Möhre, Karotte, Mohrrübe – Wurzelgemüse ist auch in den Wintermonaten auf dem Wochenmarkt zu finden und bleibt lange frisch

Buchholz . Möhren oder Wurzeln gelten eigentlich als typisches Sommergemüse – nicht so auf den Wochenmärkten in Harburg, Buchholz und Lüneburg. An den Ständen vom Hof Harwege werden die orangenen Wurzeln auch in den Wintermonaten angeboten. „Wir pflanzen vor dem zweiten Juliwochenende unsere Möhren und können sie dann ab Oktober den ganzen Winter hindurch ernten“, sagt Heiner Harwege. 25 Kilogramm verkauft er an einem Markttag in Buchholz. Vorher muss jedoch der Boden vorbereitet werden. Heiner Harwege plant langfristig: Damit die Karotten gut gedeihen, hält er sich streng an die Fruchtfolge: Nur alle sieben Jahre dürfen Möhren auf demselben Acker angebaut werden.

Damit die Möhren eine Chance gegen Unkräuter haben, hat der Bio-Bauer eine besondere Methode. „Wir flämmen die Unkräuter mit einem Gasbrenner ab“, sagt er. Durch die Hitze würden die Zellen im inneren der Pflanzen platzen, das lästige Unkraut verwelkt. Zuvor wurde der Boden gehackt. So erhalten die Mikroorganismen im Boden genügend Sauerstoff und die Wurzeln können ungehindert in den Boden wachsen. Der gelernte Landwirt arbeitet bei der Möhrensaat mit einem sogenannten doppelten Saatband. „Normalerweise werden zwölf bis 18 Körner pro Meter gesät, wir säen das Doppelte. Pro Meter haben wir dann 30 bis 40 Möhren“, erklärt Heiner Harwege.

Damit die Karotten nicht der Möhrenfliege zum Opfer fallen, einem Schädling, der auch in vielen Gemüsegärten für Ernteausfälle sorgt, pflanzt Harwege seine Reihen von Ost nach West. „Dann geht der Wind durch die Reihen, für die Insekten ist das zu ungemütlich, sie mögen es lieber windgeschützt“, sagt der 62-Jährige. Auch die späte Saat schütze vor dem Schädling. Die Möhrenfliege sei besonders zwischen Mai und Juli aktiv.

Wurzeln ändern ihre Farbe beim Kontakt mit Sonnenlicht

Die langsam gedeihenden Wurzeln brauchen viel Zuwendung: Bis zur Ente muss der Boden dreimal gehackt werden, das Unkraut zwischen den ersten Trieben wird von Hand gejätet.“ Der positive Nebeneffekt beim Hacken ist, dass Erde auf die Karotten gehäufelt werden. Dieser Damm schützt die Wurzeln vor Sonnenlicht“, so Harwege. Würden die Karotten aus der Erde herausschauen, veränderten sie ihre Farbe beim Kontakt mit Sonnenlicht. Die orangenen Früchte verfärbten sich dort grün. Auf Harweges Hof bei Dahlenburg kümmert man sich zu zweit um die Karotten. Die gedeihen auf einem halben Hektar.

Schon mit ihrer typisch orangenen Farbe zeigt die Karotte, was in ihr steckt. Carotinoide färben Wurzeln ein. Zu dieser Gruppe gehört auch das Betacarotin, das im Körper in Vitamin A umgewandelt wird. Betacarotin ist auch der Stoff in der Karotte, der die Sehkraft verbessert. Ein Mangel an Vitamin A kann zu Nachtblindheit führen, der Körper benötigt es zum Hell-Dunkel- Sehen. Zudem benötigen wir Vitamin A für das Zellwachstum, das Immunsystem den Aufbau von Haut und Schleimhäuten. Neben dem bekannten Betacarotin steckt jedoch auch das eher unbekannte Vitamin K. Das unterstützt die Blutgerinnung.

Bei zu später Bewässerung können die Möhren platzen

Auf dem Demeter-Hof werden die Karotten mit Algenkalk gedüngt. Der aus den Ablagerungen von Rotalgen gewonnene Dünger ist sofort für die Pflanzen verfügbar und erhöht den pHWert im Boden. „Außerdem ist für Karotten ein gleichmäßig feuchter Boden wichtig“, so Harwege. Vor einem Jahr hätten die Karotten wegen der anhaltenden Trockenheit sogar beregnet werden müssen. In diesem Jahr ist das anders. „Ob beregnet wird oder nicht, muss je nach Witterung entschieden werden“, so der gelernte Landwirt. Zu viel Zeit lassen dürfe man sich damit jedoch nicht. „Wenn die Pflanze bereits welk wird und man dann mit der Bewässerung beginnt, platzen die Möhren schnell“, sagt Harwege. Die Pflanzen würden zu schnell zu viel Wasser aufnehmen. Die Zellen im inneren der Pflanze dehnen sich dann aus und üben einen so starken Druck aus, dass die Möhre platzen kann.

Dass die Möhre groß genug ist um sie zu ernten, erkennt der Demeter- Landwirt am herausschauenden Ende des Frucht. Die wird von der Erde freigekratzt. Ist der Durchmesser groß genug, sind die Früchte zur Ernte bereit. „Wir bieten jedoch keine genormte Größe an. Manche Kunden möchten große Karotten für Möhrengemüse andere kleine Wurzeln, die in die Brotdose passen“, so Harwege. Geerntet wird zudem immer „der Reihe nach“. Die Wurzeln werden nicht einzeln ausgewählt sondern Stück für Stück von Hand geerntet. Mit einer Mistgabel wird dafür der Boden gelockert, die Möhren lassen sich dann einfach herausziehen. „Die ersten Karotten können wir sogar noch mit Grün anbieten, mit dem Herbst verwelkt das dann, die Möhren bleiben jedoch frisch“, so Harwege. Werde es zu kalt, würden die Reihen außerdem mit Vlies abgedeckt. So gibt es an den Wochenmarktständen Karotten bis zum ersten tiefen Bodenfrost.

In der Spargelwaschmaschine werden sie von Erdresten befreit und gebündelt. In der Lagerung sind Möhren unkompliziert: In einer Plastiktüte vor dem Austrocknen geschützt bleiben sie zwei Wochen frisch. Alternativ können sie draußen in einem geschützten Blumentopf in Erde eingegraben und so frisch gehalten werden.