CDU fordert Konzepte für den alten Seehafenbahnhof. Die Hafenbehörde will dort allerdings Güterzüge be- und entladen

Harburg . Unsinn oder Plan mit Potenzial? Die Harburger CDU fordert den Bezirk auf, die Möglichkeit einer Wohnbebauung auf dem Gebiet des ehemaligen Seehafenbahnhofs zu prüfen. Ein entsprechender Antrag der Fraktion soll in der nächsten Sitzung der Bezirksversammlung am Dienstag, 26. November, verhandelt werden. Auch die Ansiedlung von Dienstleistungsunternehmen auf der Hafenfläche will die CDU prüfen lassen.

Da fordere die CDU etwas, von dem sie wisse, dass es völliger „Nonsens“ sei, sagt ein SPD-Mitglied. Anlass für den Antrag der CDU ist offenbar ein Vortrag von Arnold Mergell – Mitglied des Vorstandes des Wirtschaftsvereins für den Hamburger Süden und Geschäftsführer der Hobum Oelochemicals GmbH – im Stadtplanungsausschuss der Bezirksversammlung. Mergell hatte dort auf Einladung der Verwaltung Stellung zu den Plänen von Hamburg Port Authority (HPA) zum Ausbau des alten Seehafens an der Seehafenstraße bezogen. Der Harburger Unternehmer hatte deutlich gemacht, dass der Ausbau zum Güterbahnhof vernünftig sei, wenn Hamburg den Hafen haben und die Güter auf die Schienen bringen wolle. Von dieser Aussage fühlte sich die CDU aufgeschreckt. Zwischenzeitlich sollen nämlich auch andere Nutzungsmöglichkeiten im Gespräch gewesen sein, die eine Alternative zur Reaktivierung des Seehafenbahnhofs dargestellt hätten. „Die sind nun aber offenbar wieder ad acta gelegt, wie uns Herr Mergell in der Sitzung mitteilte“, so CDU-Fraktionschef Ralf-Dieter Fischer.

„Für die Stadtentwicklung des Bezirks wäre es unerträglich“, heißt es in dem daraufhin formulierten CDU-Antrag, „wenn in Zukunft nahe an Wohn- und modernen Entwicklungsgebieten ein Rangier- und Verladebahnhof entstehen würde.“

Die HPA plant derzeit den Ausbau des Harburger Seehafenbahnhofs und ein Anbindungsgleis nach Altenwerder. Allerdings, so HPA-Sprecherin Sinje Pangritz, sei mit einer Realisierung des Projekts vor 2020 nicht zu rechnen. „Der genaue Realisierungszeitpunkt richtet sich neben den finanziellen Rahmenbedingungen nach der weiteren Umschlags- und Verkehrsentwicklung des Hamburger Hafens“, so Pangritz. Diese Planung, so die HPA-Sprecherin, gehe eindeutig aus dem Hafenentwicklungsplan 2015 hervor. Und der wiederum ist eine Fortschreibung des Hafenentwicklungsplans aus dem Jahr 2007. Damals hatte die CDU die Mehrheit in der Hansestadt. Eine Überraschung können die Pläne von HPA also auch für die Harburger CDU nicht sein.

Es sei, so Pangritz, „langfristig für die Entwicklung des Hamburger Hafens wichtig, die Flächen im Hafennutzungsgebiet mit Bahnentwicklungspotenzialen zu sichern.“ Und eine dieser Flächen sei der Seehafenbahnhof Harburg, der derzeit keine direkte Anbindung an das Hauptnetz der Hafenbahn habe. „Eine verbesserte Anbindung des Seehafenbahnhofs an die Containerschwerpunkte im westlichen Hafen könnte zusätzlich benötigte Puffer- und Servicefunktionen schaffen“, sagt Pangritz. Daher sei diese Anbindung eine langfristige strategische, planerische Option, die in den weiteren Infrastrukturplanungen berücksichtigt werde.

Will die CDU im Bezirk Harburg die Verwaltung und die SPD also vorführen? In ihrem Antrag verlangt die CDU-Fraktion unter anderem einen Bericht der Verwaltung, „welche konkreten Schritte im Hinblick auf Planungs- und Gesetzesänderungen erforderlich wären, und in welchem Umfang Wohnungsbau möglich sein könnte“ .Da gebe es nun wirklich weit interessantere Flächen für möglichen Wohnungsbau im Bezirk, wie beispielsweise Moorburg, kontert Sören Schinkel, SPD-Bezirksabgeordneter.

In der Tat: Das Wohnen direkt an Güterbahngleisen scheint nicht gerade erstrebenswert. Die Hafenbahn fährt täglich auf der Strecke durch Harburg und Seehafenstraße. „Wir fordern ja auch seit Jahren, dass die Güterbahnstrecke aus Harburgs Innenstadt raus gelegt wird. Und dann sieht die Sache dort schon anders aus“, hält Fischer dagegen.

Selbst wenn es aber irgendwann keinen Güterverkehr mehr auf der Schiene durch Harburg gäbe, bliebe die Seehafenstraße als Lärm- und Emissionsquelle. Und die wird in absehbarer Zukunft zumindest vorübergehend zur „heimlichen“ Hafenquerspange. Nämlich dann, wenn die A 26 in den nächsten Jahren in Moorburg an die Autobahn A 7 angeschlossen wird. In Planung ist die Weiterführung der A 26 südlich an Moorburg und Wilhelmsburg vorbei bis zur Autobahn 1. Die Finanzierung des Projekts steht indes noch in den Sternen. Zuerst aber rollt der Verkehr durch die Seehafenstraße, durch den Binnenhafen nach Neuland zur Autobahnauffahrt Harburg.