Arbeitsgemeinschaft „Blue Engineering“ der TUHH ist einer der drei Gewinner des Harburger Nachhhaltigkeitspreises

Harburg. Wer Ingenieur wird, träumt üblicherweise davon, Bahnbrechendes zu erfinden, und so die Welt zu verändern. Das Erhalten hat - vorsichtig ausgedrückt – keinen Vorrang im Gedankensystem angehender Ingenieure. Was sich pauschal über alle Verallgemeinerungen sagen lässt, trifft allerdings auch hier zu: Es gibt Ausnahmen. An der TU Harburg ist dies die Arbeitsgemeinschaft „Blue Engineering“. Die studentische Initiative für Techniker mit Bewusstsein ist eines der drei Projekte, die sich den ersten Platz beim Harburger Nachhaltigkeitspreis teilten.

Mit Informationsveranstaltungen und einem Wahlpflichtseminar versucht „Blue Engineering“ ökologische und soziale Nachhaltigkeit ins Bewusstsein derer zu bringen, die Zukunftstechnologien entwickeln. Wie wichtig das ist, betonte Jürgen Marek, grüner Bezirksversammlungsabgeordneter und Sprecher der Nachhaltigkeits-Initiative Harburg 21 bei der Preisverleihung: „Wir verbrauchen derzeit 1,3-mal soviel, wie die Erde nachliefern kann“, sagte er in seiner Rede. „Nachhaltigkeit ist deshalb auch eine Frage der Generationengerechtigkeit.“

13 ständig und zahlreiche sporadisch Aktive engagieren sich in der studentischen Arbeitsgemeinschaft. In Harburg gibt es sie seit drei Jahren. Die Schwestergruppe an der TU Berlin ist etwas älter. „Einige Kommilitonen waren bei einer Informationsveranstaltung der Berliner gewesen und waren davon so begeistert, dass sie auch mich begeisterten“, erinnert sich Christoph Drewitz, eines der Gründungsmitglieder. „Das hatte mir damals in meinen ersten Semestern gefehlt: Bewusste Auseinandersetzung mit dem, was man tut, statt frontaler Vorlesungsdidaktik.“

Ähnlich, wie der angehende Elektrotechnik-Master sieht es auch Lisa Bremer, Studentin der Energie- und Umwelttechnik. Sie ist seit drei Semestern dabei. Auch sie wurde zunächst durch die Berliner Gruppe auf die „Blue Engineers“ aufmerksam und schloss sich der Arbeitsgemeinschaft an, nachdem sie ihr Studium in Harburg begonnen hatte. „Dadurch, dass wir auch die Seminarteilnehmer Themen einbringen lassen, ist das Wahlpflichtseminar jedes Semester anders, und das wollen wir ja auch. Wir wollen nämlich auch etwas davon haben.“

Es gibt Dauerbrennerthemen, die jedes Semester wieder im Seminar auftauchen, wie „Robotik im Pflegebereich“ , Mobilität von morgen“ oder „Alternative Wirtschaftsmodelle. Andere entstehen am Anfang des Seminars spontan. In diesem Semester waren das „Technische Entwicklungshilfe“ und „Geplante Obsoleszenz" – also das bewusste Vermurksen technischer Geräte, damit diese nachgekauft werden müssen.

„Wir wollen das Bewusstsein für die drei Säulen der Nachhaltigkeit fördern", sagt Lisa Bremer, „die Ökologie, die Ökonomie und die soziale Nachhaltigkeit unseres Handelns", und Cristoph Drewitz ergänzt: „Dabei liegen unsere Schwerpunkte eher auf sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit.Die ökonomischjen Aspekte haben auch ohne uns genügend Lobby.“

Die Teilnehmerzahl bei den Wahlpflichtseminaren ist auf 25 Studierende begrenzt. Regelmäßig bewerben sich mehr Studenten, als Plätze vorhanden sind. „Wir hatten schon mal 60 Namen auf der Warteliste“, sagt Drewitz.

In den drei Jahren ihres Bestehens ist es der Arbeitsgemeinschaft gelungen, sich an der TU zu etablieren und so die Nachhaltigkeit zumindest als Nischenthema zu etablieren. „Unser Ziel ist es ja, dass alle Absolventen kritische und sozial kompetente Techniker werden“, sagt Drewitz. Zumindest bei Mitarbeitern und Verwaltung der Technischen Universität ernten die „Blue Engineers“ mit ihrer Arbeit viel Wohlwollen. Und auch bei den gemeinhin eher gestressten und überbeschäftigten Studenten der TU stößt das nachdenkliche Dutzend Denkprozesse an: „In dieser Woche haben wir drei Abendveranstaltungen mit externen Referenten“, sagt Drewitz. „Am ersten Abend kamen mehr als 60 Zuhörer.“