Enkel Stefan spielt die Originalwerke seines Großvaters Bert: Show-Premiere in der Buchholzer Empore

Buchholz. „Strangers In The Night“, „Spanish Eyes“, „Danke schön“, „Wunderland bei Nacht“ – mit diesen und vielen anderen Titeln gelangte der Hamburger Bert Kaempfert zu Weltruhm. In den 60er- und 70er-Jahren kannte jedes Kind den Sound mit den charakteristischen „textlosen“ Frauenstimmen als Hintergrund und dem markanten „Knackbass“. Viel zu früh, im Alter von 56 Jahren, verstarb der „Erfinder des Easy Listenings“, wie Kaempfert gern genannt wird, 1980 an den Folgen eines Schlaganfalls.

Seine Musik aber lebt weiter – dank der Familie. Enkel Stefan Kaempfert als Trompeter und Tochter Marion als Produzentin bringen jetzt „Kaempfert plays Kaempfert“ auf die Bühne. Die Premiere ist am 11. Dezember in der Buchholzer Empore, die sich damit einmal mehr als idealer Raum für Uraufführungen beweist. „Das ist fast ein Heimspiel, Buchholz ist ja auch ein bisschen wie Hamburg“, sagt Stefan Kaempfert. „Es ist so ein feiner, komfortabler Sound hier“, sagt er, nachdem er mit Mutter und Produktionsteam die Räume besichtigt hat.

1975, als Stefan Kaempfert neun Jahre alt war, schenkte sein berühmter Großvater ihm eine Trompete zu Weihnachten. „Schon zu Silvester konnte er einige Lieder spielen“, erinnert sich Marion Kaempfert. Bis dahin verlief seine „Karriere“ typisch wie bei so vielen Kindern: Blockflöte, Klavier und dann der Wunsch nach einem richtigen Instrument. „Erste Töne übte ich auf einem antiken Posthorn, das eigentlich nur als Dekoration gedacht war.“ Inspiriert – natürlich – durch die Schallplatten mit der Musik seines Großvaters. Der sich ein paar Jahre später „revanchierte“, indem er sich die ABBA-Platten seines Enkels auslieh und eine eigene Version des Titels „Voulez-vous“ herausbrachte. „Ich hätte ja lieber den Titel SOS gehabt“, sagt der inzwischen 48-Jährige dazu. „Welche Musik hätte mein Großvater wohl heute gemacht – wir wissen es leider nicht“, bedauert er.

Aktuelle Titel „verkaempfert“ gebe es deswegen in seinem Programm auch nicht. „Die Menschen assoziieren Glücksmomente mit Bert-Kaempfert-Titeln, die darf man ihnen nicht kaputt machen“, ist Stefan Kaempfert überzeugt. Gleichwohl ist er kein großer Fan des in den 60er-Jahren üblichen Trompeten-Vibratos. Eine eigene Note verleiht er den Hits seines Großvaters also schon. Auch, weil es heute schwierig sei, 30 bis 50 Musiker auf eine Bühne zu bringen, geht er Kompromisse ein. Der satte orchestrale Sound soll leben, „denn das verbinden die Menschen mit Kaempfert, nicht die Combo“, aber die Zahl der Musiker, die live spielen, ist mit zehn doch auf Combo-Größe reduziert, hinzu kommen Einspielungen. Sängerinnen und Tänzer vervollständigen das Ensemble.

Auch Privates wird zu sehen sein: „Mein Großvater hat zu Hause selbst viel gefilmt“, berichtet Stefan Kaempfert. Zehn Jahre lang haben sie in der Schweiz in direkter Nachbarschaft gewohnt, Dinge getan, die Opas in aller Welt mit ihren Enkeln tun: Angeln gehen, basteln, die Natur entdecken. Dann zogen seine Eltern zurück nach Hamburg. 1989 begann Stefan Kaempfert im niederländischen Hilversum Musik zu studieren – „seinerzeit die einzige Möglichkeit in Europa, Jazz zu studieren“ – und blieb dort bis heute. Seine Mutter lebte bis vor drei Jahren in London, verantwortlich für das Bert-Kaempfert-Orchestra, das dort seit 1993 Kaempfert-Originalwerke aufführt. Zum Beispiel in der Royal Albert Hall. Dagegen nimmt sich die Empore bescheiden aus, aber „der Saal hat die ideale Größe“, findet Marion Kaempfert. „Sie strahlt eine große Ruhe aus“, ergänzt ihr Sohn.

Wie übrigens auch die beiden selbst. Keine großen, lauten Worte, aber wenn es um die Musik im Allgemeinen und die ihres Vaters und Großvaters im Besondern geht, strahlen sie. „Oma und Opa sollen mit Kindern und Enkeln kommen und jeder seine musikalischen Momente erleben“, hofft Stefan, während Marion Kaempfert sich vor allem wünscht, dass die Musik, das Musizieren bei der Jugend (wieder) angesagt ist. „Das fängt bei einer besseren Ausbildung der Musiklehrer in den Schulen an“, betont sie. In der eigenen Familie ist es bereits gelungen: Die Töchter von Stefan Kaempfert sind Sängerinnen, damit ist die Kaempfert-Generation Nummer vier am Start.

Kaempfert plays Kaempfert, Empore Buchholz, Donnerstag, 11. Dezember, 20 Uhr, Karten unter 04181/287878.