Ulrich Mädge, 63, und Manfred Nahrstedt, 65, wollen weitere sieben Jahre regieren

Lüneburg. Andere gehen in diesem Alter in Rente, diese beiden beginnen von vorn: Das Duo an der Spitze der Lüneburger Kommunalpolitik will es noch einmal wissen und geht gemeinsam in den Wahlkampf für den 25. Mai. Ulrich Mädge und Manfred Nahrstedt, 63 und 65 Jahre alt.

Seit acht Jahren sind die Sozialdemokraten die unbestrittenen Chefs der Region. Nachdem Manfred Nahrstedt seinen CDU-Vorgänger Franz Fietz in einer knappen Stichwahl gegen Stefan Porwohl an der Spitze der Lüneburger Kreisverwaltung abgelöst hatte, ersannen die beiden Genossen ein gemeinsames Motto: „Stadt und Land, Hand in Hand“ hieß es fortan aus den Häusern, illustriert mit einem Foto der beiden Herren auf einem Tandem. Wer vorne und wer hinten saß, sei hier nicht verraten.

Große Projekte haben die Parteifreunde für Stadt und Landkreis auf den Weg gebracht, die ohne ihre enge Bindung wohl kaum alle auf diese Weise zu realisieren gewesen wären: Kauf des ehemaligen Landeskrankenhauses und Bildung einer Gesundheitsholding für kommunale Kliniken, Erweiterung des Bahnhofs und zwei Fahrrad-Parkhäuser, Neubau eines Museums, Neubau einer Musikschule, Bezuschussung des neuen Libeskind-Baus an der Leuphana Universität, Erhaltung des Drei-Sparten-Theaters.

Und so soll es weitergehen. Nahrstedt muss davor gegen seine eigene Kreisrätin Monika Scherf (parteilos für die CDU) gewinnen, und wer Lüneburgs Langzeit-Oberbürgermeister (OB) Ulrich Mädge herausfordern will, ist noch nicht bekannt.

Undankbar ist der Posten des Bewerbers ohne Frage: Gegen die Präsenz des OB anzuagieren gilt für jeden Kandidaten als nahezu aussichtslos. Seit Ulrich Mädge 31 Jahre alt ist, sitzt er im Lüneburger Rat. Der in die damalige Beamten- und Soldatenstadt versetzte junge Mann aus Vienenburg am Harz besuchte noch die Fachoberschule Verwaltung der Bundeswehr in Hamburg, als er das erste Mal im Huldigungssaal des historischen Lüneburger Rathauses die Lehne eines schweren Stuhls zurückzog, um am lang gezogenen Tisch des Gremiums Platz zu nehmen und die Hand zu heben über die Zukunft der Stadt. Seitdem hat er den Sitzungssaal nicht verlassen. Und er erinnert sich an jedes seiner 32 Jahre im Rat. Ulrich Mädge macht in dem Gremium keiner etwas vor. Wer gegen den Mann ankommen soll, der seit 17 Jahren hauptamtlicher Verwaltungschef und oberster politischer Repräsentant der stolzen Stadt ist, scheint schon vor der für Anfang Februar angekündigten Kandidatenpräsentation der CDU schleierhaft.

Im Gegensatz zum kommunalen Dauerbrenner Ulrich Mädge, der kraftstrotzend regiert wie ein nimmermüder Duracell-Hase, wirkt Manfred Nahrstedt wie ein Frischling: Erst seit 2006 an der Spitze der Kreisverwaltung, erst seit 1996 im Kreistag. Seine Vita ist bunter als die des Bundeswehrsoldaten, der nach einer Lehre zum Elektroinstallateur und Bürokaufmann einen stringenten zweiten Bildungsweg über die Fachoberschule der Bundeswehr und der Fachhochschule Hannover in die Verwaltung nahm.

Manfred Nahrstedt lernte nach der Volksschule in Bielefeld zunächst Industriekaufmann und arbeitete in einer Hemdenfabrik, bevor er sich während seines Ersatzdienstes zum Krankenpflegehelfer ausbilden ließ und anschließend die Abendschule besuchte. Anfang der 1970er-Jahre lernte der junge Nahrstedt dann um. Er wurde Erzieher und arbeitete fünf Jahre in den Bodelschwinghischen Anstalten in Bethel im Kinder- und Jugendbereich.

Es folgte das Studium der Sozialpädagogik an der Fachhochschule Kiel, danach arbeitete der Diplom-Sozialpädagoge mehr als 20 Jahre beim Niedersächsischen Landesjugendamt. Von dort wechselte der Sozialdemokrat steil in die Politik: Von 2003 bis 2006 war er Landtagsabgeordneter in Hannover, bis die Leute im Landkreis Lüneburg ihn zum Nachfolger des langjährigen CDU-Landrats Franz Fietz gewählt haben.

Zwar kann Nahrstedt bei Mädges imposanten Ämterjahren nicht mithalten – eine Zeitspanne hat er seinem Parteifreund aber doch voraus: Manfred Nahrstedt ist seit 1970 Mitglied der SPD – Ulrich Mädge erst seit 1979.