Die Neugrabener Kita „Wunderland“ besticht durch ein zukunftsweisendes Energiekonzept

Neugraben. Ausgelassen tollen gut zwei Dutzend Mädchen und Jungen durch den Garten der Kita an der Francoper Straße 55a. Dass sie sich hier, im alten Neugrabener Dorf, offenbar wohlfühlen, spürt der Gast sofort. „Wunderland“ heißt das Zwergenreich, das seinen Namen gleich in mehrfacher Hinsicht völlig zu Recht trägt.

„Dass die Anfang August 2010 eröffnete Kita mal Teil eines Bauernhofes war, ist zwar noch zu erahnen“, sagt Stephan Pohl, Geschäftsführer des gemeinnützigen Trägers Weltwissen-Kitas Hamburg. „Bei der Transformation des 1969 erbauten Viehstalls in ein Paradies für insgesamt 85 Kinder hat das Architektenbüro Knaak & Prell aber tatsächlich wahre Wunder vollbracht.“

Das wuchtige Gebäude besticht nicht nur durch helle, freundliche und mit modernem Mobiliar ausgestattete Räume. Es zeichnet sich vor allem durch ein zukunftsweisendes Energiekonzept aus. „Den eigenen Energiebedarf auch über eine umweltfreundliche Photovoltaikanlage zu decken, war von Beginn an erklärtes Ziel des Umbaus“, sagt Architekt Sönke Prell. „Die Kita verfügt aber auch über eine mit einer Wärmepumpe gekoppelte Fußbodenheizung und eine Regenwasser-Nutzungsanlage.“

Visualisierung der Energieströme soll Verbrauchsverhalten verändern

26.000 Euro hat der Kita-Träger in die 190 Quadratmeter große Photovoltaikanlage auf der südlichen Dachfläche, bestehend aus 84 Hochleistungs-Dünnschichtmodulen, investiert. „Geschätzte 42.000 Euro wird sie innerhalb von 20 Jahren einspielen, womit sie sich spätestens nach zwölf Jahren amortisiert haben dürfte“, sagt Ulrich Fuchs von der Hamburger Firma Solarfuchs, die die Anlage mit einer Leistung von 8,4 Kilowatt installiert hat. Bei einem prognostizierten Jahresertrag von 6700 Kilowattstunden würde sie 3,9 Tonnen CO2 per annum sparen.

Der besondere Clou der „Wunderland“-Solaranlage besteht unterdessen in einer jederzeit abrufbaren Visualisierung der Energiebilanz. „Mittels eines sogenannten Variomuc-Controllers werden sowohl die Erträge und deren Einspeisung ins Stromnetz als auch der Verbrauch an ein Rechenzentrum gesendet, wo die Daten dann aufbereitet und in einem Online-Portal grafisch dargestellt werden“, erklärt Uwe Lemm von der Vattenfall Metering GmbH.

Mit diesem Zusatzmodul ist die Kita „Wunderland“ der Zeit weit voraus. Als Teil eines Pilotprojekts des Energieversorgers, zu dem zwei weitere Anlagen in Farmsen und auf Gut Karlshöhe gehören, liefern die Neugrabener Zwerge wichtige Erkenntnisse darüber, in wieweit der Energieverbrauch sinnvoll steuerbar ist. „Durch die Visualisierung der Energieströme lässt sich das Verbrauchsverhalten viel bewusster kontrollieren und im Sinne einer nachhaltigen Nutzung lenken“, so Lemm.

Die Kita profitiert vom Wissen um die Energieströme in ihrem Domizil schon heute. „Um die Mittagszeit, wenn die Sonne am höchsten steht und unsere Photovoltaikanlage den meisten Strom produziert, betreiben wir auch unsere stromintensiven Geräte wie die Küchenboxen zum Erwärmen des Essens, den Geschirrspüler und die Waschmaschinen“, berichtet Stephan Pohl. In dem die Kita ihre Hauptverbrauchszeit in die Hauptproduktionszeit verlege, entfalle das Einspeisen ins Stromnetz. Was schon deshalb sinnvoll ist, weil ein Drittel der Einspeisungserträge durch Netznutzungsentgelte gemindert werden. „Es ist also tatsächlich günstiger, den selbst erzeugten Strom möglichst im Haus zu behalten und selbst zu verbrauchen“, so Pohl.

Der Geschäftsführer des Zwergenreichs schätzt am innovativen Energiekonzept unterdessen auch dessen pädagogischen Wert. „Unsere Anlagen dienen einfach als Anschauungsobjekte für den Einsatz regenerativer Energien“, sagt Stephan Pohl. Die Kinder könnten so leichter nachvollziehen, wie Energie entstehe, wie viel davon wofür ge- und verbraucht werde und wodurch sich am meisten Energie sparen lässt.

Für Pohl ergänzt das Energiekonzept das moderne Pädagogikkonzept der Weltwissen-Kitas auf ideale Weise. Nicht nur, dass die Kinder im alten Neugrabener Dorf durch eine gebürtige US-Amerikanerin auch bilingual betreut werden. Angeboten werden überdies eine integrative Sprachförderung und eine Lernlandschaft mit fünf verschiedenen Funktionsräumen.