Insolvenzverwalter spricht mit mehreren möglichen Investoren. In Branchenkreisen wird das Interesse der Khan Group eher mit Skepsis aufgenommen.

Hamburg. Die insolvente Sietas-Werft in Neuenfelde ist nicht aufgegeben. Nach dem chinesischen Schiffbauer ZPMC hat jetzt ein weiteres Unternehmen aus Asien Interesse an der Traditionswerft bekundet. Es handelt sich um den Mischkonzern Khan Group aus Bangladesh, nach eigenen Angaben eines der größten Unternehmen des Landes, das in den Bereichen Luftfahrt, Export, Import und Reisedienstleistungen tätig ist. Unternehmenschef Shamsuddin Khan führte in den vergangenen Tagen Gespräche über ein Joint Venture unter anderem mit Insolvenzverwalter Berthold Brinkmann. „Wir führen Gespräche mit mehreren Interessenten“, hieß es aus dem Büro des Insolvenzverwalters, ohne Einzelheiten zu nennen.

Solche Erstgespräche sind offenbar aber nicht ungewöhnlich, und sie sagen noch nichts über die Erfolgsaussichten aus. In Branchenkreisen wird das Interesse der Khan Group eher mit Skepsis aufgenommen, denn das Unternehmen plant in Zusammenarbeit mit Sietas, eine Werft in Chittagong aufzubauen. Ein Schiffsbauer ist aber nicht zwangsläufig als Errichter einer Werft geeignet. Zumindest würde ein solches Projekt nicht viele Arbeitsplätze in Neuenfelde sichern. Für eine ernsthafte Berücksichtigung müssen die Interessenten detaillierte Konzepte beim Insolvenzverwalter vorlegen. Das ist bisher noch nicht geschehen.

Anders dagegen wird die chinesische Offerte beurteilt. „Die Chinesen muss Hamburg hofieren, wenn es die Werft retten will“, sagt ein Branchenkenner. Mitte Oktober soll eine Delegation des chinesischen Schiff- und Anlagebaukonzerns ZPMC nach Hamburg kommen, um die Werft zu besichtigen. Danach wird sich entscheiden, ob das Unternehmen ein Übernahmeangebot abgibt. ZPMC baut Containerbrücken und Schwergutschiffe. Angesichts der Überalterung der chinesischen Fischereiflotte könnte es ein Modell sein, dass in Hamburg Typschiffe gebaut werden, die dann in China in Serie gehen, hatte Insolvenzverwalter Berthold Brinkmann zuletzt erläutert.

Die Sietas-Werft hatte Ende 2011 Insolvenz angemeldet. Derzeit arbeiten noch 150 Menschen auf der Werft, deren Beschäftigung bis Anfang 2014 gesichert ist. Sie sind mit der Endausrüstung eines Offshore-Windkrafterrichterschiffes beschäftigt, das Anfang 2014 abgeliefert werden soll.