Die Grünen greifen den Wandel der Bestattungskultur auf und fordern eine Ruhestätte mitten im Wald für Rosengarten

Rosengarten. Eine neue Art der Bestattung erobert den Landkreis: der Bestattungswald. Neukloster und Jesteburg haben einen, Holm-Seppensen strebt ihn an, auch in Tostedt und Winsen gibt es eine Diskussion darüber. Jetzt keimt auch in Rosengarten die Idee, Begräbnisse unter Bäumen zu ermöglichen. Der Vorstoß kommt vom Grünen-Fraktionsmitglied Volkmar Block. „Die Sargbestattung ist nicht mehr das, was viele Leute wollen“, sagt Block.

In der Tat gibt es in ganz Deutschland einen Trend, seine letzte Ruhe im Wald zu finden. Der Kulturhistoriker Norbert Fischer von der Universität Hamburg, der sich seit Jahren mit dem Wandel der Bestattungskultur auseinander setzt, hat festgestellt, dass die Nachfrage nach Baumbestattungen wächst. Derzeit liegt ihr Anteil bei ein bis zwei Prozent. Das macht etwa 8.000 bis 16.000 Begräbnisse an den Gesamtbestattungen aus. „Die Bestattungsform verbreitet sich mehr und mehr“, sagt er.

Als Grund führt er an, dass Familien und Nachbarn nicht mehr einen so hohen Stellenwert hätten wie noch vor Jahrzehnten. Zudem wird die Grabpflege allein dadurch schon erschwert, dass die Angehörigen oft deutschlandweit verteilt ist. Also entscheiden sich mehr und mehr Menschen für die Baumbestattung und nehmen ihren Kindern damit den Druck und stellen sicher, dass sie ihren Angehörigen nicht noch nach ihrem Tod zur Last fallen.

Bei dieser Art der Bestattung müssen die Angehörigen nichts tun. Die Asche wird in einer kompostierbaren Urne am Wurzelwerk eines Baumes beigesetzt. Schon zu Lebzeiten kann der Baum ausgewählt werden. Es können auch Freundschafts- oder Familienbäume bestimmt werden.

Kieswege und Grabsteine sucht man in einem solchen Baum-Friedhof vergeblich. „Es ist und bleibt ein Wald“, sagt Berta Konrad vom Lohof, dem Ruheforst in Jesteburg im Klecker Wald. Selbst nach dem Begräbnis ist es im Ruheforst nicht erlaubt, das Grab mit Blumen oder Kerzen zu bestücken. Lediglich Blütenblätter können mitgebracht werden. Kränze oder Trauergestecke werden später entfernt. Die Natur übernimmt die Grabpflege.

Es ist üblich, die Verstorbenen auf kleinen Schildern namentlich zu kennzeichnen. Alternativ sei auch eine namenlose Beisetzung möglich, sagt Matthias Budde, Assistent der Geschäftsführung der Ruheforst GmbH. „Aber die Hinterbliebenen wissen sehr wohl, wo der Verstorbene begraben ist“, sagt er. „Viele verbinden das Trauern mit einem Spaziergang durch den Wald.“

Die Begräbnisfeier kann wie bei der Erdbestattung ganz individuell gestaltet werden. Christliche Beisetzungen sind genauso möglich wie Bestattungen ohne geistlichen Beistand. Meistens beginnen die Beisetzungen an einem Andachtsplatz, einem zentralen Ort des Gedenkens und Erinnerns. Die Trauerfeier kann aber auch direkt am Baumgrab abgehalten werden.

Die Idee der Baumbestattung stammt aus der Schweiz. Inzwischen gibt es weit mehr als 100 solcher Bestattungsanlagen in Deutschland. Am weitesten verbreitet sind die Friedwälder und Ruheforste. Das sind geschützte Markennamen. Dahinter verbergen sich Unternehmen, die mit dem Waldeigentümer – das kann eine Gemeinde oder eine Privatperson sein – einen Vertrag abschließen und an diesen eine Pacht zahlen. Der Vorteil ist, dass die Firmen die Vermarktung der Baumbestattungen übernehmen, und da sie schon lange am Markt sind, wissen sie, was sie tun. Dass einer dieser Unternehmen am Ende in Rosengarten einen Bestattungswald gründen, ist nicht gesetzt.

Die Gemeinde Rosengarten prüft derzeit die Möglichkeiten und gesetzlichen Rahmenbedingungen. Volkmar Block betont, dass er nicht vor hat, kommerziellen Unternehmen den Weg zu bereiten: „Daran habe ich kein Interesse.“ Er kann sich gut vorstellen, selbst einmal im Wald begraben zu werden. Bislang ist das für ihn zwar noch weit entfernt. Aber allein schon, weil er als Grünen-Parteimitglied der Natur sehr verbunden ist, sieht er die Baumbestattung als geeignete Form.