Werner Spec über Mut, vorausschauende Planung und die anfängliche Skepsis der Politiker

Werner Spec, Oberbürgermeister der 89.000 Einwohner zählenden Stadt Ludwigsburg nördlich von Stuttgart, berichtet im Interview mit dem Hamburger Abendblatt von seinen Erfahrungen mit dem Integrierten Stadtentwicklungskonzept (ISEK) und gibt Tipps für ein gutes Gelingen.

Hamburger Abendblatt:

Herr Spec, was hätte Ludwigsburg ohne das ISEK heute nicht?

Werner Spec:

Das Stadtentwicklungskonzept hat zu viel mehr Dynamik in der Stadt geführt, die Bürger identifizieren sich stärker mit der Stadt. Außerdem hat sich eine andere Kultur in Politik und Verwaltung etabliert, wir planen jetzt viel vorausschauender und denken in Zusammenhängen.Ludwigsburg hat nur zwölf Millionen Euro Schulden. Wir planen unseren Haushalt jedes Jahr so, dass kommende Generationen nicht belastet werden.

Und welche konkreten Projekte wurden dank des ISEK umgesetzt?

Spec:

Wir haben heute das größte Biomasse-Heizkraftwerk in Baden-Württemberg, das ist eine direkte Folge des ISEK, in dem wir uns stark mit Energie beschäftigt haben, schon weit vor Fukushima. Dann sind wir beispielsweise Modellkommune für Elektromobilität, wir haben unsere Innenstadt attraktiver gestaltet und wie viele andere Kommunen auch den Kita-Bereich kräftig ausgebaut.

Auf welche Widerstände sind Sie während des Prozesses gestoßen?

Spec:

Am Anfang waren die Politiker sehr unsicher. Sie haben sich gefragt, was passiert, wenn die Verwaltung direkt mit den Bürgern kommuniziert. Werden die Volksvertreter dann überflüssig? Die Skepsis hat sich aber schnell gelegt. Wenn wir das ISEK nicht gemacht hätten, würden sie heute wahrscheinlich sagen, Ludwigsburg hätte zu wenig Bürgerbeteiligung.

Welche Tipps können Sie der Stadt Buchholz für ihren Weg geben?

Spec:

Für ein gutes Gelingen sind viele Faktoren wichtig. Unter anderem ist es entscheidend, unbedingt eine breite Schicht unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppen einzubeziehen, damit im ISEK nicht nur die Meinung einiger weniger gehört wird. Dann braucht man Mut, in einem größeren Zusammenhang zu denken und das auch über Jahre durchzuhalten. Das ISEK ist kein abgeschlossener Prozess, sondern entwickelt sich sowieso weiter.