In einem Land, in dem eine Frau im neunten Jahr regiert und in dem eine Frau für die Verteidigung verantwortlich ist, sollte man meinen, dass Frauen in der Politik eine Selbstverständlichkeit sind.

Sind sie aber nicht. Jedenfalls nicht im Landkreis Harburg. Keine einzige Frau wurde bei den zahlreichen Wahlen in diesem Jahr zur Bürgermeisterin bestimmt. Selbst wer eine Frau hätte wählen wollen, konnte es nicht. Nicht eine einzige Frau hatte kandidiert.

Wer vom weiblichen Geschlecht sollte sich auch zur Wahl stellen? Sowohl in den Gemeinde- und Stadträten als auch in den Führungsetagen der Verwaltungen sind Frauen deutlich in der Minderheit. Überall sitzen Herren – die meisten von ihnen grauhaarig – und scheinen sich abzuschotten, als sei ein Aufstieg der Frauen so etwas wie eine lilafarbene Invasion.

Dabei haben längst mehrere Studien bewiesen, dass Teams, die zu gleichen Teilen aus Männer und Frauen bestehen, innovativer sind. Auch aus einem ganz anderen Grund sollten die Herren der Macht langsam einsehen, dass Frauen in politischen Führungspositionen mehr als sinnvoll sind: um weibliche Wähler zu gewinnen.

Martina Oertzen, Seevetals Bürgermeisterin, hat vorgemacht, dass erfolgreiche Politik und Frauen kein Widerspruch sind. Mit ihrem Charisma und ihrer resoluten Art hatte sie sich in der Bürgermeisterwahl im vergangenen Jahr gegen Ulrich Sauck durchgesetzt. Mehr davon!