Pläne des Deutschen Fußball-Bundes stoßen auf Gegenwehr

Harburg. Wenn es nach dem Willen des Weltfußball-Verbandes FIFA geht, soll unterm Hallendach nur noch nach den speziellen Regelns des Futsals gespielt werden. Die FIFA propagiert seit Jahren den Indoor-Kick mit dem kleineren, sprungreduzierten Ball und auf die kleinen Handballtore. Beim Futsal, der seinen Ursprung in Südamerika hat, gibt es keine Bande und keinen Körperkontakt, bei fünf Fouls gibt es einen direkten Freistoß ohne Mauer und jedes Spiel, das grundsätzlich zweimal 20 Minuten dauert, wird von drei Unparteiischen geleitet.

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat sich im Oktober vergangenen Jahres den Wünschen der FIFA gebeugt und beschlossen, mittelfristig Futsal als offizielle Variante des Hallenfußballs einzuführen. Der Bayerische Fußball-Verband hat Futsal bereits bei allen offiziellen Meisterschaften eingeführt, was regional schon zu einigen bemerkenswerten Boykotts dieser Titelkämpfe geführt hat. In Schleswig-Holstein soll Futsal im Jahr 2016 offiziell eingeführt werden. Auch dort gab es bereits Protest.

Auch bei Trainern, Spielern und Offiziellen aus dem Hamburger Süden und den Landkreisen Harburg, Stade und Lüneburg hält sich die Begeisterung in Grenzen.

Jan Flindt (34 Jahre, Frauentrainer und Spieler von Eintracht Elbmarsch): „Die Jugendtrainer bei uns im Verein sind begeistert von Futsal. Ich bin eher von der alten Garde und halte nicht viel davon. Gerade die Vollbande, die großen Fünf-Meter-Tore und damit die vielen Tore machen die Attraktivität des Hallenfußballs aus. Für die Frauen würde ich die Futsaleinführung besonders bedauern, weil es für sie nur wenige Turniere mit großen Toren und Bande gibt.“

Jens Ohlhorst (40, Co-Trainer des MTV Borstel-Sangenstedt): „Für die Jugend ist Futsal wichtig und gut, um die Technik zu fördern. Im Herrenbereich sollte aber der Fußball beibehalten werden. Da steht der Spaß im Vordergrund und nicht mehr die Entwicklung.“

Steffen Harms (32, Trainer des MTV Ashausen-Gehrden): „Für Hallenturniere wie den Stadtpokal würde ich die Futsaleinführung schade finden. Eigene Futsalturniere und -meisterschaften finde ich aber okay. Kleinere Tore, keine Bande, anderer Ball – das ist einfach ein anderer Bereich. Jeder sollte dort antreten, wo er sich am wohlsten fühlt.“

Marvin Mißfeld (21, Spieler von Eintracht Elbmarsch): „Das ist eine nicht so gute Sache. Ich finde die Regeln beim Futsal überbewertet. Es macht auch den Fans mehr Spaß, bei Fußball-Hallenturnieren viele Tore zu sehen. Für die Jugend finde ich Futsal gut. Die kennen das gar nicht mehr anders.“

Ron Schütt (24, Spieler des MTV Ashausen-Gehrden): „Mein Ding sind diese Bälle nicht. Die springen kaum und auch das Schießen ist ganz anders als beim Fußball.“

Nabil Toumi, Trainer des HTB: „Im Herrenbereich halte ich es für wenig sinnvoll. Bei den Junioren wird das ja schon viele Jahre in Hamburg praktiziert, bei den Herren halte ich es für überflüssig. Jeder spielt zwei bis drei Turnieren im Jahr, was soll das bringen?“

Alexander Reckewell, Trainer vom HSC und ein absoluter Vielstarter bei Hallenturnieren: „Ich brauche dieses Feeling, die Banden, den körperlichen Kontakt. Ich kann der Futsal-Geschichte nichts abgewinnen.“

Yannick Petzschke, Spieler vom FC Süderelbe: „Nur noch fünf Teamfouls und keine Banden mehr? Das würde dem ganzen viel an Dynamik nehmen und uns den Spaß. Ich glaube nicht, dass das den Fans gefällt.“

Werner Heitmann, Liga Manager des TV Meceklfeld: „Futsal? Was ist denn das? Da werden wir dieses Turnier, was ohnehin ganz aufwendig betrieben wird, vergessen können. Hier kommt doch kein Zuschauer mehr, wenn wir uns diesen merkwürdigen Regeln unterwerfen müssen.“

Thorsten Niemerski, Manager und Macher beim FC Rosengarten, dazu seit vier Jahren Veranstalter des WSG Hallenmasters in Nenndorf: „Ich bin darüber gut informiert und überhaupt nicht damit einverstanden. Mein Turnier wird nicht sterben, aber nach Futsal-Regeln werden wir nie spielen. Dann lasse ich eben Privatpersonen pfeifen. Die ganze Sache ist ein Witz.“

Trainer Denis Zepcan von TuS Finkenwerder: „Ich bin kein Freund von Hallenturnieren. Oder besser, ich war kein Freund. Aber, meine Jungs wollen Spaß haben und daher ist die Sache mit dem Futsal nicht zeitgemäß für reine Spaß-Hallenfußballer.“

Schiedsrichter Florian Pötter von Voran Ohe: „Ich pfeife gerne in der Halle. Man trifft viele Leute und das macht echt Spaß. Die Regeln beim Futsal, die kleinen Tore, dazu der schwere Ball. Keine Banden, da geht viel verloren.“

René Klawon, Trainer des Buxtehuder SV, der gerade erstmals sein Weihnachtsturnier mit Bande gespielt hat: „Ich bin kein Freund des Futsals, habe mich aber nicht wirklich damit befasst. Mit fehlt dabei aber das körperbetonte Spiel. Fußball ist nun eben mal ein Kampfsport.“