Auch der FC Süderelbe gehörte beim traditionellen Harburg-Empfang im Bürgerzentrum „Feuervogel“ zu den gefeierten Preisträgern

Harburg. Als Gospel Train, Hamburgs bekanntester Schulchor, am Freitagabend beim Harburg-Empfang im Bürgerzentrum „Feuervogel“ seinen finalen Song „Shackles“ sang, hielt es endgültig keinen der 300 geladenen Gäste aus Politik, Wirtschaft, Kultur, Sport und sozialen Organisationen mehr auf seinem Sitz. Geschlossen swingte und klatschte das Auditorium stehend mit, bis der letzte Ton verklungen war.

Eine „kompetentere“ musikalische Umrahmung für die Ehrung jener Harburger, die sich in den vergangenen zwölf Monaten mit besonderen Projekten um den Bezirk verdient gemacht haben, hätten die Organisatoren kaum finden können: In den vergangenen acht Jahren räumten die Sänger der Goethe-Schule-Harburg (GSH) sage und schreibe 15 Preise ab. Und der 16. soll nach Abendblatt-Informationen noch in diesem Monat folgen. 2010 zählte Gospel Train selbst zu den ausgezeichneten Projekten beim Harburg-Empfang. Der Chor, der am 28. und 29. November in der Ebert-Halle seine Jubiläumskonzerte zum 15-jährigen Bestehen gibt, erhielt seinerzeit den seit 2007 vergebenen Integrationspreis.

Der ging diesmal an das Projekt „FußballFREUNDE“ des Harburger Turnerbunds von 1865, der sich zudem über 1500 Euro freuen durfte. In enger Kooperation mit der Förderschule Nymphenweg hätten die Initiatoren „die integrative Kraft des Fußballs“ genutzt, um Kinder und Jugendliche mit geistiger Behinderung und Kinder ohne Handicap zusammenzubringen, sagte Manfred Schulz, Vorsitzender der Bezirksversammlung Harburg, in seiner Laudatio: „So konnten Berührungsängste und Hemmschwellen abgebaut werden, aus einem Nebeneinander ist ein Miteinander geworden.“

Mit dem zweiten Integrationspreis und 500 Euro wurde Lesli Omohundro-Bronczkowski für ihr „Schreibprojekt zwischen den Welten" an der Goetheschule Harburg geehrt. In ihrer Schreibwerkstatt seien bislang unerzählte Geschichten von Müttern und Töchtern aufgeschrieben worden, die auf beeindruckende Weise das Leben im Spannungsfeld verschiedener Kulturen schilderten, so Schulz.

Für den Integrationspreis sind in diesem Jahr nur sieben Bewerbungen eingegangen. „Das ist viel zu wenig, wenn man bedenkt, dass 38 Prozent aller Harburger einen Migrationshintergrund haben“, monierte der BV-Chef in aller Offenheit. Er verwies darauf, dass die kulturelle Vielfalt in den nächsten Jahren noch zunehmen werde, nicht zuletzt wegen des anhaltenden Flüchtlingsstroms. „Deshalb müssen wir künftig neue Wege gehen, um noch wesentlich mehr Menschen zu erreichen“, so Schulz.

Deutlich größer war die Resonanz beim Ehrenamtspreis, der zum fünften Mal verliehen wurde. Hier hatte es insgesamt 15 Bewerbungen gegeben. Der erste Preis und 1500 Euro gingen an den FC Süderelbe für die „Erste Berufs- und Ausbildungsmesse Süderelbe 2014“, der zweite und 500 Euro an das Familien-Projekt „wellcome“. Im vergangenen Jahr hatte der FCS bereits den Integrationspreis gewonnen, das Preisgeld aber sofort in sein Messeprojekt reinvestiert, an dem sich dann bis zu 50 Ehrenamtliche beteiligten.

Allein diese Tatsache war eigentlich schon aller Ehren wert. Noch viel beeindruckender sei aus Sicht des Laudators Heinz Lüers, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Harburg-Buxtehude, jedoch gewesen, wie viel mit dem Messeprojekt letztlich bewirkt wurde: „Mehr als 1500 Jugendliche, viele davon mit Migrationshintergrund, konnten sich während der Messe über Ausbildungsmöglichkeiten und berufliche Perspektiven informieren und sich in der Folge vielfach sogar über Ausbildungsverträge oder Praktikumsplätze freuen.“ Unsere Gesellschaft wäre deutlich farbloser ohne das selbstlose Engagement der Ehrenamtliche, würdigte Banker Lüers alle das Gemeinwohl fördernde Projekte. Die letztlich das Zusammenleben in Harburg verbessern und die Identifikation der Bewohner mit ihrem Stadtteil fördern würden: „Dass die Jury hier angesichts so vieler Aktivitäten die Qual der Wahl hatte, ist umso erfreulicher.“

Der Harburg-Teller, der von der Bezirksversammlung Harburg und dem Bezirksamt Harburg bereits zum sechsten Mal gestiftete Ehrenpreis für besonderes bürgerschaftliches Engagement, wurde in diesem Jahr an den langjährigen Moderator des Ständigen Gesprächskreises Moorburg, Karl-Heinz Schultz, vergeben. Der habe sich aber auch einen Namen als Spurensucher bei der Aufarbeitung der jüngeren Hamburger Geschichte gemacht, insbesondere in den Jahren der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft, sagte Laudator Thomas Völsch. Der Bezirksamtsleiter verwies auf Schultz’ unermüdlichen Einsatz bei der Gründung des Freundeskreises KZ Neuengamme und der Initiative Gedenken in Harburg: „Geradlinig, bescheiden und klug hat er die richtigen Fragen gestellt und viele Antworten gefunden“, so Völsch. Dafür gebühre „Heiner“ Schultz Dank und Anerkennung.

Als äußerst unterhaltsamer Festredner mit Entertainer-Qualitäten hatte sich zu Beginn des Abends einmal mehr Professor Garabed Antranikian erwiesen. Der Präsident der Technischen Universität Hamburg-Harburg (TUHH) schilderte nicht nur, auf welch vielfältige Weise die Studenten und mehr als 1000 Absolventen pro Jahr den Ruf Harburgs hinaus in die Welt trügen.

Dort sei die Uni inzwischen fast bekannter als in Harburg selbst. Doch das wolle man mit dem Sommerfest, der Kooperation mit der Schützengilde und weiteren Aktionen ändern. Aus seiner Sicht sehe Harburg besonders toll aus, wenn es dunkel sei. „Aber nur deshalb, weil sich dann die vielen interessanten Gebäude des Bezirks so schön illuminieren ließen“, so Antranikian.