Die Ev.-Luth. Reiherstieg-Kirchengemeinde beschließt Abriss der Paul-Gerhardt-Kirche und erfindet sich an der Emmaus-Kirche neu

Wilhelmsburg. Die Evangelisch-Lutherische Reiherstiegkirchengemeinde in Wilhelmsburg hat den Abriss der Paul-Gerhardt-Kirche und damit eines ihrer zwei Gotteshäuser beschlossen. Denkmalschutzamt und die Evangelische Kirche in Norddeutschland haben nach Angaben des Kirchengemeinderates den Abriss des sanierungsbedürftigen Kirchbaus bereits gestattet.

Der Abriss der 1961 erbauten Paul-Gerhardt-Kirche und des dazugehörigen Gemeindehauses ist Teil eines Gesamtpaketes zur Neuordnung des Immobilienbestandes: Die in zwei Zentren aufgeteilte Reiherstieg-Kirchengemeinde wird sich auf ein Zentrum unter dem Kirchturm der Emmaus-Kirche konzentrieren. Dazu wird sie Neubauten für ein Gemeindehaus an der Kirche und eine Kindertagesstätte an der Mannesallee errichten. Nur so könne die Kirchengemeinde in Zukunft wirtschaftlich bestehen.

Mehrere hunderttausend Euro würde die Sanierung der Paul-Gerhardt-Kirche und des Gemeindehauses an der Georg-Wilhelm-Straße kosten. Das gehe aus einer Expertise hervor, die der Kirchengemeinderat bereits im Jahr 2008 in Auftrag gegeben hatte. Die Erkenntnis sei erschreckend gewesen, sagt der Vorsitzende des Kirchengemeinderates, Pastor Vigo Schmidt: „Die Kirchengemeinde kann sich nur eines der beiden Zentren auf Dauer leisten. Und auch dieses eine Zentrum lediglich dann, wenn es neu aufgestellt wird.“

Vor 14 Jahren haben sich die Paul-Gerhardt-Gemeinde und die Emmaus-Gemeinde zu der Reiherstieg-Kirchengemeinde zusammengeschlossen – mit zwei Predigtstätten und zwei Gemeindezentren. Unter dem Kirchturm der 1896 erbauten Emmaus-Kirche wird sich die Reiherstieg-Kirchengemeinde neu zusammenfinden.

Die Pläne sehen den Neubau eines eingeschossigen Gemeindehauses dicht an der Nordseite der Emmauskirche vor. Zusätzlich entsteht eine neue Kindertagesstätte mit zweieinhalb Geschossen auf dem Grundstück Mannesallee 21/21a. Die Kosten seien noch offen, sagt Vigo Schmidt, Klarheit werde die Ausschreibung für einen Architektenwettbewerb bringen.

Zur Finanzierung ihrer Neubauten wird die Reiherstieg-Kirchengemeinde das 6000 Quadratmeter große Grundstück an der Georg-Wilhelm-Straße vermarkten. Vigo Schmidt geht davon aus, dass dort die Paul-Gerhardt-Kirche und das Gemeindezentrum in zwei Jahren abgerissen werden. Bis zu 60 Wohneinheiten könnten auf dem Gelände entstehen. Die Reiherstieg-Kirchengemeinde will sich auch von ihrem alten, stark modernisierungsbedürftigen Gemeindehaus an der Mannesallee trennen. Das denkmalgeschützte Gebäude im Stil der „Lübecker Backsteingotik“ aus dem Jahr 1908, so eine Idee, könnte ein Bildungsträger erwerben.

In den 1960er-Jahren hatte die beiden Kirchengemeinden Paul-Gerhardt und Emmaus zusammen mehr als 16.000 Mitglieder. Heute zählen noch 4350 evangelisch-lutherische Christen zu der Reiherstiegkirchengemeinde. Ihre Anzahl wächst aber wieder: „Jeden Monat haben wir 20 Mitglieder zusätzlich“, sagt Vigo Schmidt. Das wieder mehr junge Familien mit christlichen Bekenntnis auf die Elbinsel ziehen, führt der Pastor auf die Internationale Bauausstellung zurück, die attraktive Schulen geschaffen habe.