Landkreis Harburg will auf der ersten länderübergreifenden Konferenz die Zukunft von Straße und Schiene diskutieren

Winsen/Hittfeld. Überfüllte Nahverkehrszüge, Staus auf den Autobahnen, eine geplante Raststätte gegen die sich Seevetal stemmt, das Dorf Rübke, das fürchtet, jahrelang am Ende der Autobahn 26 zwischen Lkw vergessen zu werden. Die Liste der Verkehrsprobleme im Kreis ist lang und sie ließe sich fortsetzen. Jetzt macht der Kreis Harburg ernst. Am heutigen Donnerstag hat Landrat Joachim Bordt (FDP) zur ersten länderübergreifenden Verkehrskonferenz in die Burg Seevetal in Hittfeld geladen. Es soll ein Aufgalopp werden, um die Probleme anzugehen, wie Bordts bereits gewählter Nachfolger Rainer Rempe (CDU) sagt. Der Kreis will künftig mit Hamburg, Niedersachsen und mit dem Bund auf Augenhöhe diskutieren. Schließlich sind die Verwaltungen in der Kreisstadt und in den Gemeinden am dichtesten dran an den Bürgern, die täglich den Verkehr aus der Großstadt aushalten müssen. „Deshalb brauchen wir nicht nur langfristige Konzepte, sondern auch kurzfristige Lösungen“, sagt Rempe.

Das gilt vor allem für den Nahverkehr. Dort machen sich täglich 56.000 Pendler zu ihren Arbeitsplätzen in Hamburg und Lüneburg auf, sitzen dabei aber oft in überfüllten Zügen oder müssen gar stehen. „Hier muss rasch etwas geschehen“, sagt Rempe. Längere Züge und dichtere Taktzeiten wären eine Möglichkeit. Aber dazu müssten erst Bahnsteige angepasst werden und sich die Lage am Nadelöhr Hamburger Hauptbahnhof entspannen. Natürlich spielt auch das Thema S-Bahn nach Buchholz und Winsen eine Rolle. Aber für diese Züge ist schon die Streckenführung ein Problem, weil die Strecke quer zur jetzigen S-Bahn im Tunnel verlaufen müsste, was unterirdisch bislang nicht möglich ist. Dann ist da noch die geplante S4 in Richtung Norden. Gut möglich, dass erst nach ihrer Realisierung Richtung Süden geplant würde.

Immerhin: Die Bahnstrecke Hamburg, Maschen, Jesteburg, Buchholz gehört zu den acht, die in der Endausscheidung für einen Reaktivierung stehen, die das Land angeregt hat. „Das wäre für uns eine interessante Option“, sagt Rempe. Bisher fahren auf der elektrifizierten Trasse nur Güterzüge. Für Fahrgäste müssten neue Haltestellen eingerichtet und die Schienen um den Rangierbahnhof Maschen herum geführt werden. Fällt die Entscheidung zugunsten der Strecke, müssten sich Kreis und Kommunen 25 Prozent der Kosten teilen, wobei die Gesamtsumme gar nicht feststeht. Die Finanzierung wäre eine neue Belastung. Denn der Bahnverkehr ist bisher allein Aufgabe Niedersachsens.

Neben den Schienenprojekten bleibt auch auf den Autobahnen einiges zu entscheiden. So etwa über die Planungen für die wenig geliebte Raststätte Elbmarsch an der A1. Gegen sie wird die gleichnamige Bürgerinitiative am Donnerstagmittag beim Eintreffen der Konferenzgäste erneut demonstrieren.

Dann ist da die A26. Mit dem Baufortschritt von Horneburg in Richtung Hamburg könnten sich dort schon wegen der langen Bauzeiten immer wieder neue Belastungen für die Anwohner ergeben. Beispiel Rübke: Die Menschen dort sehen sich künftig als Ende der Autobahn, weil das nächste Teilstück bis zum Anschluss an die A7 in weiter Ferne liegt. Die Forderung nach einer Ortsumgehung liegt nahe. Schon weil Rübke als einzige Auffahrt von und nach Hamburg geplant ist. Dazu kommt, dass durch den Ort die neue Bundesstraße 3 führt, die Lkw-Verkehr nach Neuenfelde, Richtung Airbus anzieht. Eine zweites Argument für eine Umgehung, die der Kreis empfiehlt. „Die Trasse ist eine Frage der Streckenführung der Bundesstraße“, sagt Rempe. Dann trüge der Bund die Kosten.

Für den Kreis kommt es bei der Konferenz darauf an, den Dialog mit allen Verantwortlichen für die Verkehrsinfrastruktur aufzunehmen. Dafür gibt es schon das Nachbarschaftsforum, in dem sich die Kreise Stade und Harburg mit den Kommunen und der Hamburger Stadtentwicklungsbehörde drei Mal pro Jahr treffen. „In einem vierten Treffen könnten wir aktuelle Baustellen besprechen und Projekte aufeinander abstimmen“, schlägt Rempe vor. Eingebunden werden will der Kreis auch auf Landes- und Bundesebene. Beispiel Y-Trasse als Verbindung der Häfen Bremerhaven und Hamburg in Richtung Hannover. Für den Kreis Harburg ist die durchgeplante Trasse die beste Option, denn das durch den Güterverkehr arg strapazierte Gebiet bliebe weitgehend von neuen Belastungen verschont. Alternative Strecken würden zudem die Realisierung verzögern.

Konkrete Lösungen wird die heutige Konferenz kaum bringen. Danach wird aber deutlicher sein, wie gut der Kreis gehört wird. Einer der Gäste dürfte die lokalen Gegebenheiten gut kennen: Der Hamburger Staatsrat Bernd Egert wohnt in Winsen.