Veranstalter Wolfgang Sabrowsky organisiert Gondelfahrten und Feuerwerk und kämpft gegen örtlichen Widerstand

Für das Stadtfest in Winsen ist derzeit sicher: Es beginnt am 28. Mai, wird bis zum 1. Juni ein neu zusammengestelltes Programm bieten und mit einem Feuerwerk enden. Doch ob sich bis dahin der bis heute entstandene Unmut in der Kreisstadt gelegt hat, ist offen. Der neue Organisator Wolfgang Sabrowsky, 62, spricht von mitunter „feindlicher Haltung“ in der Stadt, der ehemalige Ausrichter Jens Peter Oertzen von „unprofessionellem Verhalten“ und der langjährige Organisator Winfried Bremer sogar von einem „schmutzigen“ Vorgehen. „Dabei wollen wir nur ein vernünftiges Fest in Winsen.“

Doch der Reihe nach. Sabrowsky arbeitet derzeit an dem Programm, mit dem er ein für die Stadt authentisches Fest auf die Beine stellen will. Zuvor hatte er die Ausschreibung gegen eine Handvoll Konkurrenten gewonnen. Sie war notwendig, weil seine Vorgänger – Oertzen und Partner Thomas Mogilowski – von sich aus verzichteten. „Wir haben 2012 ein deutlich fünfstelliges Minus eingefahren und konnten dann 2013 ohne Verlust abschließen“, sagt Oertzen, der als Projektentwickler für Immobilien tätig ist und das Fest als „reines Hobby“ ansieht. Doch auch dieses Ergebnis stand für die beiden nicht im richtigen Verhältnis zu ihrem Aufwand. Sabrowsky, der von der Stadt bereitgestellten Flächen an Gruppen, Bands und Künstler weiter vermietet, will es nun besser machen.

Im Rathaus ist man mit dem Votum des Aufsichtsrats des City-Marketing, dem auch Kaufleute aus der Stadt angehören, für Sabrowsky insgesamt zufrieden. „Wir haben uns mit ihm bereits bei mehreren Gesprächen abgestimmt und beobachten, dass er dabei ist, seine Versprechen zu erfüllen“, sagt der Erste Stadtrat Christian Riech. Allerdings soll erst nach dem Fest darüber entschieden werden, ob Sabrowsky am Ruder bleibt. „Wenn es gut läuft, ist er aber gesetzt“, so Riech. „Wir setzen auf eine längerfristige Perspektive.“

Das sieht Sabrowsky ähnlich. Er hat inzwischen nicht nur ein Büro in der Bahnhofstraße eröffnet, wo neben ihm zwei Mitarbeiterinnen erreichbar sind, sondern bereits umfangreich Teilnehmer aufgelistet. Zu ihnen zählt etwa der Boule-Verein, der den Besuchern das in Frankreich prominente Spiel im Schlosspark näher bringen soll. Auf dem Teich soll eine Gondel aus Hamburg ein ähnliches Flair vermitteln wie 2006 bei der Landesgartenschau, als auf der Luhe Kähne aus dem Spreewald schwammen. An Land wird eine Kutsche fahren, so dass man „Winsen mal auf eine andere Art erleben kann“, wie Sabrowsky sagt. Vier Trainer vom MTV Pattensen werden zur Zumba-Party laden und aus Winsens Ortsteil Stöckte hat der neue Organisator drei Figuren aus dem Faslams-Umzug gerettet, die nun erneut mit Musik präsentiert werden. Natürlich wird es auch reichlich zu Essen und Trinken und einen Autoscooter geben.

Sabrowsky gilt als Organisationsexperte. Schließlich hat er seine Firma Events Promotion bereits vor 25 Jahren gegründet und war, wie er sagt, als Organisator am Schleswig-Holstein Musikfestival, an Festspielen in Mecklenburg-Vorpommern sowie an Veranstaltungen in Hamburg etwa für Reetsma beteiligt. 18 Jahre lang managte und begleitete er Künstler von Johannesburg (Südafrika) aus und kehrte vor drei Jahren vor dort zurück, weil er auf Grund der überbordenden Kriminalität vor Ort um die Sicherheit seiner Familie fürchtete. Erfahrung hat er reichlich: „Ich habe durch meinen Job 25 Länder in Afrika kennen gelernt.“

Doch in Winsen unterlief ihm gleich ein Fehler, als er nach einer SMS an Oertzen davon ausging, dass er den Titel „Thing-el-tangel“ für sich nutzen konnte. Der Immobilien-Unternehmer wehrte sich. „Als wir hörten, dass sich jemand für das von uns konstruierte Dach für den Treffpunkt interessierte, haben wir den Namen schützen lassen. Als Herr Sabrowsky uns vier Wochen später eine SMS in dieser Angelegenheit schickte, habe ich geantwortet, es sei sein Stadtfest und gemeint, er solle gefälligst seine Hausaufgaben allein machen“, sagt Oertzen. Überall hätte er die juristische Lage erkennen können.

Zähneknirschend hat der neue Stadtfest-Chef inzwischen 1900 Euro bezahlt. „Davon haben wir abzüglich der Honorare für die Juristen 500 Euro bekommen“, so Oertzen. Das ist die Summe, die uns die Eintragung des Namens gekostet hat, den wir möglicherweise weiter nutzen wollen.“ Der Bierhof Thing-el-tangel, hatten bei den Festen tausende Menschen angezogen.

Doch mit der Zahlung ist der Ärger noch längst nicht ausgeräumt. Denn Oertzen und Mogilowski monieren erneut, dass ihre Unterlassungserklärung nicht eingehalten werde. Sabrowsky soll noch einmal nachlegen. „Da wir uns aber nicht an Fehlern von Dritten bereichern wollen, werden wir die an uns zu zahlenden 1000 Euro gern dem Kinderhospiz Sternenbrücke spenden“, versichert Oertzen.

Trotz dieser Mildtätigkeit empfindet Winfried Bremer, Senior-Chef von Fisch-Köhler und Köhlers Fisch-Treff, das Vorgehen insgesamt schlicht als „Schweinerei“. Noch dazu von jemanden, der „nicht fähig ist, das Fest zu gestalten“, sagt Bremer, der über 32 Jahre selbst der Ausrichter war. Zwar war auch er über die Vergabe an Sabrowsky zunächst enttäuscht, weil er sich ebenfalls beworben hatte. Doch „ich bin kein kleines Kind mehr und muss nicht schmollen“, sagt er. Nach einem guten Gespräch mit dem neuen Mann steht er ihm als Berater zur Verfügung. „Man muss sich untereinander helfen“, sagt Bremer. Etwa so wie Gerd Hollenbeck, der den Namen seiner Hof-Taverne kostenlos bereit stellte.

Frieden gibt es vorerst nicht. Nach der Attacke hält Sabrowsky dagegen. „Meine Anwälte und ich sind weit davon entfernt, erneut zu zahlen“, sagt er. Oertzen solle es nicht gelingen, den Erfolg des Stadtfestes zu verhindern.