Flüchtlingsbetreuer Johannes Mantzel nimmt Asylbewerbern die Furcht vor der Abschiebung

Hittfeld. Johannes Mantzel betreut und hilft den Flüchtlingen, die dezentral im Landkreis Harburg untergebracht sind, etwa in kommunalen Wohnungen, Gasthöfen oder Ferienheimen. Seit März ist der Diplom-Sozialpädagoge in der Flüchtlingssozialarbeit beim Diakonischen Werk der Kirchenkreise Hittfeld und Winsen angestellt.

„Viele sprechen neben ihrer Muttersprache nur wenig Französisch oder Englisch, oft verständigen wir uns mit Händen und Füßen“, sagt Johannes Mantzel (39). Regelmäßig bietet er Beratung und Betreuung in Sprechstunden vor Ort an, derzeit betreut er etwa 100 Flüchtlinge. Sobald alle Unterkünfte belegt sind, werden es etwa 140 Menschen sein. Er hilft ihnen, Bescheide zum Asylantrag zu verstehen, berät zu Rechtsmitteln und rechtsanwaltlicher Unterstützung, hilft bei Anträgen auf Unterhaltszahlungen und Krankenscheinen für Arztbesuche: „Meist geht es in der Sprechstunde um den Asylantrag und die Angst der Menschen vor der Abschiebung.“ Nach EU-Recht (der sogenannten Dublin-III-Verordnung, s. Info-Block) können Flüchtlinge ohne Asylverfahren in das Land abgeschoben werden, das sie nach ihrer Ankunft in Europa als erstes betreten haben. „Dabei geht die EU allerdings davon aus, dass der Umgang mit Flüchtlingen und das Asylverfahren in allen europäischen Ländern human erfolgen. Das ist längst nicht so. Flüchtlinge erzählen von Inhaftierungen und Mißhandlungen durch staatliche Stellen und Zivilpersonen, etwa in Bulgarien.“ Bei psychischer Belastung der Menschen durch die Flucht, die „nicht immer auf den ersten Blick sichtbar ist“, vermittelt Mantzel an Psychotherapeuten weiter.

Die Flüchtlinge erlebt er als ausgesprochen offen und interessiert. Sie wollen vor allen Dingen die deutsche Sprache lernen: „Die Nachfrage ist groß, so dass die Kreisvolkshochschule mit ihren Angeboten nicht nachkommen kann. Es gibt einfach nicht genug Deutsch-Kurse für Asylbewerber.“ Oft versuchen dann Ehrenamtliche, den Männern Deutsch beizubringen, aber einen qualifizierten Deutsch-Kursus der Volkshochschule kann dieses gut gemeinte Angebot nicht ersetzen. „Es hat mich überrascht, wie viele Initiativen von Ehrenamtlichen bereits auf den Weg gebracht wurden.“ Wichtig sei dabei nur, dass die Angebote und Initiativen zwischen Ehren- und Hauptamtlichen noch besser abgestimmt werden.

Mantzel arbeitet auf Landesebene in Gremien mit, stimmt sich mit anderen Organisationen ab und informiert in Kirchengemeinden und Kirchenkreisen über die Situation der Flüchtlinge. Die Stelle wird vom Landkreis Harburg finanziert und ist zunächst auf zwei Jahre befristet. Der Sozialpädagoge lebt in Harburg und hat an der Evangelischen Fachhochschule in Hamburg studiert. Danach hat er bei der Aids-Hilfe im Landkreis Nordfriesland und der Ev. Stiftung Alsterdorf gearbeitet und später im Landkreis Herzogtum-Lauenburg Hilfspläne für Menschen mit körperlicher und/oder geistiger Behinderung koordiniert.

„Es ist spannend, Menschen aus allen Winkeln der Welt zu begegnen, diese Multinationalität gefällt mir, und mit sprachlichen Schwierigkeiten kann ich umgehen. Durch die Arbeit bekomme ich ein Gespür für die Probleme der Menschen, die weltweit bestehen. Es ist gut, dass Diakonie und Kirche sich so deutlich für die Flüchtlinge einsetzen.“ Wer Interesse hat, Johannes Mantzel in der Flüchtlingsarbeit ehrenamtlich zu unterstützen oder arabisch, persisch oder französisch spricht und bei Übersetzungen helfen kann, kann sich gern bei ihm melden.