Sanierungsprojekt Phoenix-Viertel läuft noch bis 2015. Hausbesitzer finden, es könnte noch etwas weitergehen

Wilstorf. Wenn Hajo Gorek eine Wohnung vermieten will, schreibt er nicht in die Anzeige, dass sein Haus im Phoenixviertel liegt. „Schon, wenn ich auf telefonische Nachfrage das Wort Phoenix-Viertel erwähne, legen viele Mietinteressenten auf“, sagt er. Das ärgert ihn. Er wohnt selbst hier – und gerne. „Das Phoenix-Viertel ist ein lebenswerter Stadtteil, den man erhalten und weiterentwickeln muss“, sagt er.

Das Sanierungsprojekt Phoenixviertel läuft allerdings im Jahr 2015 aus. Dann werden die beiden Mitarbeiter der Stadtentwicklungs und- erneuerungsgesellschaft (steg) fast zehn Jahre vor Ort gewesen sein. Das nahende Ende des Projekts bewog die Bezirksversammlungsabgeordnete Helga Stöver (CDU) zu einer schriftlichen Anfrage an die Bezirksverwaltung, über Zustand und Zukunft des Quartiers. Außerdem traf sie sich mit Hajo Gorek und weiteren Bewohnern und Aktiven aus dem Phönixviertel, um deren Meinung zu hören.

Ende des letzten Jahrhunderts war das Viertel in Verruf geraten. Einige Vermieter hatten ihre Häuser nicht gepflegt. Der Zustand dieser Häuser zog Mieter an, denen jede Bleibe recht war und die auch ansonsten nicht viel auf ihre Umgebung achteten. Andere Hausbesitzer schlugen Alarm und schlossen sich zusammen. Ihrem gemeinsamen Engagement war es zu verdanken, dass das Viertel zum Sanierungsgebiet erklärt wurde. Zum zweiten Mal, übrigens, denn bereits Ende der 70er-Jahre war öffentliches Geld ins Viertel geflossen. Damals wurden Fassaden saniert und die sanitären Einrichtungen von den Treppenhäusern in die Wohnungen verlegt. Die zweite Quartierssanierung war umfangreicher: Die Infrastruktur des Viertels wurde mit angegangen, das Bürgerzentrum Feuervogel entstand, der alte Friedhof wurde zum Park, Spielplätze entstanden neu oder wurden erneuert. Hausbesitzer konnten Förderung beantragen, um Wärmedämmung, Wohnkomfort und Erscheinungsbild ihrer Häuser zu verbessern. Viele nahmen das an, aber nicht alle: „Diejenigen von uns Hausbesitzern, die selbst schon lange hier wohnen, oder gewohnt haben, haben ihre Häuser gut in Schuss. Es gibt aber ein paar, die sitzen am Bodensee oder auf den Balearen und sehen ihre Häuser nur auf dem Kontoauszug.“

Die Eigentümerstruktur im Viertel ist vielfältig: Fast jedes Haus gehört jemand anderem. Auf die 20 Häuserblöcke des Quartiers kommen über 270 Hausbesitzer. „Die dazu zu bekommen, an einem Strang zu ziehen, ist immer schon schwierig gewesen“, sagt Hermann Kröger. Der ehemalige Leiter der Schule Bunatwiete ist immer noch im Stadtteilbeirat sowie im Löwenhaus aktiv. „Wenn man einen Hinterhof komplett neu gestalten will, muss man die Interessen von bis zu 20 Hausbesitzern und ihren Mietern unter einen Hut bekommen. Es gibt aber Beispiele, wo das geklappt hat.“

„Es ist hier soviel Gutes geschehen“, sagt Hajo Gorek, „die Spielplätze an der Kalischerstraße und der Geraden Straße, zum Beispiel, oder das Bürgerzentrum Feuervogel. Die Maretstraße ist eine Vorzeigestraße geworden und im ganzen Viertel ist es viel sauberer, als früher. Aber es bleibt noch einiges zu tun.“

So gäbe es immer noch vereinzelt Probleme mit wildem Sperrmüll und die Stadtreinigung käme auch nicht so häufig, wie angekündigt. Vor allem aber gibt es immer noch schwarze Schafe unter den Hausbesitzern. „85 Prozent der Häuser im Phoenix-Viertel sind in einem guten Zustand. Aber der kleine Rest bringt uns immer noch in Verruf.“

Sollte die offizielle Sanierung beendet werden, fordern Gorek und andere Hausbesitzer, dass es wenigstens eine Instanz gibt, die die Hausbesitzer koordiniert.

Das müssen die Vermieter wohl selbst in die Hand nehmen: „Wir sehen unsere Arbeit als großen Erfolg an, aber das heißt auch, dass das Projekt 2015 abgeschlossen ist“, sagt Steg-Mitarbeiter Daniel Boedecker. „Unsere Angebote wurden von den Hausbesitzern sogar besser angenommen, als wir gedacht hatten. Was jetzt noch zu tun bleibt, müssen die Hausbesitzer selbst leisten. Allerdings ist bis 2015 noch etwas Zeit und wir werden auf den nächsten Stadtteiltreffen gerade die weitere Zusammenarbeit der einzelnen Interessenträger im Stadtteil thematisieren.“

Auch Helga Stöver will das Thema lebendig halten: „Dafür sammle ich ja hier die Informationen“, sagt sie.