des Stadtbrandmeister konnten die Politiker im Ausschuss auch aus einem weiteren Grund nachvollziehen. Denn von der Gemeinde genehmigte Brauchtumsfeuer wie etwa zu Ostern sind weiter erlaubt. „Weihnachtsbäume gibt es seit mehr als 100 Jahren und die Jugendfeuerwehren sammeln sie ebenfalls seit Jahren ein“, sagte Klaus-Dieter Petersen (SPD). „Also handelt es sich hier doch auch um Brauchtumsfeuer,“ so seine Schlussfolgerung. Ob die Stadt nun noch einmal intervenieren wird, ist bislang offen. Feuerwehrchef Kuntze geht davon aus, dass er von der Politik noch einmal etwas zu dem Thema hören wird.