Die Anbindung zum Wohnquartier Heidbrook soll quer durchs Freizeitareal südlich der Grundschule Ohrnsweg führen

Fischbek. Seit Jahren führt die Freizeitfläche zwischen der B 73 und der Grundschule Ohrnsweg ein freudloses Schattendasein. Nur noch selten verirren sich mal Jugendliche auf die Bolzplätze, deren Asphaltbelag sich langsam in eine gefährliche, unfallträchtige Schotterpiste verwandelt hat. Skater werden auf dem benachbarten Areal auch kaum noch gesichtet, seit die marode Halfpipe vor zwei Jahren entfernt wurde, ebenso wie die frühere Grillstelle. Ersatz wurde nie zugesagt. Weshalb die Verweilqualität inzwischen gegen Null tendiert.

„Wir würden den Platz sofort nutzen, wenn er denn ohne größere Gefahren nutzbar wäre“, sagt Boris Bouchon, Leiter des benachbarten Jugendclubs. Und auch die angrenzende Grundschule Ohrnsweg hält ihre Schüler lieber fern von dem Gelände. Sabine Boeddinghaus, Fraktionschefin der Linken, kann die Bedenken der Pädagogen nach einer Ortsbegehung sehr gut nachvollziehen: „Die Freizeitfläche ist insgesamt in einem katastrophalen Zustand. Die Bolzplätze sind von ihrer Anlage her absolut nicht mehr zeitgemäß. Der Verfall vollzieht sich seit Jahren. Hier muss jetzt unbedingt was passieren.“ Deshalb formulierte die Linke einen Antrag, in dem sie eine „zeitnahe“ Aufwertung der Fläche forderte.

Die Zeit dafür scheint reif. Vor allem deshalb, weil im Zuge der Neubebauung des Geländes der ehemaligen Röttiger-Kaserne auf der anderen Seite der Cuxhavener Straße eine Anbindung des neuen Quartiers an die Grundschule Ohrnsweg und die Sandbek-Siedlung geschaffen werden soll. Der kürzeste, direkteste Weg führt indes mitten durch die Freizeitfläche.

Was im Arbeitskreis Sandbek (AKS), in dem sich Vertreter sozialer Einrichtungen und Projekte für die Belange der Siedlung engagieren, kritisch bewertet wird.

Jüngsten Planungen zufolge ist nämlich ein fünf Meter breiter, kombinierter Fußgänger- und Radweg konzipiert. Je nach Trassenführung könnte er zu einer Aufgabe bestimmter Areale der Freizeitfläche führen. Im Ernstfall sogar zu einer gänzlichen Umwidmung des gesamten Geländes.

„Die Fläche befindet sich zwar in einem bemitleidenswerten Zustand, ist jedoch für Sandbek ein wichtiger Bezugs- und Treffpunkt“, heißt es in einem Brandbrief des AKS. Früher hätten sich hier nicht nur Jugendliche getroffen, sondern ganze Familien. Um gemeinsam Sport zu treiben, zu grillen und zu feiern. Das sei inzwischen aber kaum noch möglich.

Geschürt werden die Bedenken durch Aussagen führender Vertreter der neuen Großen Koalition aus SPD und CDU in der Harburger Bezirksversammlung. So erklärte SPD-Fraktionsvize Arend Wiese kürzlich, größere Investitionen in die Anlage würden kaum lohnen. Anhaltender Vandalismus habe immer wieder zu mutwilliger Zerstörung geführt. So seien zuletzt neu installierte Sitzbänke in kürzester Zeit irreparabel beschädigt worden. „Das kann doch aber kein Grund sein, alle Bemühungen um eine Verbesserung der Lage auf der Freizeitfläche gänzlich einzustellen“, kontert Sabine Boeddinghaus, zumal es kaum eine Alternative gäbe.

CDU-Fraktionschef Ralf-Dieter Fischer bemüht sich derweil, Brisanz aus der Kontroverse zu nehmen. Aus Sicht der Christdemokraten müssten sämtliche Flächen rund um die ehemalige Röttiger-Kaserne stadtplanerisch überarbeitet werden. „Dabei wird es möglicherweise eine weitere Kreuzung auf der Cuxhavener Straße geben, um die neuen Verkehrsströme besser leiten zu können. Was dann auch dazu führen kann, dass die Verbindung zwischen dem Wohnquartier Heidbrook und der Sandbek-Siedlung vielleicht ganz woanders geschaffen wird“, so Fischer zum Abendblatt. Darüber sei das letzte Wort jedenfalls noch nicht gesprochen.

Projektkoordinatorin Karen Pein vom Flächenvermarkter IBA Hamburg GmbH wollte sich zur konkreten Ausgestaltung des notwendigen Brückenschlags nicht äußern: „Er liegt außerhalb des von uns betreuten B-Plan-Areals, dafür ist das Bezirksamt zuständig.“ Klar sei aber, dass ein neues Wohngebiet immer „Wirkung“ in den Stadtteil entfalte, der Rechnung getragen werden müsse. Das gelte natürlich auch für den Fischbeker Heidbrook.

Ob bei der Anbindung des neuen Quartiers an die Sandbek-Siedlung die langgehegten Wünsche der Jugendlichen endlich berücksichtigt werden, bleibt dennoch fraglich. Bereits im September 2012 hatten 60 Jugendliche Harburgs Sozialdezernent Holger Stuhlmann in einem Brief um Mithilfe bei der Neugestaltung des Bolzplatzes auf der Freizeitfläche gebeten. Die Antwort war er ihnen monatelang schuldig geblieben. Bis er dann auf mehrfache Ermahnung durch Mitglieder des Jugendhilfeausschusses doch reagierte. Der Platz sei „verkehrssicher“ und damit nutzbar, ließ Stuhlmann seinerzeit wissen. Ob er das heute immer noch so sieht, darüber hüllt er sich auf Abendblatt-Nachfrage in Schweigen.