An der Hoffstraße in der Siedlung Bostelbek klagen Hausbesitzer über Krach und heftige Erschütterungen

Bostelbek. Richtig schlafen kann Ralf Busies seit Monaten nicht mehr. Jede Nacht werden er und seine Familie von lauten Schlaggeräuschen und nachfolgenden Druckwellen geweckt. Eigentlich sollte der 45 Jahre alte Vater von zwei Töchtern gerade eine Umschulung machen. Aber seit Wochen ist der Mann krank geschrieben, weil er nervlich am Ende ist, wie er sagt. Seine 20 Jahre alte Tochter Meike versucht gerade, sich auf ihre Abiturprüfungen vorzubereiten. Sie wird durch den Krach und die Erschütterungen in ihrem Zimmer im Obergeschoss des Einfamilienhauses immer wieder aus ihrer Konzentration heraus gerissen. Und ihre jüngere Schwester mag sich gar nicht mehr in ihrem Zimmer aufhalten wegen des ständigen Krachs.

Busies und seine Frau Sonja, 44, haben Angst, dass ihnen, wenn es so weiter geht, eines Tages ihr Haus über dem Kopf zusammenfällt. „Die großen Risse in den Wänden, die kann man wenigstens noch sehen und was dagegen tun. Aber ich weiß doch nicht, welche unsichtbaren Schäden die ständigen Erschütterungen, die das Haus regelrecht wackeln lassen, verursachen.“

„Erst gibt es einen lauten Knall, den wir hier hören, und direkt im Anschluss fühlen wir die Erschütterungen. Und das Ganze wiederholt sich im Sekundentakt“, schildern die Busies ihr Leid. Auch wenn Busies Haus in der Hoffstraße 55 in der Siedlung Bostelbek bislang noch am meisten unter den immensen Erschütterungen zu leiden scheint, werden inzwischen auch schon die Nachbarhäuser in Mitleidenschaft gezogen.

Die meisten Häuser der Siedlung wurden in den 30er-Jahren gebaut. Ralf Busies ist in seinem Haus geboren. Gebaut hat es 1933 sein Großvater. Auch das Haus seines Nachbarn ist etwa so alt. „Als wir hier einzogen, haben wir das Haus innen komplett saniert. Jetzt treten Risse auf, die durch die Erschütterungen hervorgerufen werden“, sagt Busies’ Nachbar Jörg Kirschke, 37. Nachts würden die Schranktüren klappern im Schlafzimmer, erzählt Jörg Kirschke.

Ralf Busies hat sich die Zeit aufgeschrieben, in denen der Lärm zu hören und die quälenden Erschütterungen zu spüren sind. „Es fängt Sonntagsabends um 22 Uhr an und dauert die ganze Woche bis Freitagsabends 22 Uhr. An Feiertagen haben wir in der Regel unsere Ruhe.“ Die Bostelbeker vermuten industrielle Produktion als Ursache von Krach und Erschütterungen. Er habe sich ans Bauamt in Harburg gewendet. „Von dort wurde ich zur Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt geschickt. Nach langem Hin und Her veranlasste die Behörde endlich eine Untersuchung. Und diese Untersuchung bestätigt genau das, was wir seit Monaten sagen“, sagt Busies.

Die Erschütterungs- und Schallpegelmessungen des Amtes für Immissionsschutz und Betriebe vom 18. Februar (morgens) und 6. März (nachts) dieses Jahres ergaben deutlich erhöhte Schwingstärken. „Die hohen gemessenen Erschütterungspegel lassen vermuten, dass die Quelle eher im näheren Umfeld zu sein scheint“, heißt es in dem Bericht der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU). Das Amt kommt auch zu dem Ergebnis, dass in der Nacht vom 6. auf den 7. März „im Schlafzimmer im 1. Obergeschoss erhebliche Belästigungen vorlagen“.

Die Mitarbeiter der BSU waren im April noch einmal in Bostelbek und haben gemessen. „Auf den Bericht warten wir noch. Aber danach war noch mal ein Mitarbeiter der Harburger Bauprüfabteilung hier, weil der Mann von der BSU mir nicht sagen konnte, ob mein Haus nun inzwischen baufällig geworden ist“, sagt Ralf Busies, der sich verzweifelt fragt, wie lange sein Dachstuhl die ständigen Erschütterungen noch aushält.

Der Mitarbeiter der Bauprüfabteilung des Bezirksamtes jedenfalls kam nach der Ortsbegehung zu dem Ergebnis, „dass die Standfestigkeit augenscheinlich nicht gefährdet war“, so Bettina Maack, Sprecherin des Bezirksamtes Harburg. Busies sollte an mehreren Stellen des großen Risses Gipsmarken anbringen. „Ich hoffe natürlich, dass die nicht reißen. denn das wäre ein klares Zeichen dafür, dass der Riss noch größer wird. Und aus meiner Sicht ist ganz klar, dass die Erschütterungen Ursache für die vielen Risse in meinem Haus sind“, sagt der Bostelbeker. Auf dem Dach eines anderen Hauses verschieben sich durch die Erschütterungen die Dachpfannen. „Selbst wenn wir jetzt beschließen würden, auszuziehen und das Haus zu verkaufen: Wer will schon ein Haus voller Risse?“ fragt Sonja Busies. Wie ihr Mann und Nachbar Kirschke ist auch sie gespant auf das Ergebnis der neuen Messung. „Eigentlich möchte ich nur, dass dieser ganze Zauber aufhört, und wir wieder zur Ruhe kommen“, sagt Ralf Busies. Allerdings wollen die Anwohner der Hoffstraße auch endlich wissen, wer die die Erschütterungen verursacht.