An der Bremer Straße wurde ein Treppenhaus angezündet. Mit dem Hakenkreuz im Flur soll das nichts zu tun haben. Aber schon früher gab es dort eine ausländerfeindliche Parole

Harburg. Niemand kam zu Schaden, aber: Es hätte eine Katastrophe werden können, wie das Feuer im Februar in Altona, als an der Eimsbütteler Straße eine Mutter und zwei Kinder im Rauch erstickten. Der Tathergang war ähnlich: In einem engen, hölzernen Treppenhaus eines Altbaus legte ein Unbekannter ein Feuer. Nur, weil die Hausbewohner an der Bremer Straße die Flammen sofort bemerkten, blieb die Katastrophe aus. Im Treppenhaus des Wohngebäudes befindet sich eine Hakenkreuzschmiererei. Dennoch geht die Polizei nicht von einem fremdenfeindlichen Hintergrund aus.

Die Spuren sind noch zu sehen: Die Treppe zwischen dem ersten und zweiten Stockwerk ist an einigen Stellen verkohlt, auch das Geländer und das Linoleum haben etwas abbekommen. Ein leichter Qualmgeruch liegt auch Tage nach dem Brand noch in der Luft. Die Treppenhauswände zwischen den Stockwerken sind gereinigt. Das Hakenkreuz im Erdgeschoss ist allerdings immer noch da. Ein ehemaliger Mieter des Hauses hatte sich hier anscheinend nicht sehr sicher gefühlt: An einer Wohnungstür sieht man noch die Spuren von Zusatzschlössern und dicken Extrariegeln. Entweder hat dieser Mieter die Sicherheitsutensilien mitgenommen, oder die jetzigen Bewohner haben sie abgebaut. Ansonsten macht das Treppenhaus den Eindruck eines ganz normalen Hausflurs in der Bundesrepublik. Die Namen an den Briefkästen unten stammen aus Deutschland, Vietnam und Pakistan.

„Das Hakenkreuz ist schon einige Monate da“, sagt ein Hausbewohner. „Ich verstehe auch nicht, warum es nicht entfernt wird. Einige Zeit zuvor hatte jemand eine Parole an dieselbe Stelle geschmiert: ,Ausländer raus!‘ Damals hat eine Nachbarin Strafanzeige gestellt. Der Spruch wurde zügig übergemalt. Einige Monate später kam das Hakenkreuz.“

Einen fremdenfeindlichen Hintergrund, etwa eine zeitliche Abfolge, erste Schmiererei – zweite Schmiererei – Brandstiftung, sieht die Polizei nicht. „Das Hakenkreuz ist unabhängig von dem Brand schon lange vorher dagewesen“, sagt Hauptkommissar Andreas Schöpflin von der Polizeipressestelle. „Wir verfolgen derzeit andere Spuren.“ Der Täter hatte Benzin auf die Treppe geschüttet und angezündet. Die Hausbewohner entdeckten das Feuer schnell und riefen die Feuerwehr. Um 1.33 Uhr ging der Alarm ein. Vier Minuten später war der Harburger Löschzug an der Brandstelle. Da waren die Flammen bereits erstickt. Die Hausbewohner hatten sie selbst gelöscht. Die Feuerwehr evakuierte Bewohner der höheren Stockwerke. Verletzt wurde niemand.

Im Februar in Altona war das Treppenhaus zur Todesfalle geworden. Feuerwehrsprecher Martin Schneider sieht das Selbstlöschen der Bewohner deshalb kritisch: „Wenn es im Treppenhaus brennt, ist es am sichersten, in der Wohnung zu bleiben und auf die Feuerwehr zu warten“, sagt er. „Der Kamineffekt und die Brandgase im Treppenhaus können tödlich sein. Die Feuerwehr ist schnell vor Ort und hat professionelles Rettungsgerät.“ Im Februar in Altona konnte die Feuerwehr alle Bewohner des Hauses retten, nur nicht die Familie, die ins Treppenhaus gelaufen war.

Hausbesitzer, die Kenntnis von Hakenkreuzschmierereien an ihren Wänden haben sind verpflichtet, diese zu entfernen – auf eigene Kosten. Das Zurschaustellen verbotener Symbole ist strafbar, egal, ob man sie selbst angebracht hat, oder andere. Behörden gewähren für gewöhnlich Fristen für die Entfernung, allerdings nicht mehrere Monate.