Wenn am Friedhofsknoten gearbeitet wird, fürchten Politiker Ausweichverkehre durch Wohngebiete in Marmstorf, Sinstorf und Eißendorf

Eißendorf. Die gute Nachricht vorweg: Die wichtigen Brücken Hannoversche Straße und östlicher Bahnhofskanal erden nicht gleichzeitig saniert, erfuhren Harburgs Kommunalpolitiker in der gemeinsamen Sitzung von Stadtplanungsausschuss und Verkehrsausschuss am Donnerstag. Die schlechten Nachrichten folgten auf dem Fuß und kamen zuhauf: Die Brücke Hannoversche Straße wird auf absehbare Zeit gar nicht saniert, dem Harburger Zentrum steht eine Gleisbaustelle ins Haus und die Sperrungen und Umleitungen wegen des Umbaus des Knotens Friedhofstraße/Bremer Straße/Ernst-Bergeest-Weg/Am großen Dahlen werden den Menschen im Harburger Süden lange Staus bescheren.

Dass die Brücke der Hannoverschen Straße über die Bahngleise erstmal nicht saniert wird, liegt an er Deutschen Bahn. Die hat im Bereich des Harburger Bahnhofs Probleme mit dem hohen Zugaufkommen auf der Strecke Harburg-Cuxhaven und sucht nach Lösungen. Eine angeplante Variante ist es, zwischen Harburger Bahnhof und Karnapp ein drittes Gleis zu legen. Deshalb muss der Hamburger Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) seine Planungen die Brücke über genau diesem Abschnitt zu erneuern, zurückstellen, bis die Bahn zumindest fertig geplant hat. Da der LSBG die Brücke aber nicht ohne Not saniert, sondern weil sie Alterserscheinungen zeigt, kann es sein, dass sie bis zur Sanierung für Lkw gesperrt wird.

Die Denkmalgeschützte Klappbrücke über den östlichen Bahnhofskanal wird hingegen im Herbst saniert. Unter die alte Brücke kommt ein Stützkorsett aus Stahlbeton. Die Brücke ist dann festgesetzt. Der alte Maschinenraum soll durch eine Glastür zu besichtigen sein. Während der Baumaßnahmen wird die Brücke voll gesperrt. Der Verkehr soll über Karnapp und Seevestraße abgeleitet werden, beziehungsweise über Harburger Schlossstraße und Schellerdamm in den inneren Binnenhafen gelangen. Hörbares Aufstöhnen erzeugten bei den Ausschussmitgliedern allerdings die Ausführungen von Ingenieur Malte Brunckhorst und Dietmar Thoden vom Polizeikommissariat 46 zum geplanten Umbau des „Friedhofsknotens“ an der Bremer Straße: Dafür wird die Bremer Straße, wie berichtet, von April bis Oktober zur Einbahnstraße stadtauswärts.

„Ich hätte es für klüger gehalten, die Einbahnstraße stadteinwärts einzurichten“, sagt Rainer Bliefernicht (CDU), Vorsitzender des Verkehrsausschusses., denn morgens stadteinwärts ballt sch hier der Verkehr zwischen 7.30 und 9 Uhr. Der Feierabendverkehr stadtauswärts ist zeitlich weiter entzerrt.“

Den Verkehr in die Stadt will die Polizei schon auf der Autobahn abfangen und über die Anschlussstellen Fleestedt und Heimfeld leiten. Die Autofahrer, die nicht über die Autobahn kommen werden auf Höhe der Autobahnauffahrten Marmstorf und Lürade auf Sperrschilder und Umleitungspfeile blicken und sollen über die Winsener Straße und den Ehestorfer Weg abgeleitet werden.

„Die Winsener Straße ist jetzt schon jeden Morgen überlastet“, sagt Rainer Bliefernicht. „Sollte es dort zu Staus kommen, wird der Verkehr durch die Wohnstraßen von Marmstorf und Sinstorf ausweichen. Das ist jetzt schon der Fall, wann immer es Stau in Richtung Norden gibt.“

Dass der Verkehr über die Winsener Straße reibungslos abfließt, darf bezweifelt werden. Jede Störung auf der A1 oder vor dem Elbtunnel sorgt dafür, dass Tausende von Navigationsgeräten ihre Besitzer in Fleestedt und Hittfeld abbiegen lassen und über die B4 weiterschicken. Spätestens an der langen Kette von unkoordinierten Bedarfsampeln zwischen Sinstorfer Kirchweg und Rönneburger Straße stockt es dann. Und Verkehrsdruck wird aufkommen: Von Sommer bis Herbst wird auch die Autobahn 261 zwischen Buchholz und Lürade saniert. Diese kleine Eckverbindung entlastet die A1 erheblich. Stockt es auf der A1, geht der Verkehr auf die Winsener Straße, wie erklärt.

„Und wenn es auf der Winsener Straße stockt, weichen viele Autofahrer über den Sinstorfer Weg und die Marmstorfer Poststraße aus“, sagt Bliefernicht. „In Marmstorf geht dann nichts mehr.“ Er weiß es, denn er wohnt im Auge des morgendlichen Staus im Marmstorfer Ortskern.

„Der Verkehrsinfarkt im Harburger Süden ist vorherzusehen, aber wohl nicht zu vermeiden“, sagt Bliefernicht. „Der Friedhofsknoten muss saniert werden.“

Ähnlich sieht es auch SPD-Verkehrsspezialist Torsten Fuß: „Der Friedhofsknoten ist Thema, seit ich in der Politik bin. Und ich bin mit dem Thema alt geworden“, sagt er. „Jetzt kann er endlich ausgebaut werden. Da müssen wir einhalbes Jahr lang die Zähne zusammenbeißen und durch.“