Erstes Gespräch mit Rainer Rempe (CDU), dem neuen Landrat für den Kreis Harburg. Thomas Grambow (SPD) verliert

Mit einem Vorsprung von gut 4500 Stimmen hat Rainer Rempe, 51, die Landratswahl gegen Thomas Grambow gewonnen. Der Jurist wird nun ab 15. September für acht Jahre erster Mann im Landkreis. Das Abendblatt sprach mit ihm über die kommenden Herausforderungen, Bürgerinitiativen, eine dienstleistungsorientierte Verwaltung und wie seine Familie auf den Erfolg reagierte.

Hamburger Abendblatt:

Herzlichen Glückwunsch, Herr Rempe. Sie haben die Landratswahl gewonnen. Wie fühlen Sie sich am Tag danach?

Rainer Rempe:

Erleichtert und froh darüber, dass ich das Ziel erreicht habe. Es war eine ebenso spannende wie anstrengende Zeit. Am Montagmorgen war ich wieder wie gewohnt im Büro.

War das oberste Amt Ihr Ziel, als Sie im Oktober 1992 als Jurist in die Kreisverwaltung eintraten?

Rempe:

Als ich meine erste Stelle in der Verwaltung antrat, war der Landrat noch ganz weit weg. Eine solche Karriere hatte ich nicht im Kopf. Es gab immer wieder Möglichkeiten, sich zu verändern und weiter zu entwickeln. Aber so eine Karriere ist nicht durchgängig planbar. Ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort, habe Chancen genutzt und einfach gute Arbeit geleistet.

Hatten Sie, während Thomas Grambow bei den Stimmen zu ihnen aufschloss, Zweifel, ob Sie noch gewinnen würden?

Rempe:

Man kommt schon unter Anspannung, wenn man sieht, dass es eng wird. Mit einem knappen Ergebnis habe ich gerechnet. Zum Schluss hatte ich keine Zweifel mehr.

Werden Sie sich nach dem Ablauf Ihrer Amtszeit erneut bewerben? Was würden Sie beim Wahlkampf anders machen?

Rempe:

Es ist noch zu früh, jetzt über die Situation in acht Jahren nachzudenken, aber ich will das nicht ausschließen. Erst einmal möchte ich diese Zeit nutzen, um die Arbeit der Kreisverwaltung den Bürgern näher zu bringen. Oft istwenig bekannt, was ein Landrat tut und welche Kompetenzen ein Kreis hat.

Wie geht es jetzt weiter?

Rempe:

Landrat Joachim Bordt wird mir das Amt am 15. September übergeben. Zusammen mit der Politik werden wir uns abstimmen, wer künftig meine jetzige Stelle als Erster Kreisrat antreten soll. Der Landrat hat hier das Vorschlagsrecht, doch er muss dafür eine Mehrheit im Kreistag finden. Auch die Kämmerer-Stelle wird neu besetzt, weil Peter Dederke in den Ruhestand geht. Es wäre schön, wenn beide Personalien noch in diesem Jahr entschieden werden könnten.

Während des Wahlkampfs haben Sie eine Umfrage unter Pendlern initiiert. Gibt es schon Erkenntnisse daraus?

Rempe:

Es hat sich bestätigt, dass wir mehr Kapazitäten in den Nahverkehrszügen brauchen. Viele haben sich auch für eine S-Bahn in Richtung Winsen und Buchholz stark gemacht. Dazu müsste aber an den Bahnhöfen Hamburg und Harburg sowie am Schienennetz gebaut werden, das wird nicht billig. Klare Fakten soll eine Machbarkeitsstudie liefern, in die neben den Kreisen Harburg und Lüneburg auch der HVV und die Niedersächsische Nahverkehrsgesellschaft eingebunden sein werden. Wir warten jetzt noch auf ein positives Signal der Hamburger Wirtschaftsbehörde.

Die Bürgerbeteiligung spielt im Wahlkampf eine große Rolle. Wie beurteilen Sie die Arbeit von Bürgerinitiativen?

Rempe:

Wir als Verwaltung sind gut beraten, mit den Initiativen einen Dialog zu pflegen und uns mit den Argumenten auseinander zu setzen. Es gibt klare Strukturen für viele Entscheidungsprozesse. Entweder geschieht dies auf politischer Ebene oder es gibt Gesetze, die das Verfahren regeln. Hinweise und Anregungen von Bürgerinitiativen nehmen wir ernst, aber als Politiker müssen wir auch die Interessen des Gemeinwohls vertreten und können nicht jeden Wunsch erfüllen.

Was werden die großen Themen im Landkreis für die Zukunft?

Rempe:

Ich nenne mal neben dem Verkehrsthema die Ansiedlung neuer Bewohner die wirtschaftliche Entwicklung und die alternde Gesellschaft. Künftig wird es mehr ältere Menschen geben, die ärztlich versorgt und gepflegt werden müssen. Gleichzeitig haben wir noch die Chance, bei der Bevölkerung zu wachsen, wenn wir dafür gute Rahmenbedingungen schaffen. Zum Beispiel eine gute Betreuung für Kinder in Krippen, Kindergärten und Horten. Für unsere Schulen haben wir viel Geld ausgegeben, Diese Bildungsvielfalt ist ein echter Standortvorteil. Bei der wirtschaftlichen Entwicklung kommt es darauf an, dass wir mehr Arbeitsplätze vor Ort schaffen und die Menschen aus dem Kreis nicht soviel in Hamburg, Lüneburg oder Buxtehude einkaufen, sondern auch hier. Gute Ansätze in diese Richtung sind unsere Wirtschaftsförderung, die Innovationszentren in Buchholz und Winsen und die Förderung von Existenzgründern sowie kleinen und mittleren Unternehmen.

Wie soll die Verwaltung arbeiten?

Rempe:

Wir wollen uns noch stärker dienstleistungsorientiert aufstellen. Drei Beispiele. Künftig könnte es für Senioren einen zentralen Ansprechpartner geben, der sie durch alle Abteilungen begleitet. Ich könnte mir auch ein Serviceversprechen vorstellen, nach dem Standard-Bauanträge in einer bestimmten Zeit genehmigt werden. Auch über Baustellen könnten wir früher und umfassender informieren.

Sie waren in den letzen Stunden vor der Wahlentscheidung mit Ihrer Frau Brigitte und Ihren Kindern vor Ort. Wie haben Ihr Sohn und Ihre Tochter reagiert?

Rempe:

Sie waren während der Entscheidung angespannt und haben mir natürlich gratuliert. Obwohl keine Ferien sind, durften sie bis zum späten Abend an der Siegesfeier teilnehmen.