Firmengruppe Casa Reha, die in Neu Wulmstorf Träger zweier Seniorenheime ist, schnitt in Untersuchung gut ab

Neu Wulmstorf. Mit einer solchen Nachricht gehen die Leiterinnen der zwei Seniorenpflegeheime gern offensiv um: Die Unternehmensgruppe Casa Reha, die privater Träger der Einrichtungen in Neu Wulmstorf ist, landete bei einer bundesweiten Umfrage zu den besten Arbeitgebern Deutschlands auf dem zehnten Platz. Ein großes Lob, eine Bestätigung der Arbeit. Außer Casa Reha, das mit insgesamt 65 Häusern in ganz Deutschland vertreten ist, hat es nur ein weiteres Unternehmen, das sich auf Seniorenpflege spezialisiert hat, in die Top Ten der Branche „Gesundheit und Soziales“ geschafft.

Für Birgit Vorwerk, die das Pflegeheim „An den Moorlanden“ an der Konrad-Adenauer-Straße 40 leitet und Heike Edinger, Leiterin des Heims am Marktplatz, war die Überraschung perfekt, als sie ein Schreiben über das erfolgreiche Abschneiden von der Personalabteilung der Casa Reha erhielten. „Wir wussten gar nichts von der Studie und sind sehr stolz“, sagt Birgit Vorwerk.

Die Zeitschrift Focus ermittelte gemeinsam mit dem Karriere-Netzwerk Xing und Kununu, einer Bewertungsplattform, in einer groß angelegten Studie die besten Arbeitgeber Deutschlands. Ziel war, herauszufinden, wie es in den Unternehmen tatsächlich zugeht. Ob das, was Online-Karriere-Seiten vieler Unternehmen versprechen, umgesetzt wird. Dabei beschäftigten sich die Teilnehmer der Studie unter anderem mit der Frage, inwiefern sie mit dem Image der Firma zufrieden sind und was sie über das Führungsverhalten der Chefs denken. Auch die Perspektiven im Unternehmen und das Gehalt zählten zu den Kriterien.

Insgesamt wurden 2000 Unternehmen unter die Lupe genommen. Das ging so: 12.000 Arbeitnehmer, die sich zuvor bereit erklärt hatten, wiederholt an Internet-Studien teilzunehmen, wurden gefragt, was sie von ihrem Unternehmen halten. Zugleich sollten 250.000 Xing-Mitglieder, die bei den untersuchten Unternehmen beschäftigt sind, ihren Arbeitgeber bewerten. 77.000 Xing-Mitglieder beantworteten den Fragenkatalog. Das Ganze startete im August 2013 und dauerte drei Monate. Zudem flossen von Kununu, eine Plattform zur Bewertung von Arbeitgebern, 23.200 Urteile mit in die Studie ein. Die wurden von Januar 2012 bis Ende Mai 2013 erhoben.

Die Statistiker befragten außerdem Arbeitnehmer nach dem Urteil weiterer Unternehmen ihrer Branche. Diese Bewertungen wurden nur berücksichtigt, wenn die Befragten zuvor in den anderen Firmen gearbeitet hatten oder wenn sie beispielsweise über berufliche Kontakte Einblick in die Firmen haben.

Neben Gesundheit und Soziales waren nahezu 21 Branchen Gegenstand der Untersuchung, darunter Automobil, Schiffs- und Flugzeugbau, Maschinen- und Anlagenbau, Chemie und Pharma, Elektronik, Energie, Lebens- und Genussmittel, Banken, Versicherungen, Krankenkassen, Telekommunikation, Verkehr und Logistik, Dienstleistungen und Einzelhandel.

Birgit Vorwerk kann zwar nicht sagen, ob auch Beschäftigte ihres Seniorenpflegeheims über das Internet eine Note abgegeben haben, aber sie sieht sich mit dem Studienergebnis in ihrem bisherigen Führungsverhalten bestätigt. Was aber macht die Kultur der Vorgesetzten in ihrem Haus genau aus? Was ist das Geheimnis zufriedener Beschäftigter?

