Unterstützung für lernschwache Schüler. Projekt „Starthilfe“ der Arbeiterwohlfahrt mit dem Ehrenamtspreis 2013 ausgezeichnet

Eißendorf. „Ohne Frau Köhler-Böber“ hätte ich es gar nicht so weit geschafft, sagt Resul. Der 15-jährige Eißendorfer steht kurz vor dem Schulabschluss und schreibt Bewerbungen. Sein Schulkollege Safiullah hat bereits eine Lehrstelle. Im Hotel Hafen Hamburg wird er ab dem nächsten Jahr zum Koch ausgebildet. Er dankt seinem Coach Reinhard Domröse: „Die Betreuung hat mir sehr geholfen.“

Elisabeth Köhler-Böber und Reinhard Domröse sind ehrenamtliche Coaches bei „Starthilfe“, einem Projekt der Arbeiterwohlfahrt. „Starthilfe“ ist vom Bezirksamt Harburg mit dem Ehrenamtspreis 2013 ausgezeichnet worden. Die Coaches kümmern sich um Schüler, bei denen sich früh abzeichnet, dass sie später einmal Probleme bekommen könnten, wenn es darum geht, die Schule zu beenden und sich um eine Berufsausbildung zu bemühen.

Wo sich Familienstrukturen änderten und der Staat spare, sei immer mehr ehrenamtliches Engagement nötig, sagte Landespastorin Annegrethe Stoltenberg es in ihrer Lobrede, als der Starthilfe der Ehrenamtspreis verliehen wurde. In der Starthilfe findet solches Engagement statt. Das gute Dutzend ehrenamtlicher Berater steht im Beruf oder ist gerade in den Ruhestand gewechselt und betreut etwa 35 Schüler an der Stadtteilschule Ehestorfer Weg.

„Es gibt in jedem Jahr mehr Bewerber, als wir Coachings anbieten können“, sagt Schulleiter Wolfgang Meyer. In diesem Jahr sind neun Siebtklässler neu in das Projekt gekommen. Nicht alle bleiben bis zur 10. Klasse dabei. Wer es allerdings tut, so Meyer, hat seine Chancen, nach der Schule eine Ausbilbung zu beginnen – oder aber einen höheren Abschluss anstreben zu können, deutlich verbessert. Wichtig ist es der Schulleitung und den Coaches, dass die Schüler freiwillig an der Beratung teilnehmen.

Die Beratungsinhalte richten sich nach dem persönlichen Bedarf der Schüler. Mal ist Lebenshilfe und Motivation gefragt, mal Deutsch- oder Fremdsprachkenntnisse, mal Hilfe bei der Suche nach einem Praktikum.

Kochlehrlings-Aspirant Safiullah zum Beispiel konnte überhaupt kein Deutsch, als er vor vier Jahren aus Afghanistan nach Harburg kam. Coach Reinhard Domröse begleitete daher hauptsächlich Safiullahs Fremdspracherwerb und half bei schwierigen Deutsch-Hausaufgaben. Ganz nebenbei flossen auch Lebens- und Bewerbungstipps mit ein. Mit sichtbarem Erfolg.

Oft werden in den Coachings auch Dinge angesprochen, die die Schüler im Elternhaus nicht thematisieren. Immerhin befinden sie sich in einer Lebensphase, in der sie sich abnabeln. Ansonsten wird den Klienten geholfen, selbstbewusst aufzutreten, frei zu sprechen und sich bei Bewerbungen positiv zu präsentieren. Dazu kommen Aktionen, die das Awo-Projekt Starthilfe gemeinsam mit seinem Kooperationspartner „Der Hamburger Weg“ veranstaltet: Mal kommen Fußballstars in die Schulen, mal besuchen Starthilfe-Gruppen prominente Hamburger an deren Arbeitsplätzen. So waren die Eißendorfer Schüler auch mal zu Gast in der Restaurant-Küche von Cornelia Poletto. Das war die Initialzündung für Safiullahs Berufswunsch, Koch zu werden.

Resul möchte gerne Logistik-Kaufmann werden. Auf dem Bewerbermarkt muss er für diese Ausbildung mit Abiturienten konkurrieren. „Aber auch ich bringe alles mit, was man braucht, zum Beispiel Kenntnisse in zwei Fremdsprachen. Außerdem habe ich schon ein Praktikum in einer Spedition gemacht.“

Immerhin hat Resul es schon auf zwei Einladungen zu Vorstellungsgesprächen geschafft. Und dass es bislang noch nicht geklappt hat, entmutigt ihn nicht. „Das hat mir Frau Köhler-Böber gezeigt: Man darf nicht so schnell aufgeben.“ Das Projekt Starthilfe sucht immer Coaches. Die sollten lebens- und berufserfahren sein und genügend Zeit mitbringen, einen Schüler ein- bis zweimal pro Woche nachmittags beraten zu können.

Die Coaches kommen aus allen Lebens- und Berufsbereichen, von der Verkäuferin bis zum Manager. Für die durch ihren Einsatz entstehenden Kosten erhalten die ehrenamtlichen Coaches eine kleine Aufwandsentschädigung. Nähere Informationen gibt es bei Jenny Fabig unter der Telefonnummer 040/41402341.