Chef des Jugendklubs Sandbek will im Ausschuss um Hilfe bitten, doch Große Koalition lässt ihn nicht zu Wort kommen

Neugraben. Seit fünf Jahren bemühen sich die Mitglieder des Arbeitskreises Sandbek um eine Instandsetzung und Aufwertung der Freizeitfläche zwischen der B 73 und der Grundschule Ohrnsweg, wie das Abendblatt bereits ausführlich berichtete. Doch alle Bemühungen, substanzielle Antworten zu dringend notwendigen Maßnahmen zu erhalten, blieben erfolglos. Als sich dann die Harburger Linke des Themas annahm und in einem Antrag die Wiederherstellung eines „verkehrssicheren Zustands“ der Anlage forderte, keimte Hoffnung auf, vor allem im angrenzenden Jugendklub. Doch mit der jüngsten Sitzung des Regionalausschusses Süderelbe am Mittwochabend ist sie einmal mehr erstickt.

„Als mich die Kinder und Jugendlichen am Donnerstag gefragt haben, ob sich denn nun endlich etwas tue, stand ich wieder mal mit leeren Händen da“, sagt Boris Bouchon, Leiter des Jugendklubs: „Es ist eine frustrierende Situation für uns alle.“

Bouchon war in den Regionalausschuss gegangen, um den Vertretern der Parteien die Dringlichkeit des Problems noch einmal zu verdeutlichen. Allein, man ließ ihn nicht zu Wort kommen. Weil die Linksfraktion es versäumt hatte, Bouchon in ihrem Antrag als Referenten zu benennen, verweigerten ihm die SPD-Abgeordneten Arend Wiese und Holger Böhm mit entsprechenden Anträgen und Verweisen auf die Geschäftsordnung der Bezirksversammlung das Rederecht. Überdies gebe es ja entsprechende Aussagen im Koalitionsvertrag zwischen SPD und CDU, dass die Fläche überplant wird, ließ Wiese wissen. Der auf Nachfrage den entsprechenden Passus aber nicht zitieren wollte. Auf alle Fälle wäre eine Diskussion zum jetzigen Zeitpunkt überflüssig, die Linke möge ihren Antrag zurückziehen. Als Sahbattin Aras von den Linken dazu nicht bereit war, ließ die SPD-Fraktion über den Antrag abstimmen. Das Ergebnis konnte niemanden überraschen: Mit der Mehrheit der Stimmen von SPD und CDU wurde er abgelehnt und damit beerdigt.

Auch die Ausschussvorsitzende, Dr. Gudrun Schittek von den Grünen, zeigte sich hernach fassunglos: „Es war schon unverständlich, dass die Große Koalition den Antrag ohne Annahme in den Regionalausschuss überwiesen hat. Dass Herr Bouchon im Ausschuss nun nicht mal als Bürger reden durfte, ist kaum zu glauben. Wie mit dem Thema von SPD und CDU umgegangen wird, ist beschämend.“ Dass es jede Menge Gesprächsbedarf gebe, sei doch wohl völlig unstrittig. Zumal im Koalitionsvertrag doch ausdrücklich stehe, dass die Instandsetzung von Spiel- und Sportplätzen wichtig und erforderlich sei. „Es ist aber deutlich geworden, dass die Große Koalition das Thema am konkreten Beispiel Sandbek eben nicht diskutieren wollte“, so Kay Wolkau von den Neuen Liberalen.

Dafür hatten sich die Koalitionäre umso mehr in der Diskussion um die Neuausweisung von Überschwemmungsgebieten durch die Umweltbehörde (BSU) ins Zeug gelegt. Nach einer umfassenden Analyse war kürzlich der Falkengraben als neues Überschwemmungsgebiet ausgewiesen worden. Zwar hatte es dazu bereits eine Informationsveranstaltung der BSU am 8. Oktober gegeben. Aus Sicht der SPD-Fraktion seien dabei aber zu viele Fragen offen geblieben.

„Entscheidend für die Neuausweisung waren sogenannte Signifikantskriterien für das rund 14,3 Quadratkilometer große Einzugsgebiet des Grabens“, so Olaf Simon vom BSU-Referat Überschwemmungsgebiete. Im Falle einer Überflutung des Falkengrabens seien nicht nur bis zu 37 Gebäude betroffen, darunter der Standort An der Falkenbek der Katholischen Schule Neugraben, sondern auch die Autobahn 7 und die Bundesstraße 73. Weil der Falkengraben der Tiefpunkt des Einzugsgebietes sei und es Zuflüsse aus allen umliegenden Flächen gebe, müsse ihm besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden.

Das sei besonders bei den Unwetterlagen am 1. August 2002 und am 9. Juli 2014 deutlich geworden, als innerhalb von 70 und 80 Minuten durchschnittliche Niederschlagsmengen von 37 sowie 52 Millimeter pro Quadratmesser festgestellt worden waren.

Mehrere Bewohner der betroffenen Gebiete kritisierten jedoch, dass die Berechnungen der Behörden zum Abfluss von Niederschlagsmengen nicht zu ihren eigenen Beobachtungen passen würden. „Die beiden Rückhaltebecken waren übergelaufen und auch die angrenzenden Forstwege waren überspült. Da kann doch was am Gesamtsystem nicht stimmen“, sagte Manfred Rübke. Und regte an, ob ein Teil der Straßenentwässerung, die bislang über den Falkengraben geschehe, nicht auch über die Abwassersiele erfolgen könne.

Klaus Kluge vom Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) verneinte das: „Regen- und Schmutzwassersiele sind getrennte Systeme, die nicht ohne weiteres temporär verbunden werden könnten.“ Viel mehr müsse über Auslage und Zustand der Zuleitungen und Durchlässe nachgedacht werden. Die Ausschussvorsitzende Dr. Gudrun Schittek forderte jedenfalls ein Maßnahmenpaket, um für die Anrainer des Falkengrabens künftig eine größtmögliche Sicherheit zu gewährleisten.