Zumal allein schon die Umstände in allen Pflegeheimen Grund zu Frust und Unzufriedenheit am Arbeitsplatz wären: Die Branche leidet unter Nachwuchsmangel, weil der Beruf wegen niedriger Löhne aber gleichzeitig anstrengender Arbeit alles andere als attraktiv ist. Die Folge: zu wenig Personal, stressgeplagte Kollegen, Personalausfälle wegen Krankheit, während die Zahl der hilfebedürftigen Senioren immer weiter steigt.

Zudem verwundert es, dass ausgerechnet Casa Reha Platz zehn der Top-Arbeitgeber in Deutschland belegt, da das Unternehmen in der Vergangenheit immer wieder mit Missständen in die Schlagzeilen geriet. Die Welt am Sonntag berichtete im Oktober 2011 von überarbeiteten Pflegekräften und schlecht versorgten Patienten im Altenpflegeheim „An den Niddaauen“ in Frankfurt am Main, das knapp an einer Zwangsschließung vorbeischrammte. Im Heim in Mainz-Finthen, das ebenfalls zur Casa-Reha-Gruppe gehört, sind im vergangenen Jahr sogar zum zweiten Mal Pflegemängel festgestellt worden.

Nicht selten werden auch die Mitarbeiter der Casa-Reha-Seniorenheime in Neu Wulmstorf auf diese Vorfälle angesprochen. „Aber man kann nicht von einem Haus in der Unternehmensgruppe auf andere schließen“, sagt die Pflegefachkraft Manuela Ziemke, 39. „Es liegt an der Heimleitung, wie ein Haus funktioniert.“ Die Mitarbeiter im Seniorenpflegeheim „An den Moorlanden“ fühlen sich jedenfalls wohl. Und das, obwohl das Haus nicht nach Tarif im öffentlichen Dienst zahlt. „Das Gehalt ist den Verträgen aber angepasst“, betont Einrichtungsleiterin Birgit Vorwerk. Was das in Summe bedeutet, möchte sie nicht sagen. Auch Wohnbereichsleiterin Jacqueline Benzmann will lieber keine Zahlen nennen. „Ich bin zufrieden“, sagt sie. Der Verdienst ist dabei offenbar nicht das Ausschlaggebende. Vielmehr freut sie sich, dass endlich ihr Karriereweg geebnet ist. Die Mitarbeiterin wollte nie Pflegefachkraft bleiben. Doch ihr vorheriger Arbeitgeber habe ihr den Weg in die Führungsebene verstellt, sagt sie. Bei Pro Vita, 100-prozentige Tochter von Casa Reha, ist das anders. Erst seit September 2012 arbeitet sie dort, hat als Wohnbereichsleiterin aber bereits die erste Stufe auf der Karriereleiter erklommen. Derzeit steckt sie in einem weiteren Fortbildungsprogramm, um irgendwann als Pflegedienstleiterin arbeiten zu können. „Ich wollte immer weiter. Das wurde mir hier ermöglicht, darüber bin ich ganz glücklich“, sagt sie.

Auch die Kollegen sind voll des Lobes. „Die Chefs haben immer ein offenes Ohr“, sagt Pflegehelferin Jessika Weber, 29. Entspannte Atmosphäre, nettes Miteinander – um ein solches Klima entstehen zu lassen, lässt Heimleiterin Birgit Vorwerk die Tür zu ihrem Büro immer offen.

Auch das Persönliche der Mitarbeiter hat Platz im Unternehmen. „Wir finden eine gemeinsame Ebene mit den Angestellten, werden aber trotzdem als Vorgesetzte wahrgenommen“, erklärt die Pflegedienstleiterin Heike Barsuhn. Birgit Vorwerk hat sich angewöhnt, ihren Angestellten mit kleinen Geschenken zu zeigen, dass sie an sie denkt. Ihr absoluter Geheimtipp für eine gute Atmosphäre am Arbeitsplatz aber ist: „Wir lachen viel.“