Anwohner beschwerten sich über starken Verkehrslärm. Verbot für 7,5-Tonner stößt auf Kritik bei Gewerbetreibenden

Neu Wulmstorf. Das kannauf Dauer nicht gut gehen: In Neu Wulmstorf stehen sich auf zwei Straßen Wohnhäuser und große Gewerbetriebe vis a vis gegenüber. Was die Anwohner von Speditionen und Autohändlern trennt, ist zum Streitobjekt geworden: die Liliencronstraße und die Lessingstraße. Jetzt soll ein Verbot alles regeln.

Ab sofort dürfen die Lastwagen mit mehr als 7,5 Tonnen Gewicht diese Straßen nicht mehr befahren. Sie sollen statt dessen auf die B 3 neu ausweichen. Für Anlieger gilt das Verbot nicht. Lastwagenfahrer, die dort ansässige Firmen ansteuern, dürfen weiterhin die Straßen befahren. Diese neue Verkehrsregelung hat der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung beschlossen. Mit der Lösung versucht die Politik, eine Brücke zwischen Lärm geplagten Anwohnen und ansässigen Gewerbetreibenden zu schlagen. Die Bürger sollen beruhigt und die Unternehmer ebenso berücksichtigt werden.

Doch so ganz funktioniert das nicht. Obwohl die Lastwagenfahrer weiter freie Fahrt zu seinem Unternehmen an der Lessingstraße haben, sieht Ernst Peters, Geschäftsführer von EP Logistic GmbH, mit dieser Regelung Probleme auf sich zukommen. „Bei mehr Restriktionen müssen wir auch mit mehr Beschwerden rechnen“, sagt Peters. Ich kann die Anwohner auch verstehen“, sagt er. „Aber sogar die Lessingstraße zu beschränken, finde ich ein bisschen hart.“ Um so leichter fällt es ihm nun, Neu Wulmstorf den Rücken zu kehren.

Wie berichtet will das Traditionsunternehmen die Gemeinde verlassen, weil es in Neu Wulmstorf kein geeignetes Grundstück zur Erweiterung gibt. Die Flächen, die in Frage kommen, sind entweder zu teuer oder liegen zu nahe an den Wohngebieten. Und da hinzuziehen ist für ihn, der sein Geschäft mit dem Transport macht, so etwas wie das Spiel mit dem Feuer.

Dass Anwohner und Gewerbetreibende direkt aufeinander treffen, ist ein Fehler der Vergangenheit. In den 70er Jahren, als das Mischgebiet entstanden ist, war es nicht unüblich, ein Gewerbegebiet an ein Wohngebiet angrenzen zu lassen. „Das ist keine Neu Wulmstorfer Eigenheit“, sagte Michael Krüger, Pressesprecher der Gemeinde. Jetzt, nachdem sich das Gewerbegebiet stark vergrößert hat und damit auch mehr Lastwagen durch die Straßen rattern, treten diese Strukturmängel verstärkt zutage.

Für Ihno Bents, der an der Liliencronstraße wohnt, ist jedenfalls klar, dass der Riss in der Wand seines Reihenhauses vom Lastwagenverkehr herrührt. „Es fängt schon vor 5 Uhr morgens an. Die Fenster vibrieren sogar, wenn die Lkw vorbeifahren“, so der 69-jährige Rentner. Sein Nachbar Christian Uhlich, 63, sagt, dass der Verkehr eklatant zu genommen habe – seitdem die Bahnhofstraße für den Schwerlastverkehr gesperrt sei. Auch Peter Bredehöft, 57, ebenso ein Anwohner der Liliencronstraße, erhofft sich vom Lkw-Verbot, dass der Lärm abnimmt. Den Männern ist durchaus bewusst, dass sie hier am Rand des Gewerbegebiets gezogen sind. Dennoch: Sie wollen, dass die Straßen kontrolliert werden.

Diese Forderung macht klar, wer mit dem Verbot am Ende in die Pflicht genommen wird: die Polizei. Sie soll dafür sorgen, dass die Lkw, die da nichts zu suchen haben, aus den Straßen gehalten werden. Und das, obwohl der Lastwagenverkehr nach dem Ergebnis einer Zählung der Gemeindeverwaltung abgenommen hat. „Wir haben gar nicht das Personal, um die Einhaltung des Verbots zu überwachen“, sagt Uwe Hesebeck, Leiter der Polizeistation Neu Wulmstorf. Aus seiner Sicht gebe es wichtigere Brennpunkte, um die sich die Polizei zu kümmern habe. Zwar gingen seine Kollegen Beschwerden nach. „Aber einem Lkw-Fahrer nachzuweisen, dass er verbotenerweise in die Straße hineingefahren ist, ist unmöglich.“ Für ihn ist das Verbotsschild eine völlig ineffektive Maßnahme.

Malte Kanebley, Fraktionsvorsitzender der CDU, die das Thema aufgebracht hat, kann die Aufregung nicht verstehen. Er will das Verbot auf gar keinen Fall als Signal gegen Gewerbetreibende verstanden wissen. „Für die Unternehmen ändert sich nichts.“ Er erhofft sich von der Beschränkung, dass sie in die Navigationssysteme aufgenommen wird und so zumindest auswärtige Lkw-Fahrer davon abhält, über die Lessingstraße und Liliencronstraße in das Gewerbegebiet zu fahren. Kanebley: „Wenn ein einziger Lkw nicht mehr durch die Straßen fährt, ist es doch schon ein Gewinn.“