Das Pilotprojekt der Telekom bleibt vorerst auf den Norden Hamburgs beschränkt. Außenwerber JCDecaux wäre zu Gesprächen bereit

Harburg. Beim Shoppen die besten Boutiquen finden oder einfach nur den kürzesten Weg zum Restaurant mit den meisten Empfehlungen – das wünschen sich Einheimische wie Touristen auch südlich der Elbe. Für viele ist das heute kein Problem mehr Dank Smartphone oder Tablet und entsprechender Online-Tarife. Doch wer sich solche nicht leisten will, ist unterwegs auf so genannte HotSpots angewiesen. Über sie kann man sich mit seinem mobilen Endgerät trotzdem ins Internet einklinken. In Harburg dürfte das allerdings noch eine Weile dauern.

„Wireless Local Area Network“, oder kurz WLAN, bezeichnet die drahtlose Zugriffsmöglichkeit auf ein lokales Netzwerk, um Daten intern oder mit dem Internet auszutauschen. Was in anderen europäischen Metropolen wie Barcelona, Wien und Athen zum Teil schon großflächig funktioniert, steckt hierzulande noch in den Kinderschuhen. Gerade haben sich Hamburg und die Telekom für ein Pilotprojekt gefeiert, mit dem sie Vorreiter in Deutschland sein wollen.

Seit 13. September ist der Hafenbereich um die Landungsbrücken ausgebaut worden. Jetzt ist das Cruise Terminal Altona dran. Anschließend folgen die großen Shopping-Meilen Mönckebergstrasse, Jungfernstieg, Gänsemarkt, Große Bleichen sowie der Fischmarkt und die Hafencity, die zu einer quasi lückenlosen HotSpot-Area verschmolzen werden sollen. „Für die Außenversorgung dieser Bereiche errichtet die Telekom neben den in Hamburg bereits bestehenden 500 HotSpots bis zum Jahresende noch mehr als 100 weitere“, so Telekom-Sprecherin Stefanie Halle.

Für Anfang 2014 ist der Ausbau in St. Pauli und im Bereich um die Reeperbahn geplant. Bis zum Ende des ersten Quartals soll es dann rund 700 Hotspots in Hamburg geben – nördlich der Elbe. Auf die Frage, wann denn Harburg eingebunden werde, ließ die Telekom-Sprecherin wissen: „Ob weitere Gebiete in der Hansestadt ausgebaut werden, wird entschieden, wenn wir genug Erfahrungen in der Hamburger City gesammelt haben.“

Vielleicht hätte das hiesige Citymanagement doch besser seine eigenen Aktivitäten in Sachen Vernetzung vorantreiben sollen. Denn angepackt hat es das Thema gemeinsam mit dem Harburger MarketingBoard bereits vor Monaten. „So hatten wir zum Beispiel zu einer Freifunk-Initiative in Berlin Verbindung aufgenommen“, berichtet Citymanager Matthias Heckmann. Das Unternehmen Hotsplots hat sich auf Kunden spezialisiert, die ihre privaten Internetzugänge mit anderen teilen wollen, auch im öffentlichen Raum.

„Da hier aber Investitionskosten von 5000 bis 7000 Euro sowie weitere laufende Monatskosten fällig geworden wären, haben wir uns dann doch anderweitig orientiert“, so Heckmann.

Zumal dann auch noch das Pilotprojekt der Telekom bekannt geworden sei, das die Stadt gar nichts kostet. Dafür ist das Telekom-Angebot auch nur bedingt konkurrenzfähig.

Denn kostenfrei ist es für den Nutzer nur eine Stunde lang. Will er weiter surfen, muss er einen Tagespass für 4,95 oder eine Monatsflat für 34,95 Euro buchen.

Dass solcherart öffentlicher WLAN-Service für die User auch gänzlich kostenlos und zeitlich unbegrenzt zu haben ist, beweist Düsseldorf. Möglich macht es die Wall AG, seit 2009 Teil der JCDecaux-Gruppe, die im Bereich Außenwerbung weltweit die Nummer eins ist. Gestartet ist das Projekt bereits am 3.September mit derzeit zehn HotSpots rund um den bekannten Boulevard Kö.

Bis zum Jahresende sollen 30 HotSpots eingerichtet sein, bis Ende 2015 mehr als 50. „Installiert sind die drahtlosen Internetzugriffspunkte in den Stadtinfoanlagen und elektronischen Werbetafeln“, sagt Pressesprecherin Frauke Bank.

Finanziert wird der Service über die Vermarktung der Werbeflächen. „Mit dem Aufbau eines solchen WLAN-Netzes machen wir den ersten Schritt hin zu einer öffentlichen, digitalen Infrastruktur“, sagt Vorstandschef Daniel Wall.

Laut Frauke Bank wäre JCDecaux jederzeit bereit, auch über Lösungen für WLAN-Netze in Hamburg zu sprechen.

Offenbar also eine ernsthafte Option für Harburg, sollte der Telekom der Sprung über die Elbe mittelfristig nicht gelingen.