Kreis Harburg will bei der Y-Bahntrasse auf Augenhöhe mitreden. Wirtschaftsministerium soll Dialog moderieren

Ramelsloh/Winsen. Der Landkreis Harburg will bei Verkehrsfragen in der Metropolregion künftig stärker mitreden. Das hat der designierte Landrat des Kreises, Rainer Rempe (CDU), am Montagabend im Kreis-Wirtschaftsausschuss deutlich gemacht. Dabei geht es zunächst um die Streckenführung der Y-Trasse, die die Häfen Hamburg und Bremerhaven mit Hannover verbinden soll. Hier werden jetzt neue Varianten diskutiert, die die Menschen im Kreis zusätzlich belasten und sich auch auf die Pendlerzüge auswirken könnten. Die bisher geplante Trasse führte dagegen weitgehend am Kreisgebiet vorbei. Grundsätzlich geht es aber auch um ein Mobilitätskonzept für Hamburg, vom dem der Kreis betroffen ist, daher mitreden will, sich aber bislang nicht genügend eingebunden fühlt.

Winsener Kreishaus wird ein Appell an Land und Bund vorgestellt

Jetzt werden auch die Bürgermeister des Landkreises aktiv. Sie treffen sich am Montag im Winsener Kreishaus, um einen Appell öffentlich zu machen. Die Chefs der Gemeinden bestehen darauf, bei der Y-Trasse auf Augenhöhe mit Bund, Land und Bahn zu diskutieren. Schließlich könnten die Züge auch durch die Orte fahren. „Es geht darum, die Geschlossenheit der Gemeinden und des Landkreises in dieser Frage aufzuzeigen“, sagt Johannes Freudewald, der Sprecher des Kreises, dem Abendblatt. Schon zuvor hatten die Bürgermeister und Landrat Joachim Bordt (FDP) in einem Brief an Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) darauf verwiesen, wie die Diskussion über das Projekt aus ihrer Sicht abgewickelt werden soll. Bisher jedoch, so heißt es jedenfalls in dem Brief, der dem Abendblatt vorliegt, „bestehen bei den Kommunen im Landkreis nach wie vor erhebliche Zweifel an der Ernsthaftigkeit des anstehenden Dialogverfahrens.“

Rempe hat bei der Diskussion um die Y-Trasse bisher keine guten Erfahrungen gemacht. „Beim Informationstermin in Brackel standen die Ordner zwar in einer Ecke, aber das half wenig, weil wir die Informationen nicht im Vorfeld der Sitzung hatten“, sagte er im Ausschuss. Diese Informationspolitik der Bahn kam schlecht an: „Den weiteren Prozess kann ich mir so nicht vorstellen.“ Künftig soll nun das niedersächsische Wirtschaftsministerium die Verhandlungen moderieren. Rempe fordert aber auch von der Bahn, künftig über die Standard-Veranstaltungen hinaus informiert zu werden. „Auf die Antwort bin ich gespannt“, sagt er.

Auch mit seiner Nominierung in den Mobilitätsausschuss Hamburgs kann sich Rempe nicht so richtig anfreunden. Nach dem Vorstellungstreffen war rasch klar: Er kann als einziger unter 40 Mitgliedern die Interessen des Südens, ein Vertreter aus Schleswig-Holstein die des Nordens von Hamburg vertreten. Die Bitte, zumindest einen zweiten Vertreter für die südliche Region zu berufen, sei aber mit Hinweis auf die bereits große Zahl der Teilnehmer abgewiesen worden.

„Beim zweiten Treffen wurden dann die Ziele genannt, die sich um die Erreichbarkeit der Welthandelsstadt Hamburg, E-Mobilität und die Gestaltung von Lebensräumen drehen“, sagte Rempe. Ihm sei aber nicht klar, inwieweit er mitreden und sich so die Teilnahme für den Kreis lohnen werde. Dafür wurde nun ein Termin mit der Hamburger Verkehrsbehörde anberaumt.

Machbarkeitsstudie für Schienenverkehr startet nach der Sommerpause

Immerhin gab es am Montagabend auch positive Nachrichten zum Verkehr zu berichten. Das übernahm der scheidende Landrat Bordt. So soll ein Gutachten zur Nutzen-Kosten-Analyse für die Wiederaufnahme der Bahnstrecke zwischen Soltau, Buchholz, Maschen und Harburg im Juli europaweit ausgeschrieben werden. Sie gehört zu den fünf Strecken, die noch auf der Liste des Landes für eine Wiederaufnahme des Personenverkehrs stehen.

Auch die umfassende Machbarkeitsstudie für den Schienen-Nahverkehr für den Süden Hamburgs kommt jetzt in Gang. Daran wird der HVV, der den Nahverkehr in der Metropolregion organisiert, maßgeblich beteiligt sein. „Die beteiligten Landkreise werden aber für zusätzlich notwendiges Knowhow auch Kosten übernehmen müssen“, sagte Bordt. Die Arbeit soll nach der Sommerpause beginnen. Ob die Studie noch bis zum Jahresende abgeschlossen werden kann, ist derzeit offen. Rempe geht eher nicht davon aus.