Landrat Rainer Rempe, der als Jurist eher abwägend argumentiert, ist nun doch der Kragen geplatzt.

Mit Recht. Wie kann es auch anders sein, wenn plötzlich mir nichts, dir nichts mehr als 500 Flüchtlinge sechs Monate eher als geplant untergebracht werden sollen? Aber es geht hier nicht um die Gemütslage von Rempe. Es geht um mehr. Der Brandbrief an den Innenminister steht für eine Wende. Er signalisiert, dass der Landkreis und letztlich auch seine Gemeinden nicht mehr gewillt sind, nach einem Anruf aus Hannover geräuschlos zu funktionieren und dem Land seine Probleme abzunehmen.

Flüchtlinge sind Menschen. Um sie muss man sich kümmern. Dafür braucht man Zeit. „Willkommen!“ zu rufen ist zu wenig. Aber für die Hilfe, für ein Leben in Würde, müssen viele Fragen beantwortet werden. Nicht nur die nach der Unterkunft und der Betreuung, sondern auch danach, wie schnell die Asylverfahren abgeschlossen werden können, wer wann wie lange arbeiten darf und zudem, wer mit wem zusammen wohnen kann. Die Liste der Fragen ist längst nicht vollständig und nicht für alles ist das Land zuständig. Aber in Hannover muss man zur Kenntnis nehmen, dass die Kommunen auf Dauer die finanziellen Belastungen nicht tragen können. Vielleicht sagt Minister Pistorius ja etwas dazu. Wenn er schon keine Unterkünfte hat, könnte er zumindest mit Geld helfen. Landkreise und Kommunen allein zu lassen und seinen Mitarbeitern Auskünfte am Telefon zu verbieten, ist jedenfalls keine Lösung.