Polizei-Reform: Neues Kriminalkommissariat ist mit 90 Beamten jetzt etwa doppelt so stark besetzt wie zuvor

Harburg. Dass etwa 90 Kripo-Beamte jemals im großen Sitzungssaal des Harburger Rathauses zusammenkommen sind, um sich Reden anzuhören und mit Saft und Sekt anzustoßen, dürfte in der mehr als hundertjährigen Geschichte des Hauses einmalig gewesen sein. Gestern war dieser Tag, dem der große Sitzungssaal den gewünschten festlichen Rahmen bot. Anlass der Feier war der gelungene Abschluss der vor etwa zwei Jahren gestarteten Hamburger Polizeireform „ProMod“, mit der die Kripo organisatorisch komplett neu aufgestellt worden ist und nach den Worten von Hamburgs Polizei-Personalrat Christian Schmidt auch für den Bürger spürbare Verbesserungen schaffen wird. „Die volle Einsatzfähigkeit wird künftig wieder gewährleistet sein“, hebt er hervor. Dass dieses Ziel erreicht wird wünschte sich auch Dierk Trispel, Harburgs stellvertretender Rathaus-Chef. „Ich hoffe, dass Harburg noch sicherer wird und auch die Bürger von der Neuordnung profitieren“, sagte er.

Die volle Einsatzfähigkeit sei laut Peter Quaak, dem Leiter des neu geschaffenen Kriminalkommissariats KK Harburg (LKA 118), in den vergangenen Jahren nicht immer der Fall gewesen. Die bis dahin organisatorisch an die örtlichen Polizeikommissariate angebundenen Kriminalkommissariate waren personell zeitweise derart schlecht ausgestattet, dass sie im Fall von Krankheit und Urlaub schlichtweg nicht mehr einsatzfähig waren. Quaak: „Wir haben durch die Reform eine Verdoppelung von etwa 45 auf fast 90 Kolleginnen und Kollegen erhalten und es werden nun auch bei Krankheit und Urlaub keine unüberbrückbaren Lücken entstehen.“

Das „Projekt Modernisierung“ (ProMod) hat der Polizei insgesamt nicht mehr Einsatzkräfte beschert. Wohl aber wurde das vorhandene Personal unter anderem durch Auflösung des Raubdezernats neu verteilt. Quaak: „Wir haben zwei Jahre lang neben unserer eigentlichen Arbeit an der Umorganisation gearbeitet und freuen uns nun über den Abschluss. Es wird auch in Zukunft noch Kleinigkeiten geben, die angepasst werden müssen. Aber im Großen und Ganzen funktioniert das System.“ Die Kripo sitzt zwar nach wie vor in den örtlichen Polizeikommissariaten, ist aber komplett neu aufgestellt und wird von Hamburg aus vom Chef des Landeskriminalamts, Thomas Menzel, hauptverantwortlich geleitet.

Das Kriminalkommissariat Harburg hat seinen Hauptsitz in der oberen Etage des Polizeikommissariats 46 an der Lauterbachstraße 7. Von hier aus steuern Peter Quaak und sein Stellvertreter Friedhelm Schneider vier Sachgebiete von denen zwei im Regionalkommissariat an der Lauterbachstraße angesiedelt sind, die beiden anderen Sachgebiete haben ihren Sitz in Wilhelmsburg und Neugraben. An der Lauterbachstraße werden unter anderem die Sachgebiete Einbruch (Leitung Friedhelm Schneider) sowie Raub, Erpressung, Kinder- und Jugendkriminalität (Leitung Achim Dorn) bearbeitet. Am Wilhelmsburger Polizeikommissariat 44 sind Kriminalisten unter anderem mit Fällen von Körperverletzung und Gewaltdelikten in Partnerschaften (Leitung Claudia Molles-Rehaag) befasst. Und am Neugrabener Polizeikommissariat 47 ist die Allgemeine Kriminalität, darunter Taschendiebstahl, (Leitung Gerhard Sitz) zu finden.

Zu den Veränderungen hatte sich bereits Mitte vergangenen Jahres Horst Niens, stellvertretender Landesvorsitzender der Polizeigewerkschaft GdP, kritisch zu Wort gemeldet, weil bei der Sachgebietsverteilung von Bürgernähe der Polizei nicht mehr viel übrig bleibe. Er nannte das Beispiel, dass eine Frau aus Neugraben, die Opfer einer Beziehungstat geworden sei, zwar weiterhin eine Anzeige am Neugrabener PK erstatten könne, zur weiteren Bearbeitung des Falles aber nach Wilhelmsburg fahren müsse. Andererseits müsse eine vielleicht alte und gehbehinderte Frau aus Wilhelmsburg, der die Handtasche geraubt wurde, zur weiteren Bearbeitung ihres Falles nach Neugraben fahren.

„Die Praxis sieht anders aus“, sagt dazu Peter Quaak. In den meisten Fällen werde die Schutzpolizei nach Einbruch, Raub oder sonstigen Gewaltdelikten zum Einsatzort gerufen. In der Folge sind dann auch die Ermittler der Kripo vor Ort. Es spiele keine entscheidende Rolle, ob die Ermittler von Harburg, Wilhelmsburg oder Neugraben zum Einsatzort kämen. Quaak: „Im Anschluss kommt es relativ selten vor, dass Bürger noch zum Kommissariat bestellt werden.“